Rz. 48

Um dem LkSG gerecht zu werden, können unternehmensinterne und -externe Nachhaltigkeitspraktiken umgesetzt werden (s. Tab. 5). Die internen Praktiken umfassen Monitoring und Auditing, Standards und Zertifikate sowie Lieferantenauswahl und -evaluation. Standards und Zertifikate bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Lieferanten an Vorgaben und Normen zu binden, deren Einhaltung durch ein konsequentes Monitoring sichergestellt werden kann. Hierbei kommen einheitliche Monitoring-Ansätze sowie regelmäßige Auditierungen zum Einsatz. Gerade bei Hauptlieferanten wollen die Unternehmen nicht nur einmalig, sondern wiederkehrend vor Ort sein und ihre Anforderungen immer wieder einbringen. Das Lieferantenmanagement beschränkt sich nicht mehr nur auf die direkten Anbieter, sondern umfasst auch die Firmen vorgelagerter Ebenen (Tier 2, Tier 3 etc.). Neben den klassischen Beurteilungskriterien wie z. B. Produkt- und Prozessqualität oder Preis fließen Nachhaltigkeitsaspekte in die Lieferantenbewertung ein. Nachhaltigkeitsleistung ist somit eine Eingangsvoraussetzung für Vertragsschluss und Auftragsvergabe. Hierbei ist seitens der Lieferanten Gesetzeskonformität allein nicht immer ausreichend, sie müssen zudem Vorgaben der Warenabnehmer und des fokalen Unternehmens erfüllen. Die meisten Unternehmen haben eine klare Vorstellung davon, wie sich ihre Lieferanten in Bezug auf Standards und Zertifikate zu verhalten haben. Verschiedene Verhaltenskodizes ("Codes of Conduct") mit einer Vielzahl von Forderungen sind gängige Praxis, die bzgl. des LkSG sicherlich überarbeitet und angepasst werden müssen.

 
Interne Praktiken Externe Praktiken
Kodierung Häufigkeit (N = 112) Kodierung Häufigkeit (N = 119)
Monitoring 39 (34,8 %) Transparenz

35

(29,4 %)
Standards & Zertifikate 32 (28,6 %) Langfristige Beziehungen

24

(20,2 %)
Lieferantenauswahl 22 (19,6 %) Lieferantenentwicklung

15

(12,6 %)
Lieferantenevaluation 19 (17,0 %) Rückverfolgbarkeit

14

(11,8 %)
    Kooperation

12

(10,1 %)
    Gemeinsame Entwicklung

11

(9,2 %)
    Erweiterte Kommunikation

8

(6,7 %)
Gesamt 112 (100 %) Gesamt 119 (100 %)

Tab. 5: Interne und externe Nachhaltigkeitspraktiken für das LkSG

 

Rz. 49

Externe Nachhaltigkeitspraktiken umfassen v. a. die unternehmensübergreifende Transparenz und Rückverfolgbarkeit sowie das Beziehungsmanagement i. R. e. langfristigen Lieferantenentwicklung. Das LkSG bedarf zudem einer intensiven Kommunikation und Kooperation sowie gemeinsamer Entwicklungen zwischen Unternehmen und ihren internationalen Lieferanten. Langfristige Beziehungen sind die Basis, um Lieferanten zu einem nachhaltigen Verhalten zu entwickeln und ihnen entsprechende Praktiken zur Verfügung zu stellen und um zusammen wirtschaftlich erfolgreich zu sein und gesetzte Nachhaltigkeitsziele gemeinsam zu erreichen. Allerdings ist es einigen Unternehmen aufgrund äußerer Rahmenbedingungen, z. B. im Projektgeschäft, kaum möglich, langfristige Beziehungen zu (kleinen und mittelgroßen) Lieferanten aufzubauen. Hier kann Kommunikation in Lieferketten als Unterstützungsinstrument genutzt werden, um Vorgaben bei Lieferanten einzufordern und selbst geforderte Vorgaben einzuhalten. In Deutschland ansässige fokale Firmen lassen sich durchaus von ihren ausländischen Lieferanten und Supply Chain Partnern beraten. Also kann auch der (zur Richtung der Propagierung von Nachhaltigkeitsanforderungen umgekehrte) Weg vom (vorgelagerten) Lieferanten hin zum fokalen Unternehmen ein weiterer Schritt zu einer gemeinsamen Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit sein.

 

Rz. 50

Eine konsequente Management-Orientierung zu mehr Nachhaltigkeit sowie die Berücksichtigung von Interessengruppierungen und Stakeholdern bilden die wichtigsten Voraussetzungen, um die Nachhaltigkeitspraktiken umsetzen zu können. Zu beachten sind zudem politische Einflussfaktoren und das Wettbewerbsumfeld sowie der evtl. bestehende Bedarf, die Lieferkette (zumindest in Teilen) neu zu konzipieren. Hierbei können lokale Wertschöpfungsketten oder direkte Beschaffung erforderlich werden. Ausbildung und Lernen sowie Innovation sind weitere Voraussetzungen für den Einsatz von Nachhaltigkeitspraktiken für das LkSG. Tab. 6 fasst diese Ergebnisse zusammen:

 
Kodierung Häufigkeit (N = 179)
Management-Orientierung 43 (24,0 %)
Interessengruppen/Stakeholder 43 (24,0 %)
Politischer Einfluss 26 (14,5 %)
Wettbewerb 19 (10,6 %)
Neukonzeption der Lieferkette 19 (10,6 %)
Ausbildung und Lernen 10 (5,6 %)
Lokale Wertschöpfungsketten 8 (4,5 %)
Direkte Beschaffung 6 (3,4 %)
Innovation 6 (3,4 %)
Gesamt 179 (100 %)

Tab. 6: Voraussetzungen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitspraktiken für das LkSG

 

Rz. 51

Vor und während der Auftragsvergabe setzen Kunden und Endverbraucher Anforderungen an Nachhaltigkeit und hinterfragen die vorgelagerten Wertschöpfungsstufen. Die Untersuchung zeigt, dass einige Unternehmen selbst zu Tier-1-Lieferanten gehören, die das LkSG betrifft. Diesen Firmen kommt bei der Umsetzung der Gesetzesvorgaben somit eine doppelte Aufgabe zu: sie müssen k...

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