Wie in Abschnitt 2.3 beschrieben, sind die Controllinginstrumente heute konzeptionell ausgreift und mannigfaltig vorhanden. Wer beispielsweise ein Kennzahlensystem einführen möchte, kann von der Balanced Scorecard über das EFQM-Modell, Werttreiberbäumen oder dem Tableau de Bord bis hin zur Performance Pyramide oder dem SCOR-Modell wählen. Auch die durch Shared Economy ausgelösten Veränderungen deuten nicht darauf hin, dass wir einen großen Umbruch in den Controllinginstrumenten erleben werden.

Erfahrungskurve muss auf Bedarfsgestaltung fokussieren

Viel wahrscheinlicher ist ein graduelles Anpassen an das geänderte Umfeld, wie das Beispiel der Erfahrungskurve veranschaulichen kann. Das Instrument der Erfahrungskurve besagt, dass Unternehmen mit jeder Verdoppelung der kumulierten Fertigungsmenge ein inflationsbereinigtes Kostensenkungspotenzial von 20 – 30 % bezogen auf die interne Wertschöpfung erschließen können. Mit der zunehmenden Geschwindigkeit neuer Geschäftsmodelle wird jedoch deutlich, dass die klassische Erfahrungskurve nur die Erfahrung in der Bedarfserfüllung, d. h. die Effizienz im laufenden Geschäft, misst. Die Erfahrung in der immer schnelleren Bedarfsgestaltung bzw. die Effektivität in der Geschäftsentwicklung bleibt bislang unberücksichtigt. Dies ist nur ein plakatives Beispiel, wie sich die Controllinginstrumente konzeptionell an geänderte Umfeldbedingungen anpassen müssen.

Ein deutlich stärkerer Umbruch wird sich durch Industrie 4.0 bzw. die digitale Transformation im Bereich der Datenverfügbarkeit und Datenanalyse ergeben. Durch die Digitalisierung und totale Vernetzung erleben wir bereits heute eine Explosion der Datenmengen, die sich durch Milliarden intelligenter Maschinen bzw. Produkte noch rasanter erhöhen und zu Big Data führen wird. In einem Umfeld, in dem Daten durch vernetzte "Dinge" permanent global und zum Großteil automatisiert entstehen und verteilt gespeichert werden, ist die Gefahr von Datenfriedhöfen, die niemand überblicken und analysieren kann, groß. Es ist offensichtlich, dass für Controller die Definition des Datenmodells sowie die Strukturierung und Plausibilisierung der verfügbaren Daten oder auch Datenschutzaspekte wichtige zukünftige Aufgaben werden. Das White Pater des Internationalen Controller Vereins zum Thema Big Data beschreibt diese Auswirkungen im Detail.[1] Ganz konkret werden Controller in ihrer Informationsversorgungsfunktion vor der Herausforderung stehen, immer größere Datenmengen durch neue Formen der Visualisierung, wie z. B. Treemaps, Heatmaps oder Sankey-Diagramme, in aussagekräftige Steuerungsinformationen überzuführen, um den drohenden Information Overload der Führungskräfte zu vermeiden. Controller werden in Zukunft in ihren Berichten Tabellen reduzieren und durch geeignete grafische Darstellungen oder Text ersetzen müssen, weil diese eine Informationsverdichtung ermöglichen und somit auch für kleinere Displays von Tablets über Smartphones bis zur Apple Watch geeignet sind.

[1] Vgl. Internationaler Controller Verein, 2016.

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