Das Carbon Accounting bietet eine Reihe neuer Informationsmanagement- und Bilanzierungsmethoden. Die erhobenen physikalischen Informationen über die THG-Emissionen können beispielsweise in Form von CO2-Fußabdrücken von Unternehmen, Ökobilanzen, absoluten und relativen Zielen in Bezug auf Reduktion von THG-Emissionen, sowie tatsächlichen Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu Planwerten oder Trends im Zeitverlauf dargestellt werden.[1] Das GHG Protocol bietet eine Methode zur Berechnung und Darstellung des CO2-Fußabdrucks. Dabei wird der direkte und indirekte Energiebedarf für Prozesse und zugehörige CO2-Emissionen dargestellt. Zunächst wird dafür beispielsweise der in MWh gemessene Verbrauch an Erdgas ermittelt. Anschließend werden basierend auf Statistiken des Bundesumweltamtes die CO2-Emissionen einer MWh abgeleitet. Dadurch können verschiedene Energiequellen (z. B. Erdöl, Erdgas, Fernwärme) verglichen werden. Der Fußabdruck addiert sich aus allen multiplizierten Verbrauchswerten eines Unternehmens mit den entsprechenden CO2-Emissionen (vgl. Tabelle 8).[2]

 
THG-Entstehung Menge Spezifische CO2-Emission CO2-Emission gesamt
Direkter Energieverbrauch      
Erdgas 200.000 MWh 0,20 t/MWh 40.000 t
Heizöl 1.000 MWh 0,27 t/MWh 270 t
Zwischensumme     40.270 t
Indirekter Energieverbrauch      
Fernwärme 100.000 MWh 0,5 t/MWh 51.000 t
Strom 400.000 MWh 0,5 t/MWh 204.000 t
Zwischensumme     255.000 t
Dienstreisen      
PKW 10.000.000 km 0,20 kg/km 2.000 t
Flugzeug 10.000.000 km 0,15 kg/km 1.500 t
Zwischensumme     3.500 t
Gesamtsumme     298.770 t

Tab. 8: Beispielrechnung eines CO2-Fußabdrucks[3]

Carbon Accounting stellt keinen Selbstzweck dar und muss in die Organisationsstruktur eingegliedert werden. Wird es parallel zum bestehenden Management System implementiert entstehen Ineffizienzen. Die Implementierung selbst ist ein mittel- bis langfristiger Prozess, der von unternehmensspezifischen und kontextuellen Faktoren abhängt.[4] Sinnvoll ist im ersten Schritt die Einrichtung einer neuen funktionalen Abteilung oder Besetzung einer einzelnen Position für das Carbon Management. Für ein dezentralisiertes Carbon Accounting empfiehlt sich die Übertragung der Zuständigkeiten für die Datenerhebung auf die einzelnen Abteilungen (vgl. Abb. 27). Hierzu müssen neue integrierte Managementinformationssysteme innerhalb der bestehenden Abteilungen entwickelt werden, um Informationen zu THG-Emissionen entsprechend zu erfassen und weiterzuleiten. Das Carbon Management ist anschließend für die Speicherung, Aggregation, Auswertung und Aufbereitung der Daten zuständig. Auf dieser Basis erfolgt eine strategische Interpretation der Daten und deren Zusammenhänge.[5]

Abb. 27: Interaktiver Informationsfluss im Rahmen des Carbon Accounting[6]

[1] Vgl. Burritt et al., 2011, S. 86.
[2] Vgl. Günther/Stechemesser 2011, 421f.
[3] Vgl. Günther 2008, S. 297.
[4] Vgl. Eitelwein/Goretzki 2010, 28f.
[5] Vgl. Burritt et al. 2011, 89ff.
[6] Vgl. Burritt et al. 2011, S. 92.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge