Der größte Mehrwert eines erstellten Treibermodells ergibt sich, wenn man moderne Technologien anwendet, um unterschiedlichste Inputfaktoren oder Manipulationen des Treibermodells zu simulieren. So können auf Knopfdruck verschiedene alternative Zukunftsentwicklungen (Szenarien) betrachtet und die kausalen Zusammenhänge zwischen einer Zielkennzahl und den wichtigsten Hebeln eines Geschäftsmodells besser verdeutlicht werden.

Ein Szenario ermöglicht die systematische Aufzeichnung zukünftiger Entwicklungen eines Geschäftsmodells. Diese Entwicklungen können dabei externe Faktoren, sowie strategische oder operative Maßnahmen beinhalten. Die gewonnene Flexibilität in der Erstellung von Szenarien erlaubt eine Neuorientierung des Verständnisses der Planung: Weg von einem einzelnen fixen Plan hin zu einem "Denken in Szenarien". Hierdurch wird das Augenmerk der Planenden vielmehr auf wichtige Entscheidungspunkte und Prozesse gelenkt, um Auswirkungen einzelner Variablen auf das gesamte Geschäft definieren zu können. Wenn die Auswirkungen unterschiedlicher Variablen simuliert und eindeutig berechnet sind, liegt eine weitaus fundiertere Entscheidungsgrundlage für den Finanzvorstand vor, als sie bisher aus einem traditionellen Planungsprozess hervorgegangen ist.

4.1 Maßnahmen und Szenarien

Laut Kappes und Schentler haben sich 2 Formen der Simulation bewährt:

  • Simulation der Veränderung einzelner Treiber
  • Hinzunahme (oder Entfernen) der Effekte von Maßnahmen

Ein Szenario kann z. B. durch die Veränderung einzelner Treiber (Erhöhung des Marktwachstums um x %) erstellt werden. Somit wird die Tatsache ausgenutzt, dass die Treiber rechnerisch mit der Geschäftsmodell-Logik verknüpft und so die Auswirkungen der veränderten Treiber transparent bis hin zu den Top-KPIs nachvollziehbar sind.

Außerdem kann die Simulation gewisser strategischer oder operativer Maßnahmen zur Ausgestaltung eines Szenarios beitragen. Durch das Einpflegen von Maßnahmen werden die Originalwerte im Treibermodell manipuliert (z. B. Einkaufspreise um x % reduzieren oder Anzahl Vertriebsmitarbeiter erhöhen) und die neuen Werte zur Berechnung der Top-KPIs verwendet. Somit bilden die Maßnahmeneffekte eine Art zusätzliche "Schicht", die integriert wird.[1]

Abb. 3: Annahmen und Maßnahmen

Maßnahmen sind ein zentrales Element der Planung und definieren die zur Erreichung der Ziele erforderlichen Aktivitäten. Sie werden von den strategischen Zielen abgeleitet und bereits während des Target Settings bzw. der Zielvalidierung berücksichtigt (s. Abb. 3). Dies führt zur optimalen Umsetzung der Strategie durch eine verbesserte Verzahnung mit der operativen Planung. Im Idealfall zielt die Planung nicht auf die Erstellung eines einzelnen Plans ab, sondern liefert mit der Betrachtung verschiedener Szenarien unterschiedliche Entscheidungsalternativen und ermöglicht so auch die Betrachtung von Chancen und Risiken.

[1] Vgl. Kappes/Schentler, 2015, S. 73–97.

4.2 Basis-Szenario und weitere Szenarien

Wesentlich für eine optimale Planung mit mehreren Szenarien ist dabei die Aufteilung des Prozesses in 2 voneinander getrennte Abschnitte: Die Ermittlung des Basis-Szenarios und die Diskussion aller weiteren Szenarien.

Die Basis für die Simulation bilden Ist- oder Forecast-Daten des Unternehmens, die anhand der zugrundeliegenden Treiber in die Zukunft fortgeschrieben werden. Hier werden also bspw. die Ist-Daten des vergangenen oder die aktuelle Prognose des laufenden Geschäftsjahrs herangezogen, wobei Einmaleffekte, bereits laufende Maßnahmen aus Vorperioden und gegebene Treiberentwicklungen (Inflation, Personalkostenverteuerung etc.) berücksichtigt werden. Das Basis-Szenario wird nach der Berechnung als fix betrachtet und im Laufe der Planung nur im Falle von grundlegenden Veränderungen im Unternehmensumfeld angepasst.

Abb. 4: Basis-Szenario und weitere Szenarien

Im weiteren Prozessverlauf dient das Basis-Szenario somit als stabile Grundlage für die Diskussion weiterer Szenarien, die sich hauptsächlich in der Anzahl und Ausprägung der einbezogenen Maßnahmen voneinander unterscheiden.

Verändern sich zusätzlich noch einzelne Treiber, können weitere Szenarien konsistent und automatisiert berechnet werden (s. Abb. 4).[1] Da die Simulation der Szenarien ad-hoc durchgeführt werden kann, lassen sich finanzielle Auswirkungen unterschiedlicher Maßnahmenbündel sofort bewerten. Dies ermöglicht eine effiziente und agile Diskussion in Management Meetings.

[1] Vgl. Hagl/Pierer von Esch/Schwalb, 2018, S. 26.

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