Rz. 304
Auch die GmbH selbst unterliegt der Treuepflicht. Sie ist gegenüber ihren Gesellschaftern verpflichtet, ihnen eine ungehinderte und sachgemäße Wahrnehmung der Mitgliedschaftsrechte zu ermöglichen und alles zu unterlassen, was diese beeinträchtigen könnte.[1]
Eine Treuepflichtverletzung der Gesellschaft gegenüber den Gesellschaftern kann durch Maßnahmen der Geschäftsführer der GmbH begangen werden.[2] So stellt – unter gleichzeitiger Verletzung des Gleichheitsgebotes – die verdeckte Gewährung von Vermögenszuwendungen an einen Gesellschafter unter Ausschluss der anderen einen Treuepflichtverstoß der GmbH dar.[3] Auch kann die Treuepflicht der GmbH einen Anspruch des Gesellschafters begründen, bei mangelnder eigenständiger Sachkunde einen Berater zur Gesellschafterversammlung zuzulassen.[4]
Rz. 305
Eine Treuepflicht in einer Einmann-GmbH kann offensichtlich lediglich zwischen dem Gesellschafter und der GmbH, nicht hingegen zwischen Mitgesellschaftern bestehen. Regelmäßig decken sich allerdings die Interessen von GmbH und Gesellschafter. Daher könnte eine Begrenzung der Handlungsmöglichkeiten des Alleingesellschafters durch eine Treuepflicht nur dort in Betracht gezogen werden, wo ein entsprechendes Gläubigerinteresse vorliegt. Allerdings besteht zu den Gläubigern keine derart enge gesellschaftsrechtliche Verbundenheit, die eine Treuepflicht begründen könnte.[5] Des Weiteren wird auch die existenzvernichtende Haftung nicht auf eine Treuepflicht, sondern auf § 826 BGB gestützt. Daher bestehen bei der Einmann-GmbH keine Konstellationen, bei denen es eines Rückgriffes auf die Treuepflicht bedarf.[6]
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