Fast Close / 6 Kritik am Fast-Close-Ansatz

Der häufigste Kritikpunkt am Fast-Close-Ansatz erfasst die Qualität und Verlässlichkeit der Jahresabschlüsse. Grundsätzlich ist eine zügige Bereitstellung und Übermittlung von Unternehmensdaten zu begrüßen – in keinem Fall darf es jedoch zur Veröffentlichung von ungenauen und minderwertigen Informationen kommen. Je kürzer der Zeitraum für die Abschlusserstellung ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Qualität des Datenmaterials darunter leidet, da zwangsläufig weniger Zeit für Überprüfungen und (Plausibilitäts-) Kontrollen zur Verfügung steht. Nicht allen Unternehmen wird es gelingen, dem Zielkonflikt zwischen schnellem Abschluss und zuverlässigen Daten erfolgreich zu begegnen. Wem dies nicht gelingt, wird sich der Forderung ausgesetzt sehen: lieber langsamer, dafür aber besser.

Weiter wird beim Fast Close bemängelt, dass die zeitsparende Vorverlagerung von Abschlussbuchungen das Stichtagsprinzip aushöhlt und das schnelle Schließen von Büchern zu einer Verkürzung des Wertaufhellungszeitraums führt. Für Erkenntnisse nach dem Stichtag, die beim Jahresabschluss zu berücksichtigen sind, bleibt beim Fast Close wenig Spielraum. Später bekanntwerdende Ereignisse werden zwangsläufig in den nächsten (Zwischen-) Abschluss verlagert.

Nicht nur der Wertaufhellungszeitraum wird durch den Fast Close verkürzt, auch der Zeitraum, der dem Abschlussprüfer für seine Prüfungshandlungen verbleibt. Zwar wird der Beginn der Abschlussprüfung vorverlagert; ein zuverlässiges Gesamtbild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage kann sich der Prüfer aber erst nach Ende des Geschäftsjahres machen.

Die erhebliche Beschleunigung des Abschlussprozesses erhöht auch die personelle Belastung der beteiligten Mitarbeiter. Die oft sehr knappen Vorgaben erlauben wenig Flexibilität und Ausnahmen bei den verfügbaren Arbeitskräften. Auch die erforderliche Konzentration auf automatisierte IT-Systeme, um die engen Zeitvorgaben erfüllen zu können, führt zu einer starken technischen Abhängigkeit. Unerwartete Ereignisse oder gar der komplette Ausfall von relevanten Systemen können den kompletten Abschlussprozess und die Ziel-Termine torpedieren.