Das Melden von Zahlen im Klima-Reporting kann kein Selbstzweck sein. Ganz im Gegenteil können fundierte CO2-Zahlen Auskunft darüber geben, wo für das Management im Unternehmen "Hebel" sind, die aufgrund eines vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses steuernde Eingriffe erlauben.

Als Beispiel sei hier eine Ökobilanzierung des Produktes Bier (cradle to grave) aufgeführt. Sie zeigt einen CO2-Fußabdruck von 199,3kg/hl Verkaufsbier. Diese Summe an Treibhausgas-Emissionen verteilt sich wie folgt auf die einzelnen Prozesse: 9,1 % entfallen auf die vorgelagerten Prozesse der Rohstoffherstellung, 9,7 % auf die eigentliche Produktion, 46,7 % auf die Verpackung (Einweg-Flaschen) sowie 35,4 % auf nachgelagerte Prozesse wie die Distribution über Supermärkte bis auf den Tisch des Endkonsumenten (Abb. 5).

Abb. 5: Wirkungsabschätzung CO2 am Beispiel der Bierproduktion (GWP 100) für 100l Bier

Ein Klimabericht einer Brauerei könnte jetzt so angelegt sein, dass er die CO2-Werte vom Rohstoff bis zur Verpackung darstellen würde (also cradle to gate) – im angeführten Fall also 129,2 kg/hl Verkaufsbier. Bei einem Ausstoß von 500.000 hl pro Jahr ergäben sich hier insgesamt 64.600 t CO2.

Potentiale zur Verminderung von Treibhausgasen erkennen

Neben den verwendeten CO2-Emissionen liefert eine Ökobilanz – wie bereits oben erwähnt – auch noch andere Wirkungsabschätzungen, wie z. B. das Ozonzerstörungspotential oder die Eutrophierung. In der Regel beschränkt sich jedoch die Berichterstattung aus Gründen der Verständlichkeit auf den inzwischen weithin bekannten CO2-Fußabdruck.

Für das Management kann nun als Steuerungsinformation für Maßnahmen abgeleitet werden, dass künftige Optimierungsschwerpunkte bei der Wahl der Verpackung zu suchen sind: Hier ist für die Brauerei der größte Hebel vorhanden. Der möglicherweise intuitive Versuch, über die Auswahl der Rohstoffe (z. B. durch die Wahl von biologischer Gerste oder Hopfen aus Bio-Anbau) den Fußabdruck des Bieres zu verkleinern, ist dank der Erkenntnisse der Ökobilanzierung kein sehr erfolgsversprechender Ansatzpunkt. Schlussendlich kann das Management der Brauerei mit den Distributionsdienstleistern darüber sprechen, wie man Zeiten und Wege zum Kunden verkürzen kann: Hier ist ebenfalls ein großer Hebel zur Verringerung des CO2-Austoßes gegeben.

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