Rz. 33
Die Implementierung eines nachhaltigen Supply Chain Managements kann über 2 Normstrategien erfolgen, nämlich durch Nachhaltigkeit in einer leistungs- und risikoorientierten Beschaffung und durch proaktives Supply Chain Management nachhaltiger Produkte.[1] Beide Strategieansätze ergänzen sich wechselseitig, sind daher integrativ miteinander zu verbinden und werden nachfolgend kurz skizziert.[2]
Rz. 34
Für die nachhaltige Beschaffung ist eine kontinuierliche und systematische Lieferantenevaluation unabdingbar.[3] Zulieferbetriebe müssen Umwelt- oder Sozialstandards einführen, entsprechende Verhaltenskodizes ("Codes of Conduct") befolgen und darin geregelte Mindestanforderungen einhalten.[4] Neben Kennzahlen und Metriken sind Selbstauskünfte und nachhaltigkeitsorientierte Lieferantenaudits wesentliche Instrumente der leistungs- und risikoorientierten nachhaltigen Beschaffung.[5]
Rz. 35
Durch ein proaktives Supply Chain Management nachhaltiger Produkte sind fokale Unternehmen häufig gezwungen, die Wertschöpfungskette umfassender zu managen.[6] Ausgangspunkt hierfür ist das "Multi-tier Supplier Management", welches nicht nur direkte Zulieferbetriebe, sondern zudem vorgelagerte Lieferanten über mehrere, idealerweise sämtliche Stufen des Lieferantennetzwerks erfasst.[7] Mit Hilfe der Ökobilanzierung ("Life Cycle Assessment") können ökologische Einwirkungen von Produkten über ihre gesamte Lebensdauer analysiert und daraus entsprechende Vorgaben für das Produktdesign und die Auswahl der Zulieferbetriebe abgeleitet werden.[8] Vor dem Zugriff auf entsprechende Vorprodukte ist allerdings häufig eine aktive Lieferantenentwicklung erforderlich.[9] Zudem gelingt die Herstellung umweltfreundlicher oder nachhaltiger Produkte oftmals nur bei geeigneter Kooperation aller Akteure im Lieferantennetzwerk. Dabei sind technische Kriterien zu erfüllen und Abläufe in der Lieferkette aufeinander abzustimmen.[10] Die erforderliche Koordination und Abstimmung wird durch IK-Technologie, insbes. IT-gestützte Planungswerkzeuge, ermöglicht.[11]
Rz. 36
Zahlreiche Nachhaltigkeitspraktiken kommen zum Einsatz, um sozio-ökologische Leistungsziele zu erreichen oder Mindestanforderungen der Nachhaltigkeit zu erfüllen. Hierzu empfehlen Pagell/Wu,[12] das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk zu rekonzipieren und Kontinuität in der Lieferantenbasis umzusetzen, um z. B. die für nachhaltig bewirtschaftete Lieferketten erforderliche Transparenz und Nachverfolgbarkeit erreichen zu können. Beske/Seuring[13] unterscheiden insgesamt 5 Kategorien von Nachhaltigkeitspraktiken: Ausgehend von einer klaren TBL-Orientierung des Supply Chain Managements sollen Prozesse proaktiv gesteuert, z. B. durch Stakeholder Management oder Ökobilanzierung, und ein konsequentes Risikomanagement unter Einsatz von Monitoring-Instrumenten, Standards und Zertifikaten betrieben werden. I. R. v. Kollaboration und Kooperation kommen verbesserte Kommunikation, gemeinsame Entwicklungsinitiativen sowie Maßnahmen der Logistik- und Technologieintegration zum Einsatz. Auch Beske/Seuring[14] betonen die Relevanz der Kontinuität für das nachhaltige Supply Chain Management und empfehlen Lieferantenauswahl und -entwicklung, um die benötigte Langfristigkeit der Partnerschaften in der Lieferkette zu erreichen. Dies verdeutlicht die enge Verzahnung von Normstrategien und Nachhaltigkeitspraktiken.
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