Kennzahlenbegriff und Funktionen

Kennzahlen sind Maßgrößen, die den Anwender schnell und zielgerichtet informieren. Isoliert betrachtet sind einzelne Kennzahlen jedoch nicht von großem Nutzen. Erst der Vergleich – zu Vorperioden oder Konkurrenzunternehmen – erhöht ihren Aussagewert, indem über Kennzahlen betriebswirtschaftliche Abläufe in einem primär quantitativen Gesamtkontext abgebildet werden. Folgende Funktionen erfüllen Kennzahlen:[1]

  • Operationalisierung: Kennzahlen dienen der Quantifizierung und Bewertung von Unternehmenszielen.
  • Anregung: Mit ihrem Einsatz wird die Aufdeckung von Auffälligkeiten ebenso ermöglicht wie die Benennung von Abweichungsgründen.
  • Vorgabe: Sie unterstützen die Ableitung kritischer Erfolgsfaktoren im Rahmen des Zielvorgabeprozesses.
  • Steuerung: Kennzahlen forcieren die Transferierung von Managementvorgaben.
  • Kontrolle: Schließlich ermöglichen Kennzahlen eine Durchführung von Soll-Ist-Vergleichen.

Ohne Kennzahlenvergleich kein Benchmarking

Kennzahlen sind unabdingbar für die Durchführung eines Benchmarkings, quasi als Mittel zum Zweck: Mithilfe des Kennzahlenvergleichs wird die unternehmensinterne oder unternehmensübergreifende Wettbewerbspositionierung zwischen den einbezogenen Vergleichsobjekten ermöglicht ("Wo" stehen die Partner?). Auf Basis dieser Identifizierung erfolgt im Rahmen des Benchmarkings ein echter Wissenstransfer zwischen diesen Organisationen, indem sich die eingebundenen Unternehmen möglichst am Best in Class ausrichten ("Wie" hat es das Unternehmen geschafft, Best Practice zu werden?).

Kennzahlensysteme und Werttreiberbäume

Da die isolierte Bemessung von Kennzahlen problembehaftet ist, werden betriebswirtschaftliche Abhängigkeitsverhältnisse in Kennzahlensystemen analysiert. Die Spitzenkennzahl darin wird als "Wurzelknoten" bezeichnet. Mögliche Wurzelknoten in Kennzahlensystemen sind beispielsweise der Return on Investment (ROI), der Return on Capital Employed (ROCE) oder der Economic Value Added (EVA). Die jeweiligen Einflussgrößen innerhalb dieses Kennzahlensystems sind als direkte Werthebel zur Verbesserung einer Spitzengröße zu verstehen. Daher werden Kennzahlensysteme immer häufiger auch als Werttreiberbäume bezeichnet. Innerhalb dieser Werttreiberbäume finden sich klassischerweise mathematische Interdependenzen zwischen den Einflussgrößen. Mittlerweile werden darin aber auch sachlogische Zusammenhänge erfasst.

[1] Vgl. Jung, 2011, S. 171.

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