Auch wenn der Begriff der Digitalisierung inzwischen fast schon inflationär verwendet wird, ist er nicht eindeutig definiert. In einem rein technischen Sinne versteht man unter Digitalisierung die Übertragung von Daten aus einem analogen in ein digitales Format. Heute wird Digitalisierung jedoch meist gleichgesetzt mit dem durch Informations- und Kommunikationstechnologien induzierten Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft.[1]

Eng verknüpft mit dem Begriff der Digitalisierung sind die Konzepte Industrie 4.0, Internet of Things, Big Data und Künstliche Intelligenz. Mit dem Schlagwort Industrie 4.0 wird die sog. vierte industrielle Revolution beschrieben,[2] welche die durch die Digitalisierung hervorgerufene Transformation in der industriellen Produktion zum Gegenstand hat. Als Internet of Things wird die Vernetzung von Geräten aller Art (z. B. Produktionsanlagen, mobile Endgeräte) über das Internet bezeichnet, wodurch diese selbstständig Daten austauschen und darauf aufbauend Aktionen auslösen können.[3] Mit der Verarbeitung und Analyse der u. a. durch das Internet of Things entstehenden immensen Datenmengen beschäftigt sich der Big Data-Ansatz.[4] Als Analysewerkzeug können dafür Ansätze der künstlichen Intelligenz (KI) verwendet werden, die ihr menschliches Pendant mittels sog. künstlicher neuronaler Netze nachzubilden versucht, um u. a. bislang nicht bekannte Muster und Zusammenhänge aufzudecken.[5]

Zwei Perspektiven

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Plankostenrechnung sollen im Folgenden aus zwei Perspektiven, der systeminternen und der systemexternen, analysiert werden. In der systeminternen Betrachtungsweise soll dargelegt werden, wie sich die Digitalisierung auf das bestehende System der Plankostenrechnung auswirken kann. Aus systemexterner Sicht soll untersucht werden, ob sich infolge der Digitalisierung möglicherweise neue Ansätze zur Kostensteuerung im Produktionsbereich ergeben, die an die Stelle der Plankostenrechnung treten können. Implizit sind mit dieser Unterscheidung auch unterschiedliche Zeithorizonte verbunden. Während die systeminterne Perspektive mittelfristig ausgerichtet ist, unterstellt die systemexterne Perspektive tendenziell einen langfristigen Betrachtungshorizont.

Diese Ausführungen beschreiben mögliche Entwicklungen, die jedoch aus heutiger Sicht als spekulativ einzustufen sind. Noch sind die konkreten, für die Kostensteuerung relevanten Anwendungen der Digitalisierung erst in ihren Konturen vorherzusehen. Unklar ist zudem, auf welche Akzeptanz sie in der Unternehmenspraxis stoßen und in welcher Geschwindigkeit sie sich dort verbreiten werden. Zudem wurden bis heute keine Untersuchung zur Auswirkungen der Digitalisierung auf die Plankostenrechnung angestellt, auf deren Ergebnisse hätte zurückgegriffen werden können.

[1] Vgl. Hess, 2018.
[2] Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2013.
[3] Vgl. Sendler, 2018, S. 18.
[4] Vgl. Fasel/Meier, 2016, S. 5 ff.
[5] Vgl. Lakemeyer, 2017, S. 2.

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