4.2.1 Bilanzierung und Ausweis einer Domain-Adresse

Eine Domain-Adresse ist ein immaterieller Vermögensgegenstand. Zu den Vermögensgegenständen gehören neben Gegenständen alle vermögenswerten Vorteile des Betriebs, die allein oder mit dem Betrieb verkehrsfähig sind. Eine Domain ist verkehrsfähig, denn für die Beurteilung der Verkehrsfähigkeit eines Vermögensgegenstands ist dessen abstrakte Veräußerbarkeit maßgebend. Eine Veräußerbarkeit im Rechtssinne ist nicht erforderlich. Zudem hat der Rechtsverkehr Möglichkeiten entwickelt, eine Domain wirtschaftlich zu übertragen.[1] Die Abwicklung der Übertragung erfolgt bei Domain-Adressen durch die DENIC eG, die zentrale Registrierungsstelle und Betreiberin aller Domains mit der Länderendung .de im Internet. Diese überträgt eine Domain an einen vom Kunden benannten Dritten. Die vertraglichen Vereinbarungen zwischen den beiden Vertragsparteien sind für die DENIC nicht relevant.

Ein Domain-Name ist schließlich auch selbstständig bewertbar. Bei den Aufwendungen zum Erwerb einer Domain-Adresse handelt es sich um Anschaffungskosten für einen nicht abnutzbaren immateriellen Vermögensgegenstand und nicht um eine Entschädigungszahlung an den bisherigen Domain-Inhaber. Der Begriff der Anschaffungskosten bestimmt sich nach § 255 HGB und umfasst alle Aufwendungen, um den Vermögensgegenstand zu erwerben und in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen, soweit sie dem Vermögensgegenstand einzeln zugeordnet werden können. Neben dem Kaufpreis[2] rechnen dazu auch die Nebenkosten, wie z. B. Fahrtkosten, Beratungskosten.

 
Hinweis

DENIC vergibt Domain-Namen

Eine Domain kann i. d. R. nicht hergestellt werden, da die DENIC die Internet-Adressen verwaltet und sie nur von dort bezogen werden können.

Ein Domain-Name dient dem (erwerbenden) Unternehmen auf Dauer und ist daher dem Anlagevermögen zuzuordnen. Es handelt sich um ein ähnliches Recht i. S. d. § 266 Abs. 2 Buchst. A I 1 HGB,[3] das auf dem Konto "Ähnliche Rechte und Werte" (SKR 03: 0025; SKR 04: 0130) zu erfassen ist. Zu den ähnlichen Rechten und Werten gehören Positionen, die nicht unter die Begriffe Konzessionen oder gewerbliche Schutzrechte fallen, ihnen aber inhaltlich vergleichbar sind. Eine Domain-Adresse ist kein gewerbliches Schutzrecht, da der Inhaber kein absolutes Recht an ihr erwirbt.

Eine Domain ist eine technische Adresse im Internet, allerdings ist sie mit einem gewerblichen Schutzrecht inhaltlich vergleichbar. Der Domain-Inhaber hat einen schuldrechtlichen Anspruch gegen die DENIC. Mit Abschluss des Vertrags über die Registrierung einer Domain erhält der Domain-Inhaber zunächst einen Anspruch auf Aufnahme der Domain und ihrer technischen Daten in die "Nameserver "der DENIC.[4]

 
Hinweis

Einzelheiten zur DENIC

Die DENIC ist eine eingetragene Genossenschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Ihre Mitglieder sind Unternehmen, die für ihre Kunden Domains verwalten. Die DENIC arbeitet dabei nicht gewinnorientiert, sondern versteht sich als neutraler Not-for-Profit-Dienstleister für alle in Deutschland am Internet Interessierten.[5]

4.2.2 Bewertung einer Domain-Adresse

Eine Domain-Adresse gilt (derzeit) – im Gegensatz zu einer Software – grundsätzlich als wirtschaftlich nicht abnutzbar. Daher gilt die Nutzung einer Domain-Adresse als nicht zeitlich begrenzt. Aufwendungen für den Domain-Namen sind daher Anschaffungskosten für einen nicht abnutzbaren immateriellen Vermögensgegenstand des Anlagevermögens. Demzufolge dürfen die damit verbundenen Anschaffungskosten nicht planmäßig abgeschrieben werden.

Allerdings kann der modische Wandel im Einzelfall die Notwendigkeit einer außerplanmäßigen Abschreibung begründen.[1]

 
Wichtig

Teilwertabschreibung bei zivilrechtlicher Untersagung

Wird die Verwendung des Domain-Namens zivilrechtlich untersagt, begründet dies eine Teilwertabschreibung nach § 6 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 EStG, nicht aber die Abnutzbarkeit der Domain-Adresse.[2]

Erst im Zeitpunkt der Betriebsaufgabe, Veräußerung oder Entnahme des immateriellen Vermögensgegenstands Domain-Adresse erfolgt eine Verlust- bzw. Gewinnrealisierung.

 
Praxis-Beispiel

Erwerb einer Domain-Adresse und Registrierung

Herr Huber will mit seinem Unternehmen unter einem bestimmten Namen im Internet vertreten sein. Für diesen Namen zahlt er an einen Dritten einen Betrag von 3.000 EUR zuzüglich 19 % = 570 EUR Umsatzsteuer. Außerdem muss er sich mit dem erworbenen Namen bei der DENIC eG registrieren lassen. Für den Eintrag zahlt Herr Huber einen Betrag von 116 EUR (einschließlich 19 % Umsatzsteuer).

Bei beiden Zahlungen handelt es sich um Anschaffungskosten für die Domain-Adresse. Die Domain-Adresse ist ein immaterielles Wirtschaftsgut, das keinem erkennbaren Wertverzehr unterliegt und somit nicht abgeschrieben werden kann.

Buchungsvorschlag für den Kauf von einem Dritten

 
Konto SKR 03/04 Soll Kontenbezeichnung Betrag Konto SKR 03/...

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