Ändert sich die Rolle des Controllers? Und wenn ja, welche Skills werden zukünftig benötigt? Diese Frage beschäftigt den Berufsstand der Controller regelmäßig und kann nicht nur aus Sicht des Controllings beantwortet werden. Die digitale Transformation betrifft den gesamten Finanzbereich. Daher lohnt sich ein Blick über den Tellerrand.

4.1 Wie verändert die Digitalisierung unsere Jobs?

"Das World Economic Forum prognostiziert die Auswirkung der Digitalisierung auf Tätigkeiten: was bestehen bleibt, was wegfällt und was neu hinzukommt. Wie immer gilt: Hochqualifizierte Tätigkeiten mit einem hohen Management-/Entscheidungsanteil bleiben in jedem Beruf tendenziell eher bestehen als Low-Skill-Jobs, die vorwiegend Routinetätigkeiten ausführen. Für die Arbeitnehmer in den ‘Redundant Jobs’ gilt es nun, die Digitaltechniken für sich zu nutzen, um gemeinsam mit der Maschine besser/effizienter zu werden."[1]

In der Gruppe "Redundant Jobs" sind u. a. folgende Berufsbilder aufgeführt: Accounting, Bookkeeping and Payroll Clerks, Business Services and Administration Managers, Accountants and Auditors, General and Operations Managers, Financial Analysts.[2] Dagegen finden sich Berufe wie Data Analysts and Scientists, AI and Machine Learning Specialists, Digital Transformation Officer, People and Culture Specialists in den neuen Rollen.

[2] Vgl. World Economic Forum, 2018, S. 9.

4.2 Schafft sich der Controller ab oder erfindet er sich neu?

Die zukünftigen Herausforderungen an eine digitale Finanzwelt sind vielfältig. Ernst & Young[1] fasst diese digitalen Trends einprägsam zusammen: Dazu gehören eine Unternehmenssteuerung in Echtzeit, predictive und real time insights, single source of truth, Liquidität sichern, Unternehmenswert steigern, Big/Small/Smart Data und Algorithmen, mobiles Arbeiten und verändertes Arbeitsumfeld, erhöhte Komplexität externer Anforderungen, Unterstützung globaler Wachstumsinitiativen, Robotik und Automatisierung, die Geschwindigkeit technologischer Neuerung und Innovationen, Projekt- und Changemanagement, Mitarbeiter qualifizieren und motivieren. Häufig ist damit die Erwartung verbunden, dass die Finanzorganisation Kosten sowohl im eigenen Bereich als auch im Unternehmen reduziert.

Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, reicht die heutige meist funktional ausgerichtete Finanzorganisation nicht mehr aus. Die eher sequentiellen Prozessabläufe wie Einkauf, Finanzbuchhaltung, Konzern- und Jahresabschlüsse, Liquiditätsmanagement, Kostenrechnung, Controlling, Risikomanagement usw. werden zu 3 digitalen Hauptfunktionen verschmelzen (s. Abb. 10).

Abb. 10: Neue Rollen in der digitalen Finanzwelt

D.h. neben der Rolle des Controllers werden sich auch alle anderen Rollen im Finanzbereich verändern. Für den Controller zeichnet sich heute schon ab: Wer nicht in die Rolle eines Business Partners hineinwächst oder sich die neuen Fähigkeiten eines Data Analyst aneignet, dem bleibt zukünftig die Aufgabe eines finanziellen Zahlenlieferanten. Data Scientists sind aus heutiger Sicht eher in der IT angesiedelt. Auch hier gibt es einen schmalen Grat. Wenn Data Scientists über ihr IT-, mathematisches und statistisches Fachwissen hinaus ihre Kenntnisse und ihre Sprache im Hinblick auf das Verständnis der dahinterliegenden Geschäftsmodelle so weiterentwickeln, dass sie dem Management als Sparringspartner direkt zur Verfügung stehen, können sie den Controller in wesentlichen Funktionen ablösen.

[1] Vgl. Ernst & Young, 2017.

4.3 Wie viel Statistik braucht ein Controller?

Die gute Nachricht zuerst: Ein Controller muss kein Mathematiker oder Statistiker werden. Das nehmen ihm die immer besser werdende Analytics-Software oder der Data Scientist ab. Dennoch: Will der Controller die Rolle des Business Partners einnehmen, muss er das Business verstehen und im Stande sein, dieses in statistische Modelle zu überführen, die zugrundeliegenden Algorithmen zu validieren und zu interpretieren. Daher kann es sehr hilfreich sein, ein solides Basiswissen in Mathematik, Statistik, Verteilungsfunktionen und Korrelationen aufzubauen und ein Grundverständnis für diese neuen Methoden zu entwickeln.[1] Dazu bietet der ICV digitale Qualifizierungsmaßnahmen an.[2]

Am leichtesten können Controller von den Risikomanagern lernen. Werden in einem Unternehmen Risiken quantifiziert, ist das Methoden-Know-how i. d. R. vorhanden und muss lediglich in die Planung integriert werden.[3]

[1] Vgl. Drerup/Suprano/Wömpener, 2018, S. 13.
[2] Vgl. ICV, 2018, S. 111.
[3] Vgl. Steinke/Kalwait, 2018, S. 7 f.

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