Energiemanagement soll vorwiegend dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und Energie effizienter einzusetzen. Damit verbunden ist ein positiver Effekt auf den Klimaschutz. Gerade aktuell nimmt die strategische Relevanz eines effektiven und ganzheitlichen Klimamanagements für Unternehmen zu. Neben nationalen und internationalen politischen Vereinbarungen und Gesetzen (z. B. Pariser Abkommen und Klimaschutzgesetz) werden auch die Berichtspflichten konkreter (z. B. TCFD, CDP, EU CSRD-Richtlinie und ESRS-Reportingsstandards). Die Erwartungen von Geschäftspartnern und Kunden gehen auch deutlich in die Richtung, das Organisationen in der Pflicht stehen, sich für aktiven Klimaschutz und -anpassung einzusetzen, ihre Produkte klimafreundlicher herzustellen und über die verursachten Klimaauswirkungen transparent zu berichten. Dies geht soweit, dass viele Organisationen sich bemühen, ihre Organisationen und/oder Produkte "klimaneutral zu stellen".

Kernelemente des Klimamanagements

Betriebe mit etabliertem und funktionierendem EnMS sind beim Übergang zum Klimamanagement gut aufgestellt. Klimamanagement umfasst alle Aktivitäten (siehe Tabelle 4), die sich mit Risiken und relevanten Quellen von Treibhausgasemissionen am Standort sowie auf vor- und nachgelagerte Aktivitäten entlang der Supply Chain befassen[1].

 
Identifikation
  • Welche physischen und transitorischen Klimarisiken bestehen?
  • Welche strategische und operative Bedeutung haben die Risiken für die Organisation und ihre Stakeholder?
  • Durch welche internen und externen Prozesse werden THG emittiert?
Bewertung
  • Welche Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit sind mit den Risiken verbunden?
  • Welche und wie viele THG werden in welchen Quellenbereichen ausgestoßen?
  • Wo liegen THG-Emissions- und Risiko-Hotspots?
  • Wie können die Risiken und THG-Quellen priorisiert werden?
Ziele
  • Welche Ziele müssen für die Reduzierung der THG-Emissionen und die Risikominderung bzw. Klimawandelanpassung in den Hotspots gesetzt werden?
Maßnahmen

Mitigation

  • Vermeidung und Substitution: Welche THG-Emissionen können direkt vermieden werden? Welche THG-Emissionen lassen sich durch einen Fuel Switch auf klimafreundliche Energieträger vermeiden?
  • Reduktion: Welche Reduktionspotenziale lassen sich durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz erreichen?
  • Kompensation: Wie können verbliebende, nicht vermeidbare THG-Emissionen ausgeglichen werden?

Adaption

  • Vorsorgemaßnahmen zur Senkung der Schadensanfälligkeit bei physischen Klimarisiken (z. B. Hochwasservorsorge, Absicherung gegen Stromausfälle, Double-Sourcing und Lageraufbau gegen Lieferantenausfälle, Verwendung hitzebeständiger Materialien und Anlagen, usw.)

Tab. 4: Kernelemente des Klimamanagements[2]

Normen, Leitfäden und Initiativen für Klimamanagement

Für die Umsetzung einer fundierten Treibhausgasbilanzierung und die Einführung grundsätzlicher Maßnahmen eines Klimamanagements gibt es eine Reihe Normen (z. B. GHG, PAS 2060, DIN EN ISO 14064-1), thematischer Leitfäden (z. B. EMAS-Klimabaustein) und Initiativen. Auf ISO-Ebene gibt es 2 Normungsbemühungen im Themenfeld Klimamanagement. Einerseits ist dies die ISO 14068 "Climate Neutrality" und andererseits soll das Thema Klima als besonderer Umweltaspekt im Umweltmanagement nach ISO 14001 durch die aktuell in Entwicklung befindliche DIN ISO 14002 "Anwendung Umweltmanagement auf das Thema Klima"[3] behandelt werden. Bei der Weiterentwicklung des Energie- zum Klimamanagements kann auf einer großen Schnittmenge, z. B. bzgl. der Energieverbräuche und des Wirkungsgrades des Energieeinsatzes, aber auch strukturell hinsichtlich der Anforderungen an Managementprozesse aufgebaut werden. Die Erweiterung des Energie- zum Klimamanagement sollte dabei integrativ erfolgen: Es wird ein Integriertes Managementsystem (IMS) entwickelt, dass sich eng an die HS/HLS-Struktur und den PDCA-Zyklus der DIN EN ISO 50001 anlehnen kann. Folgende Arbeitspakete sind notwendig (Quelle SAENA-Leitfaden):

  1. Vorbereitende Aufgaben, wie Information, Entscheidung, Kommunikation, eine unternehmenspolitische Verpflichtung sowie die Festlegung von Verantwortlichkeiten.
  2. Analysen über die sachlichen und personellen Rahmenbedingungen, die erforderlich sind, um den Anwendungsbereich festzulegen.
  3. Analyse der Ist-Situation (THG-Bilanz auf Basis der energetischen Bewertung, zzgl. Scope 3)
  4. Ableitung von Zielen, Maßnahmen und Kennzahlen
  5. Umsetzung der Maßnahmen, sowie Schulung, Kommunikation, Dokumentation, Ablauflenkung und Auslegung/Beschaffung.
  6. Überprüfung und Weiterentwicklung des Managementsystems, z. B. Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung, interne Auditierung, Managementreview sowie die fortlaufende Verbesserung.
[1] Horsch et al. 2021, Springer-Artikel
[2] Horsch et al. 2021, Springer-Artikel, I4091, weitere Literatur
[3] Der Autor Markus Will ist derzeit der fachliche Gremienleiter des entsprechenden Normausschusses beim DIN (NA 172-00-02-03 AK) und wurde als Fachexperte zur Mitarbeit auf ISO-Ebene entsendet.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge