Insgesamt ist die Risikoidentifikation mit vielen Problemen behaftet:[1]

  • Eine erfolgreiche Risikoidentifikation hängt maßgeblich von der Fach- und Methodenkompetenz der Mitarbeiter in den operativen Bereichen ab, die entsprechend ihrer Kompetenzdefizite vom Controller unterstützt werden müssen. Insbesondere wenn moderne Business-Analytics-Instrumente zur Risikoidentifikation eingesetzt werden sollen, ist ein zusätzlicher Kompetenzerwerb sowohl im Controlling wie auch in den operativen Bereichen notwendig.
  • Das Risikobewusstsein der Mitarbeiter und ihre Bereitschaft zur Risikokommunikation werden maßgeblich durch die Risikokultur des Unternehmens geprägt, so dass eine fehlervermeidende Risikokultur dazu führen kann, dass die Mitarbeiter Risiken nicht erkennen oder nicht melden. Insgesamt müssen die Mitarbeiter Anreize für eine möglichst offene Risikoidentifikation und –kommunikation erhalten.
  • Ohne einen einheitlichen und konsistenten Risikokatalog besteht die Gefahr der Doppelerhebung von Risiken und von Risikoüberschneidungen. Diese Gefahr wird durch den notwendigen Einsatz mehrerer Identifikationsinstrumente noch verstärkt. Andererseits besteht bei der Risikoidentifikation die Gefahr, dass wesentliche, insbesondere neuartige Risiken nicht erkannt werden (Meta-Risiko).
  • Es besteht ein Zielkonflikt zwischen einer vollständigen und einer wirtschaftlichen Risikoidentifikation. Eine vollständige Identifikation aller Risiken ist sehr aufwändig. Zudem erschwert die Vielfalt der identifizierten Risiken die Ermittlung von Risikointerdependenzen und die anschließende Risikobewertung.
  • Zur Begrenzung der Risikovielfalt wird vielfach gefordert, nur wirtschaftlich relevante Risiken zu ermitteln. Um die wirtschaftliche Relevanz von Risiken abzuschätzen, müssen diese allerdings zuvor identifiziert werden.
  • Außerdem lässt sich die Risikoidentifikation nicht vollständig von der Risikobewertung trennen, so dass es hier zu Überschneidungen bei der Nutzung der Instrumente und bei den Verantwortlichkeiten kommt.
[1] Vgl. Diederichs, 2012, S. 86 ff.; Vanini, 2012, S. 149 f.

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