Kommen wir noch einmal auf das Beispiel mit dem Auftrag über einen Karton und dem Auftrag über eine Palette eines Gutes zurück. In der Zuschlagskalkulation würden beide Aufträge mit einem Zuschlag von etwa 25 % Vertriebs- und Verwaltungsgemeinkosten und mit einem Materialgemeinkostenzuschlag von etwa 10 % belastet (vgl. Tab. 4). Das kann natürlich individuell von Unternehmen zu Unternehmen schwanken, ändert aber nichts grundsätzlich.
| Zuschlagskalkulation | ||||
|---|---|---|---|---|
| Karton | Palette | |||
| Bezeichnung | Zuschlag | Betrag/EUR | Betrag/EUR | |
| Material | 500,00 | 10.000,00 | ||
| Materialgemeinkosten | + | 10 % | 50,00 | 1.000,00 |
| Materialkosten | = | 550,00 | 11.000,00 | |
| Fertigungskosten | + | 100,00 | 2.000,00 | |
| Fertigungsgemeinkosten | + | 20 % | 20,00 | 400,00 |
| Herstellkosten | = | 670,00 | 13.400,00 | |
| Vertrieb/Verwaltungsgemeinkosten | + | 30 % | 201,00 | 4.020,00 |
| Selbstkosten | = | 871,00 | 17.420,00 | |
| Wagnis/Gewinn | + | 10 % | 87,10 | 1.742,00 |
| Preis | = | 958,10 | 19.162,00 | |
Tab. 4: Herkömmliche Kalkulation mit Zuschlagssätzen
Wenn wir uns nun einmal vor Augen halten, wie die Prozesse zur oben dargestellten Kalkulation ablaufen, sehen wir, dass diese Kalkulation nicht wirklich stimmig ist (vgl. Tab. 5).
| Auftrag Karton | Auftrag Palette |
|---|---|
| Auftragsbetätigung schreiben | Auftragsbetätigung schreiben |
| Lieferschein schreiben | Lieferschein schreiben |
| Versandpapiere erstellen | Versandpapiere erstellen |
| Rechnung schreiben | Rechnung schreiben |
| Palette aus Regal entnehmen | Palette aus Regal entnehmen |
| Karton von Palette entnehmen | (entfällt) |
| Palette wieder einlagern | (entfällt) |
| Karton zum Versandlager bringen | Palette zum Versandlager bringen |
| Karton versandfertig machen | Palette versandfertig machen |
| Karton verladen | Palette verladen |
| Rechnung buchen | Rechnung buchen |
| Zahlungseingang buchen | Zahlungseingang buchen |
Tab. 5: Prozessschritte beider Aufträge
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie zeigt aber deutlich, dass der Kleinauftrag höhere Prozesskosten (zwei zusätzliche Prozessschritte!) verursacht als der Großauftrag und somit der Fehler der Zuschlagskalkulation eindeutig ist. Der Preis für den Kleinauftrag ist zu niedrig kalkuliert, während der Preis für den Großauftrag zu hoch kalkuliert ist, was unter Umständen sogar dazu führen kann, dass Sie sich aus dem Markt kalkulieren.
In diesem Beispiel sehen wir mindestens vier Hauptprozesse:
- Auftrag bearbeiten (Kostentreiber: Auftragspositionen)
- Buchhaltung (Kostentreiber: Beleg)
- Versand Einzelgebinde (Kostentreiber: Gebinde)
- Versand Palette (Kostentreiber: Palette)
Mit Prozesskosten käme hier ein ganz anderes Ergebnis in der Kalkulation heraus (vgl. Tab. 6).
| Kalkulation mit Prozesskosten | ||||
|---|---|---|---|---|
| Bezeichnung | Prozesskostensatz in EUR | Betrag/EUR | Betrag/EUR | |
| Material | 500 | 10.000 | ||
| Prozesskosten Einkauf | + | 100 | 100 | 100 |
| Materialkosten | = | 600 | 10.100 | |
| Fertigungskosten | + | 100 | 100 | |
| Fertigungsgemeinkosten | + | 125 | 125 | 125 |
| Herstellkosten | = | 825 | 10.325 | |
| Vertrieb/Verwaltungsgemeinkosten | + | 250 | 250 | 250 |
| Selbstkosten | = | 1.075 | 10.575 | |
| Wagnis/Gewinn | + | 10 % | 107,50 | 1.057,50 |
| Preis | = | 1.182,50 | 11.632,50 | |
Tab. 6: Kalkulation mit Prozesskosten
Das Ergebnis ist eindeutig und spricht ganz klar für die Kalkulation mit Prozesskosten.
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