Die Idee treiberbasierter Ansätze ist grundsätzlich nicht neu, doch erst jetzt – mit der Entwicklung geeigneter Softwarelösungen – adressieren sie die wesentlichen Probleme heutiger Planungsprozesse in Unternehmen und versprechen so Veränderungspotenzial.[1] Aufgrund der Fokussierung auf wesentliche Steuerungsinhalte wird dem treiberbasierten Ansatz großes Potenzial zugesprochen.

[1] Vgl. Fuchs/Janoschek, 2015, S. 7.

3.1 Definition Treibermodell

Werttreibermodelle setzen Einflussfaktoren eines Geschäftsmodells, die sog. Treiber, in Bezug mit den durch sie beeinflussten finanziellen Erfolgsgrößen (z. B. EBIT, ROI). Insofern handelt es sich bei einem Werttreibermodell nicht um eine erweiterte Kennzahlensammlung, sondern vielmehr um eine systematische Verknüpfung von sich bedingenden Faktoren. Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge werden so mithilfe von multidimensionalen, mathematisch verknüpften Beziehungen abgebildet (s. Abb. 2).

Abb. 2: Beispielhafte Wirkungskette: Werttreiberbaum

Es werden direkte Treiber und strategische Treiber unterschieden. Die strategischen Werttreiber haben einen Einfluss auf die Entwicklung der direkten Treiber, die sich mathematisch mit den Ergebnisgrößen (den finanziellen Key Performance Indicators) verknüpfen lassen. Somit wird die Entwicklung eines zusammenhängenden Kennzahlensystems ermöglicht, bei dem die zentralen Finanzkennzahlen nicht nur systematisch in ihre Bestandteile zerlegt, sondern auch mit ihren jeweiligen Einflussfaktoren verbunden werden. Dies resultiert in einer stärkeren Konzentration auf die wesentlichen Treiber und einer automatischen Ableitung finanzieller Konsequenzen.[1]

[1] Vgl. Fuchs/Janoschek, 2015, S. 7.

3.2 Umgang mit Werttreibermodellen im Unternehmen

Treibermodelle sind unternehmensspezifisch und variieren stark bezüglich Branche, Geschäftsmodell und Unternehmensorganisation. Basierend auf dieser Divergenz, unterscheiden sich Herangehensweise, Detaillevel und Komplexität der Modelle teilweise grundlegend. Vor dem Aufbau eines Treibermodells ergeben sich daher die folgenden Fragestellungen:

  • Für welchen Anwendungsfall soll das Modell verwendet werden, z. B. eine Langfristplanung über 15 Jahre, eine Mittelfristplanung über 5 Jahre, oder einen Forecast für die nächsten 12 Monate?
  • Welcher Inhalt soll modelliert werden, z. B. die Gewinn- und Verlustrechnung oder auch Bilanz und Cashflow?
  • Welche Geschäftsmodelle sollen abgebildet werden und welche Einheiten/Organisationsebenen werden einbezogen?
  • Welche zusätzlichen Dimensionen sind für das Treibermodell relevant, wie z. B. Produkte und Länder?

Die Festlegung der Treiber kann zentral erfolgen (z. B. durch das zentrale Controlling) oder aber auch durch die Controllingabteilungen der verschiedenen Geschäftsbereiche/Divisionen etc. selbst. Wie sich der Einfluss einzelner Treiber auf die KPIs am besten bestimmen und darstellen lässt, kann z. B. durch Expertenworkshops in dem jeweiligen Unternehmen erarbeitet werden. Somit werden die Erfahrungen verschiedener Akteure mit einbezogen. Durch Regressionsanalysen lässt sich außerdem die Höhe der Wirkungsgrade der Treiber ermitteln, sodass diese nach Bedarf angepasst werden können. Hierdurch entsteht dementsprechend ein kontinuierlicher Weiterentwicklungsprozess der Treibermodelle. Da sich die gesamte Wertschöpfungskette von Geschäftsmodellen durch Werttreiberbäume abbilden lässt, wird außerdem der Fokus auf relevante Einflussfaktoren in der Unternehmenssteuerung ermöglicht.

3.3 Nutzen einer treiberbasierten Planung

Der Einsatz von Werttreibermodellen legt der Planung eine standardisierte Berechnungslogik zugrunde. Außerdem werden nachvollziehbare, integrierte Pläne automatisiert erstellt, was einen verkürzten Planungsprozess ermöglicht. Somit werden sowohl Effizienz als auch Effektivität der Planung nachhaltig verbessert.

Durch die Beschränkung auf die wesentlichen Einflussfaktoren des Geschäftsmodells wird die Komplexität der Planung reduziert. Die Verbindung von Finanzkennzahlen mit ihren operativen Einflussfaktoren macht Pläne zudem für "Nicht-Controller" leichter nachvollziehbar und die Planung dadurch ambitionierter und qualitativ besser.

Der Einsatz von Werttreibermodellen bietet einen guten Aufsatzpunkt für eine agilere Unternehmenssteuerung. Treibermodelle können die Grundlage für die Simulation unterschiedlicher Finanzszenarien bilden. Dies ist gerade in einer VUCA-Welt besonders wertvoll, da somit schneller auf Veränderungen im Unternehmensumfeld eingegangen werden kann.

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