Planung ist ein zentrales Führungsinstrument. Sie ist ein "systematisches, zukunftsbezogenes Durchdenken und Festlegen von Zielen, Maßnahmen, Mitteln und Wegen zur künftigen Zielerreichung".[1] Um Pläne aufzustellen, benötigt man Prognosen, also Vorhersagen künftiger Ereignisse und möglicher Zustände. Damit ist eine Prognose noch kein Plan, da der Plan auch das unternehmerische "Wollen" ausdrückt und die Prognose höchstens das "Werden".

In der Praxis verwenden viele Unternehmen immer noch einwertige Pläne, also mit nur einem Wert für bspw. den Umsatz des Folgejahres.[2] Dabei geht man bewusst oder unbewusst davon aus, dass dieser Wert der wahrscheinlichste sei. Doch damit wird bereits unfreiwillig eine Plan-Ist-Abweichung produziert.

 
Praxis-Beispiel

Wie Einwertplanungen Plan-Ist-Abweichungen produzieren

Angenommen ein Kleinunternehmen plant mit einer Absatzmenge von 1.000 Stück zu einem Preis von 10 EUR/Stück. Es leuchtet ein, dass der Planumsatz 10.000 EUR beträgt. Wird der Ist-Umsatz aller Wahrscheinlichkeit nach auch so hoch sein? Ganz und gar nicht. Denn alle Planzahlen treten realistischerweise nicht mit Sicherheit ein, also müssen wir jeder Zahl eine Wahrscheinlichkeit zuordnen. Angenommen, sowohl Absatzmenge als auch Preis werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % so eintreten, liegt die Wahrscheinlichkeit des Planumsatzes dann auch bei 70 %? Nein. Denn Absatzmenge und Preis erzeugen gemeinsam den Umsatz, sodass die Einzelwahrscheinlichkeiten miteinander multipliziert werden müssen. In unserem Fall ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Plan-Umsatz von 10.000 EUR eintrifft dann 0,7 × 0,7 = 0,49, also 49 % oder anders ausgedrückt: nicht einmal in der Hälfte der Fälle.[3]

Manche unsicheren Ereignisse lassen sich wie eben darstellen: Ein Kunde bezahlt rechtzeitig oder nicht. Andere Größen, wie z. B. die Absatzmenge, stellen kein einzelnes unsicheres Ereignis dar, sondern eine Verteilung vieler möglicher Zahlen.

Die Unsicherheit der Absatzplanung ist per se kein Risiko. Hinzukommen muss die Auswirkung der Unsicherheit für einen Entscheider: Erhält ein Vertriebsleiter einen Bonus für das Erreichen des Plan-Umsatzes, ist ein geringer Ist-Umsatz eine persönliche und negative Konsequenz und damit ein Risiko.[4] Die Verfehlung des Planumsatzes ist jedoch für andere Entscheider, wie bspw. den Leiter des Rechnungswesens, zwar eine Unsicherheit, aber meist kein Risiko, da er keine persönlichen Konsequenzen dadurch erfährt.[5]

Das eingangs angesprochene Problem der einwertigen Planung wäre nicht dramatisch, wenn sich die Praxis nur einer geringen Unsicherheit gegenübersähe. Dies ist jedoch nicht der Fall. Prognosen stellen eine wichtige Grundlage für Pläne dar, sind allerdings oftmals wenig genau. Die daraus abgeleiteten Pläne sind dementsprechend ebenfalls eher ungenau.

Beachten Unternehmen diese Unsicherheit in der Planerstellung nicht, ist es nicht verwunderlich, wenn Pläne und Ziele häufig verfehlt werden. Aber nicht nur das: Sie unterschätzen damit auch Risiken erheblich und bringen ihre Existenz unnötig in Gefahr.

[1] Wild, 1982, S. 13.
[2] Vgl. Behringer/Gleißner, 2018.
[3] Vgl. Savage, 2012.
[4] Die positive Abweichung wäre hier eine Chance. Nach allgemeiner Sicht wird in der Planung die negative Zielverfehlung als problematisch gesehen. Gegen Mehrabsatz wehrt sich vermutlich kaum ein Unternehmen.
[5] Vgl. zum Risikobegriff Holton, 2004.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge