Nachhaltigkeit verändert das Zielsystem des Unternehmens und damit auch das Koordinatensystem des Controllings. Dadurch ergeben sich grundsätzlich Auswirkungen auf sämtliche Controllingprozesse (vgl. Abb. 5).

Abb. 5: Nachhaltigkeitsbasierte Auswirkungen auf Controllingprozesse anhand des IGC-Controlling-Prozessmodells (blau hervorgehoben mit Auswirkungen bzgl. Nachhaltigkeit)

Es lassen sich allerdings Schwerpunkte feststellen. So gehört sicherlich die Schaffung einer standardisierten Datenlandschaft mit klaren KPIs zu den wichtigsten Aufgaben des Finanzbereichs bei Nachhaltigkeitsthemen. Damit stehen die Prozesse Strategische Planung, Investitionscontrolling, Management Reporting und Datenmanagement im Fokus.

Davon abgesehen erfolgt typischerweise die Anpassung der Controllingprozesse nicht auf einmal, sondern regelmäßig stufenweise – entsprechend dem Reifegrad eines Unternehmens (vgl. Kapitel 4). Als Erstes werden meist die Teilprozesse und Instrumente der strategischen Planung angepasst. Zusätzliche Stakeholder sind zu berücksichtigen, nachhaltigkeitsbezogene Aspekte zu integrieren und Szenariobetrachtungen und längerfristige Betrachtungszeiträume gewinnen an Bedeutung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Überführung der Ziele in konkrete Maßnahmen und Messgrößen. Als logisch nächster Schritt folgt der Investitionscontrollingprozess. Im Rahmen der Investitionsbewertung werden Nachhaltigkeitsaspekte einbezogen, sodass diese bei Investitionsentscheidung Berücksichtigung finden. Demnach würden bei der Standortauswahl für ein Fertigungswerk neben den erwarteten Kosten in der ökonomisch-finanziellen Dimension ebenso Auswirkungen auf lokale Gemeinden in der sozialen Dimension sowie die potenzielle Gefährdung heimischer Pflanzen- und Tierarten in der ökologischen Dimension einbezogen werden.

Risikocontrolling, Management Reporting sowie Datenmanagement sind Prozesse, die insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulatorik stärker in den Fokus rücken. Dies wird auch den Business Partnering-Prozess betreffen, um den Schritt weg von reinem Reporting hin zu einem proaktiven Performance Management zu realisieren.

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung ist in der Unternehmenspraxis sehr unterschiedlich. Nur wenige Unternehmen haben hier bereits ihre bestehenden Instrumente angepasst bzw. neue Instrumente wie z. B. Umweltkostenrechnung oder eine umweltbezogene Lebenszyklusrechnung etabliert. Der naheliegendste Anknüpfungspunkt ist die Anlehnung bzw. Integration des Carbon Accounting – das Erfassen, Auswerten und Berichten von CO2-Emissionen – an die klassische Kostenrechnung aufgrund der inhaltlichen wie methodischen Parallelen hinsichtlich der Kalkulation. Insgesamt ist mit zunehmender Standardisierung der Messmethoden im Bereich Nachhaltigkeit mittel- bis langfristig mit einer verstärkten Berücksichtigung und Integration von Nachhaltigkeit in den Controllingprozessen zu rechnen.

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