3.1 Entscheidungen und Entscheidungsorientierung

3.1.1 Anforderungen durch die Business Judgement Rule

Die Moderne Budgetierung fordert, die "gesetzte Ziele und Absichten … für die Mitarbeiter klar und verständlich [zu] machen".[1] Weniger Beachtung fand dabei der Aspekt der Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen. Tatsächlich sind die Grundlagen für die Freigabe von Budgets, die Festlegung von Plan-Werten und die Initiierung von Maßnahmen oder Projekten zur Unternehmensgestaltung immer Entscheidungen, die speziell von der Unternehmensführung getroffen werden.

Eine Moderne Unternehmensplanung befasst sich mit den wichtigen "unternehmerischen Entscheidungen" (§ 93 AktG)[2], an die bestimmte Anforderungen und Rechtsfolgen gerichtet sind.

Aus § 93 AktG folgt, dass das Vorliegen "angemessener Informationen" als Grundlage einer Entscheidung seitens des Vorstands, respektive Geschäftsführers, bewiesen werden muss, damit nicht von einer Sorgfaltspflichtverletzung ausgegangen wird.[3] Angemessene Informationen bedeuten hier das Vorhandensein einer Entscheidungsvorlage und die Unternehmensplanung ist Teil einer solchen.

In der Entscheidungsvorlage zur Planung sind die Ziele und Nebenbedingungen der Entscheidung, die Handlungsmöglichkeiten, Annahmen und Prognosen und insbesondere die mit jeder Entscheidung verbundenen Chancen und Gefahren (Risiken) nachvollziehbar zu benennen.

[1] Nasca et al., 2018, S. 39f.
[2] Business Judgement Rule, vgl. dazu Gleißner, 2021, S. 16ff und RMA, 2019, S. 17ff.
[3] Vgl. Graumann/Linderhaus/Grundei, 2009, S. 492ff; RMA, 2019, S. 52ff und ICV, 2021, S. 9ff.

3.1.2 Ergänzung um risikoadjustierte Performancemaße

Empfehlenswert ist zudem eine Moderne Unternehmensplanung, die zunächst der Entscheidungsunterstützung dient, mit einem klar definierten Entscheidungsmaßstab zu verknüpfen. Als solche eignen sich insbesondere risikoadjustierte Performancemaße[1] und speziell der modellbasiert berechnete Unternehmenswert.

Diese Kennzahl bildet das Ertrag-Risiko-Profil von Handlungsoptionen, – also Planungsvarianten mit unterschiedlichen Maßnahmen-Katalogen – verdichtet ab. Der Unternehmenswert erfasst alle unsicheren langfristigen Auswirkungen sämtlicher planungserhaltenden Maßnahmen und erfasst

  1. erwartete Höhe,
  2. Risiko und
  3. Zeitpunkt der Zahlungen in einer Kennzahl.

Entscheidend ist es, dass für eine solche "wertorientierte Moderne Unternehmensplanung" die Auswirkungen von Chancen und Gefahren auf den Unternehmenswert sachgerecht erfasst werden.[2]

[1] Vgl. Gleich, 2021.
[2] Vgl. weiterführend Gleißner, 2019, S. 1243ff.

3.2 Strategiebasierte, integrierte Planung

Entscheidungen der Unternehmensführung (s. Kap. 1) haben Auswirkungen auf das operative Tagesgeschäft, die aber in einem strategischen Rahmen mit entsprechenden Vorgaben eingebunden sein sollten. Notwendig ist daher, ausgehend von einer transparent dargestellten Strategie, die operativen Implikationen, als sich daraus ergebende Maßnahmen und den entsprechenden Bedarf an Ressourcen und Budgets nachvollziehbar abzuleiten.

Dabei sind alle Implikationen zahlenmäßig zu erfassen, was eine integrierte Unternehmensplanung erfordert, die neben Erfolgsrechnung auch Bilanz und Cashflow-Rechnung (Liquiditätsrechnung) umfasst.[1] Da Strategien und Pläne mit Unsicherheit verbunden sind, folgt sachlogisch, dass auch eine operative Planung die daraus entstehenden Chancen und Risiken abbilden muss, also das Risikoprofil des Unternehmens verändert (s. Kap. 3.4).

Nützlich ist auch eine Treiberbasierung dieser Planung, die speziell die Ursache-Wirkungsbeziehung abbildet und so schnell Szenarien "auf Knopfdruck" berechnen lässt.[2]

[1] Vgl. Nasca et al., 2018, S. 38.
[2] Vgl. Tran/Navratil 2021, S. 187ff zu IT-Lösungen.

3.3 Maßnahmen als Element der Planung

Ein wichtiges Fundament der Modernen Budgetierung ist die Abbildung der Wertschöpfung. Hierbei geht es vor allem darum, dass die Mitarbeiter die eigene Wertschöpfungskette bzw. das Geschäftsmodell verstehen und in die Planung integrieren.

Aus der Entscheidungsorientierung der Unternehmensplanung ergibt sich, dass die der Planung zugrunde liegenden Maßnahmen, z. B. also freigegebene Projekte, ausdrücklich in einer Planung darzustellen sind.[1] Die Entscheidung über die Unternehmensplanung ist auch eine Entscheidung über die in dieser Unternehmensplanung enthaltenen und in den Plan-Werten, z. B. für Umsatz und Kosten, erfassten Maßnahmen (die dann wiederum auch die Wertschöpfungskette bzw. das Geschäftsmodell verändern).

Transparenz über die Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die finanziellen Plan-Werte ist damit ein entscheidendes Element einer "Modernen Unternehmensplanung". Wesentlich ist es dabei klar zwischen Maßnahmen zu unterscheiden, die

  • mit der Entscheidung über die Unternehmensplanung bereits zusammen mit ihren Budgets freigegeben sind und solchen,
  • die zwar eingeplant (also erwartet) werden, aber erst später bei einer eigenständigen "unternehmerischen Entscheidung" mit entsprechender Entscheidungsvorlage final freigegeben werden.

Die "Maßnahmen" sind neben den "Entscheidungen" also zentrale Bausteine der Unternehmensplanung.

[1] Vgl. Dillerup/Witzemann/Schröckhaas, 2020.

3.4 Chancen und Gefahren (Risiken): Planungssicherheit

3.4.1 Notwendigkeit der Berücksichtigung von Planungsunsicherheit

Die Zukunft eines Unternehmens ist unsicher, genauso wie die Auswirkungen säm...

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