Kommissionsgeschäfte in Buchführung und Bilanz / 1.2 Wirtschaftliche Bedeutung

Rz. 10

Kommissionsgeschäfte werden getätigt, wenn der Kommittent selbst entweder nicht in der Lage oder nicht willens ist, eine bestimmte Ware zu verkaufen oder einzukaufen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Kommittent Waren über ausländische Märkte beschaffen oder absetzen will, ihm dazu jedoch die landesspezifischen Kenntnisse und Erfahrungen fehlen, die er jedoch bei einem Kommissionär nutzen kann. Die immer größer werdende Arbeitsteilung brachte es seit Langem mit sich, dass das Kommissionsgeschäft "eine besondere Arbeitstätigkeit selbstständiger Leute (wurde), welche aus dieser Dienstleistung für andere ihren Beruf machten".^[1]

Rz. 11

Ein weiterer Grund kann sein, dass der Kommittent nicht persönlich in Erscheinung treten will, beispielsweise um seine Geschäftspolitik vor Wettbewerbern zu verstecken. Auch hier kann der Kommissionär helfen, da der Kommissionär im eigenen Namen, jedoch für Rechnung des Kommittenten arbeitet, sodass der Dritte den Kommittenten nicht kennenlernen muss, dem Kommittenten aber die Früchte des Geschäftes zufallen.

Rz. 12

Aber auch ein Verkäufer kann ein Interesse daran haben, nicht als Verkäufer einer Ware zu handeln, die er vorher selbst eingekauft hat. Verkaufskommissionen werden deshalb häufig getätigt, wenn der Absatz nicht sicher ist, da bei der Kommission das wirtschaftliche Risiko stets beim Kommittenten verbleibt.

Rz. 13

Die vielfältigen Möglichkeiten, die die Kommissionsgeschäfte bieten, und die Tatsache, dass jeder Kaufmann – auch einmalig – als Kommissionär tätig werden kann, bewirken, dass das Kommissionsgeschäft im Wirtschaftsleben eine relativ große Rolle spielt. Die fehlende Notwendigkeit, dass der Kommissionär als solcher auftreten muss, bewirkt gleichzeitig, dass die Kommissionsgeschäfte eine eher unauffällige Rolle spielen.

[1] Maier-Rothschild, Handbuch der gesamten Handelswissenschaften, 4. Aufl. 1889, S. 445.