4.3.1 Vorteile der Kundengruppenbetrachtung

Vorteilhafter als Ermittlung der Kundenprofitabilität

Im Handel steht daher bei vielen Auswertungen nicht die Kunden-, sondern die Kundengruppenprofitabilität im Vordergrund, da

  1. die Marge zwischen einzelnen Kunden der gleichen Kundengruppe ähnlich, aber zwischen den Kundengruppen unterschiedlich ist,
  2. bestimmte Services wie z. B. Kosten der Belieferung oder des Außendienstes zwar nicht dem einzelnen Kunden, wohl aber der Kundengruppe als Einzelkosten zugerechnet werden können und
  3. die hohe Anzahl der Kunden eine effiziente Einzelbetrachtung des Kunden nicht zulässt.

Kundengruppendeckungsbeitragsrechnung

Die Kundengruppenbeitragsrechnung hat dabei folgende Form, wobei die Kundengruppenprofitabilität auf mehreren Ebenen berechnet werden kann:[1]

 
    (Netto-) Umsatz  
  Rabatte, Boni  
  Cogs  
  = Gross Profit (DB I)  
  + Nachträgliche Vergütungen (NVG)  
  = Total Income (DB II)  
  Servicekosten (z. B. Belieferung, Außendienst, Werbung)  
  = Kundengruppendeckungsbeitrag (DB III)  

Abb. 4: Kundengruppenbeitragsrechnung

[1] Vgl. Coenenberg/Fischer/Günther (2009), S. 225, und Riebel (1994), S. 189.

4.3.2 Profitabilitätsberechnung trotz Systembruchs

Informations­systembruch kann zu zusätzlichen Problemen führen

In der Praxis taucht dabei ein zusätzliches Problem durch einen Informationssystembruch auf: Die Cogs werden im Warenwirtschaftssystem auf Artikelebene verwaltet und möglichst – nach dem Jahresgespräch mit dem Lieferanten – konstant gehalten. Die nachträglichen Vergütungen werden hingegen nur im Finanzbuchhaltungssystem auf Lieferantenebene nachgehalten und nur bei Auswertungsrechnungen auf Waren- und Kundengruppen verteilt. Diese Auswertung ist ungenau, wie das folgende Beispiel zeigt. Den Planumsatz pro Artikel zeigt Abb. 5.

 
Artikel Preis Cogs (ohne NVG) DB pro Stk Marge Lieferant Wgr Stk Umsatz DB I
A1 125,00 100,00 25,00 20,0 % L1 W1 100 12.500 2.500
A2 130,00 105,00 25,00 19,2 % L1 W2 50 6.500 1.250
A3 130,00 120,00 10,00 7,7 % L2 W1 50 6.500 500
A4 145,00 135,00 10,00 6,9 % L2 W2 100 14.500 1.000
A5 140,00 130,00 10,00 7,1 % L2 W3 100 14.000 1.000
Summe               54.000 6.250

Abb. 5: Beispiel 2 – Absatzplanung

Jeder Artikel ist eindeutig sowohl einer Warengruppe (W1-W3) als auch einem Lieferanten zugeordnet (L1-L2). Mit den Lieferanten werden in den Jahresgesprächen nachträgliche Vergütungen vereinbart, die ins Verhältnis mit dem geplanten Umsatz des Lieferanten gesetzt werden (s. Abb. 6).

 
Lieferant NVG Umsatz DB I NVG DB II DB II %
L1 10,0 % 19.000 3.750 1.900 5.650 29,7 %
L2 25,0 % 35.000 2.500 8.750 11.250 32,1 %
Summe   54.000 6.250 10.650 16.900 31,3 %

Abb. 6: Beispiel 2 – Nachträgliche Vergütungen

Für jeden Lieferanten kann nun auf Basis dieser Planung die Lieferantenprofitabilität ermittelt werden. Sie beträgt für den ersten Lieferanten 29,7 % und für den zweiten 32,1 %.

Auf Basis der Zuordnung der Artikel zu Warengruppen und Lieferanten kann der Deckungsbeitrag je Warengruppe ermittelt werden:

 
Wgr Umsatz DB I NVG NVG % DB II
W1 19.000 3.000 2.875 15,1 % 5.875
W2 21.000 2.250 4.275 20,4 % 6.525
W3 14.000 1.000 3.500 25,0 % 4.500
Summe 54.000 6.250 10.650 19,7 % 16.900

Abb. 7: Beispiel 2 – Deckungsbeitrag der Warengruppen

Da im Warenwirtschaftssystem und im angeschlossenen Data Warehouse die Umsätze und der DB I nur nach Waren- und Kundengruppe ermittelt werden können, werden die nachträglichen Vergütungen (NVG) entsprechend dem Umsatzanteil an der Warengruppe verteilt (Spalte DB II). Würde die Verteilung entsprechend dem NVG-Satz des Lieferanten auf Artikelebene erfolgen, käme man zu einem anderen Ergebnis (Spalte DB II kor. in Abb. 8).

 
Kunde Artikel Stk Umsatz DB I Wgr NVG % DB II   DB II kor.
K1 A1 20 2.500 500 W1 15,1 % 878   750
  A2 10 1.300 250 W2 20,4 % 515   380
  A3 10 1.300 100 W1 15,1 % 297   425
  A4 50 7.250 500 W2 20,4 % 1.976   2.313
  A5 50 7.000 500 W3 25,0 % 2.250   2.250
Summe K1     19.350 1.850     5.916   6.118
K2 A1 20 2.500 500 W1 15,1 % 878   750
  A2 30 3.900 750 W2 20,4 % 1.544   1.140
  A3 10 1.300 100 W1 15,1 % 297   425
  A4 50 7.250 500 W2 20,4 % 1.976   2.313
Summe K2     14.950 1.850     4.695   4.628
K3 A1 60 7.500 1.500 W1 15,1 % 2.635   2.250
  A2 10 1.300 250 W2 20,4 % 515   380
  A3 30 3.900 300 W1 15,1 % 890   1.275
  A5 50 7.000 500 W3 25,0 % 2.250   2.250
Summe K3     19.700 2.550     6.290   6.155
Summe alle Kunden   54.000 6.250     16.900   16.900

Abb. 8: Beispiel 2 – Erfolg nach Kundengruppen

Während die Rangfolge der absoluten Deckungsbeiträge DB II und DB II kor. gleich sind, verändert die unterschiedliche Verteilung der NVG die Rangfolge in Prozent vom Umsatz.

 
    DB II % Rang   DB II kor. % Rang
K1   30,6 % 3   31,6 % 1
K2   31,4 % 2   31,0 % 3
K3   31,9 % 1   31,2 % 2

Abb. 9: Beispiel 2 – Rangfolge Kundenprofitabilität

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