Saisonale Schwankungen berücksichtigen

Saisonale Schwankungen beeinflussen die Messung, Kontrolle und Steuerung der Leistungserbringung. Ziele und Kennzahlen sind entsprechend der Saisonalitäten flexibel zu gestalten.[1] Dies betrifft die Auswahl, Konzeption, Interpretation und das Reporting von Kennzahlen sowie die Festlegung von Maßnahmen bei Zielabweichungen.

[1] Vgl. Lödding, 2010, S. 6.

2.1 Auswahl von Kennzahlen

Hochs und Tiefs erfordern unterschiedliche Kennzahlen

Abhängig vom Saisonverlauf stehen unterschiedliche Herausforderungen und somit unterschiedliche Kennzahlen im Vordergrund. Bei ausgelasteten Kapazitäten und enger Produktionsplanung stellt im saisonalen Hoch die Einhaltung der Lieferfristen eine große Herausforderung dar. In diesem Fall stehen Kennzahlen im Fokus, die die Kontrolle und Steuerung der fristgerechten Produktion und Auslieferung ermöglichen. Dies sind u. a.

  • Reichweite der Bestände,
  • Durchlaufzeiten und Lieferzeiten für einzelne Produkte,
  • Aufträge oder Kundengruppen (vgl. Tab. 1).

In saisonalen Tiefs, wenn die Kapazitäten nicht ausgelastet sind, stellt die Erfüllung von Lieferfristen üblicherweise keine zentrale Herausforderung dar. Während dieser Zeit ist vielmehr die Sicherstellung ausreichender Auslastung von Kapazitäten relevant, damit die Produktion effizient durchgeführt werden kann. Dies ist besonders für Unternehmen mit investitionsintensiven Maschinen und Anlagen relevant, die während Hochs und Tiefs unterhalten werden müssen. Adäquate Kennzahlen zeigen an, ob die eingesetzten Kapazitäten ausreichend ausgelastet sind und ob ggf. Kapazitäten verringert oder zwischen Unternehmens- bzw. Produktionsbereichen umgeschichtet werden sollen. Kennzahlen sind u. a.

  • Leerlauf,
  • Produktionsvolumen pro Mitarbeiter und Stunde sowie
  • die gleichmäßige Verteilung der Aufträge auf die Produktionsbereiche oder Produktgruppen (vgl. Tab. 1).
 
  Saisonales Hoch Saisonales Tief
Herausforderung Einhaltung der Lieferfristen Auslastung der Kapazitäten
Zentrale Kennzahlen

Reichweite der Bestände

Durchlaufzeiten

Lieferzeiten

(differenziert nach Produkten, Aufträgen oder Kundengruppen)

Leerlauf

Produktionsvolumen pro MA/Std.

gleichmäßige Auftragsverteilung

(differenziert nach Produktionsbereichen oder Produktgruppen)

Tab. 1: Auswahl von Kennzahlen

2.2 Konzeption

2.2.1 Frequenz und Detailgrad der Datenerhebung

Häufige Datenerhebung in saisonalen Hochs

Die Erhebung der relevanten Daten für die Unternehmenssteuerung ist in Abhängigkeit von den Saisonalitäten in unterschiedlicher Frequenz und Detaillierung nötig und möglich. Da Produktionsvolumina und Absatz während saisonaler Hochs einen erheblichen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten, ist die Leistungserbringung sehr detailliert zu planen und zu kontrollieren. Da sich das Unternehmensumfeld und die Leistungserbringung in saisonalen Hochs kurzfristig stark ändern können, sind Informationen in diesen Zeiträumen häufiger zu erfassen.

Zentrale Determinante von Frequenz und Detailgrad der Datenerhebung ist die Verfügbarkeit von Daten. In Abhängigkeit von Saisonalitäten stehen Informationen in unterschiedlicher Frequenz und Aussagekraft zur Verfügung. Bei hoher Nachfrage in saisonalen Hochs können Kennzahlen auf Tages- oder Wochenbasis erhoben werden. Dahingegen ermöglichen die geringe Anzahl und das niedrige Volumen der Daten in saisonalen Tiefs nur weniger detaillierte Kennzahlen z. B. auf Monatsbasis. Die Erhebung von Kennzahlen in saisonalitätsadäquater Frequenz und Detaillierung ermöglicht, Zielabweichungen korrekt und frühzeitig wahrzunehmen, um die Leistungserbringung steuern zu können.

2.2.2 Methodische Berechnung

Berechnungsmethoden abhängig von Saisonalitäten

Je nach Zeitpunkt im Jahresverlauf bieten sich unterschiedliche Vorgehensweisen an, um Kennzahlen aggregiert zu berechnen. Die Kennzahlenberechnung wird von der Datenverfügbarkeit sowie den Herausforderungen und Zielen der Unternehmenssteuerung beeinflusst. Steht während saisonaler Hochs die Einhaltung von Lieferfristen im Fokus, bietet sich die tageweise Berechnung von Bestandskennzahlen an. In saisonalen Tiefs mit niedrigem Lagerumschlag sind wöchentliche Durchschnittswerte dieser Kennzahlen ausreichend. Kennzahlen können als Einzelzahl, Summe, Differenz oder Mittelwert berechnet werden.[1]

[1] Vgl. Meyer, 1989, S. 18.

2.2.3 Aggregation

Kennzahlen werden auf unterschiedlichen Niveaus für Produkte, Unternehmensbereiche oder Hierarchieebenen erstellt. Stellt im Tief eine Produktionseinheit mehrere Varianten her, sind die Daten der Produktionseinheit aufzugliedern, um Informationen für die einzelnen Varianten zu erhalten. Bei hohem Produktionsvolumen im saisonalen Hoch konzentrieren sich die Produktionseinheiten u. U. auf die Herstellung jeweils einer Variante. In diesen Fällen reichen die Informationen der Produktionseinheiten aus, um die Leistungserbringung der einzelnen Varianten zu erfassen.

Länderspezifische Aggregation

Eine Aggregation kann auch auf Ebene von Märkten stattfinden. Wird ein saisonales Produkt auf mehreren Märkten angeboten, deren Saisonalitäten sich ausgleichen, gehen von den Kennzahlen je nach Aggregationsniveau unterschiedl...

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