Kulturfelder unterscheiden

Im Rahmen der Führung von Zielsetzung, Planung und Steuerung wirtschaftlich relevanter Qualität ist es praktikabel, zwischen verschiedenen "Kulturfeldern" zu unterscheiden.

Wir betrachten hier Kultur als "die Summe der Selbstverständlichkeiten"[12]; in diesem Sinne können Controller und Qualitätsmanager analysieren, welche Selbstverständlichkeiten in den verschiedenen Kulturfeldern vorherrschen und welche Veränderungen hinsichtlich zieladäquater, wirtschaftlich relevanter Qualität erforderlich sind.

Inventionskultur

Welche Freiräume bietet das Unternehmen für das Einbringen und den Diskurs neuer Ideen? Gibt es Unterschiede zwischen den Bereichen? Sind bestimmte Themen "tabu"? Werden alle Mitarbeiter einbezogen?

Manche Unternehmen gehen so weit, ihren Mitarbeitern z. B. 10 % ihrer bezahlten Arbeitszeit für "ziel- und zweckfreies Spinnen" zur Verfügung zu stellen. Sie gehen davon aus, dass neue Ideen nicht unter Druck oder auf Befehl entstehen – neue Ideen fallen uns zu; wir finden sie normalerweise nicht, wenn wir unter bestimmten Restriktionen nach ihnen suchen.

Beziehungskultur

Welche Rolle spielt die Wahrung von Würde und persönlicher Integrität? Beruhen die internen und externen Beziehungen auf Gegenseitigkeit?

Neue Ideen werden nicht im Selbstlauf zu Innovationen; es bedarf meist der Kooperation vieler Menschen aus verschiedenen Professionen – darunter auch von Qualitätsmanagern und Controllern. Wie die Erfahrung zeigt, funktioniert Zusammenarbeit unterschiedlicher Menschen auf die Dauer meist nur so gut, wie die Balance von Geben und Nehmen auf der Basis gegenseitigen Respekts gewahrt werden kann.

Verlässlichkeitskultur

Geben wir uns gemeinsam Regeln und halten wir uns daran? Wie zuverlässig setzen wir die Prozesse um? Inwieweit können sie gewährleisten, dass die Versprechungen des Unternehmens gegenüber den Kunden und den anderen Stakeholdern eingehalten werden?
Wenn neue Ideen zu einem kooperativen Produkt- und Leistungsversprechen geworden sind, kommt es für ihre Durchsetzung als Innovation neben dem Anwendernutzen vor allem darauf an, wie diszipliniert die dafür erforderlichen Prozesse eingehalten werden. Vertrauen wächst aus Verlässlichkeit – und Vertrauen ist die Basis jedes nachhaltigen Erfolgs.

Lernkultur

Kulturanalysen nutzen

Wie differenziert reagieren wir auf Abweichungen von Werten, Normen, Regeln, Plänen und Zielen? Stellen wir uns aktiv den Möglichkeiten, voneinander und von anderen zu lernen? Entwickeln wir Achtsamkeit für das zu bezahlende "Lehrgeld"?
Lernen "an sich" steht wohl kaum irgendwo zur Disposition. Allerdings unterscheiden sich die Unternehmen und Institutionen erheblich, in welcher Weise das Lernen konkret organisiert wird. Innovative Unternehmen achten sehr wohl darauf, dass die Art ihrer Innovation und die Kultur ihres Lernens zueinander passen.

Zahlreiche Unternehmen betrachten regelmäßige Kulturanalysen und systematisches Kulturmanagement inzwischen als sinnvolle Bestandteile ihrer Qualitätspolitik. Das wird in dem Maße an Bedeutung gewinnen, wie das Management von Innovationen und die damit einhergehenden kulturellen Veränderungen als Wettbewerbsfaktor an Gewicht gewinnen.[13]

[12] Hofstätter, 1973, S. 93.
[13] Vgl. Kruse, 2004; Hofstede, 2011.

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