Betrachtet man die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Controllingprozesse und -aufgaben, so wird deutlich, dass die Veränderung eher als Chance statt als Gefahr angesehen werden kann. Durch fortschrittlichere IT-Systeme und einen höheren Automatisierungsgrad verringert sich der zeitliche Aufwand, den Controller für Basistätigkeiten, wie z. B. Standard-Reports, aufbringen müssen.[1] Auf der anderen Seite ermöglichen die freigewordenen Ressourcen und die leistungsfähigere Systemlandschaft eine Erhöhung der Qualität der durch das Controlling, unter Umständen in Zusammenarbeit mit Data Scientists, ermittelten Informationen. Die zentrale Chance der Digitalisierung für den Controller besteht somit in der qualitativ höherwertigen Wahrnehmung seiner Funktion als betriebswirtschaftliches Gewissen.

Eine systematische Analyse der Auswirkungen der Digitalisierung auf die Controllingprozesse und -aufgaben kann mithilfe von Controlling-Prozessmodellen durchgeführt werden. Bezugsrahmen, wie das Controlling-Prozessmodell der IGC,[2] strukturieren den Controllerbereich in zugrundeliegende Prozesse und ordnen diesen konkrete Aufgaben zu. Die herkömmlichen Aufgaben des Controllers können dann vor dem Hintergrund der Digitalisierungstrends für das zentrale oder funktionsspezifische Controlling angepasst werden. Bisher wurden bspw. die Auswirkungen verschiedener Digitalisierungstrends im Zusammenhang mit Industrie 4.0 auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche des Werkscontrollers analysiert.[3] Weitere gut dokumentierte Auswirkungen auf Controllingaufgaben beziehen sich auf den Bereich des Reportings sowie der Planung und des Forecastings. Die Digitalisierung ermöglicht hier u. a. die Einbindung von robotik-gestützter Prozessautomatisierung und Predictive-Analytics-Methoden.[4]

Inwieweit und in welcher Form Veränderungen der Controllingaufgaben durch die Digitalisierung in einem Unternehmen vorgenommen werden sollten, hängt von unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Dabei verursacht das Unternehmensumfeld die Auswirkungen auf die Controllingaufgaben und -prozesse ebenso wie die organisationale und individuelle Ebene. Mit Hinblick auf die Unternehmensumwelt beeinflusst das Digitalisierungsausmaß in der jeweiligen Branche das Ausmaß der Veränderung von unternehmensinternen Abläufen. Auf organisationaler Ebene haben insbesondere die Unternehmenskultur, der Aufbau der Controllingorganisation und die Ausgestaltung bereits vorhandener Controllinginstrumente einen Einfluss auf das Ausmaß der zukünftigen Digitalisierung des Controllings. Auf individueller Ebene nehmen die Persönlichkeitsmerkmale und Vorlieben des Managements und Controllings Einfluss auf die Neuausrichtung des Controllings in der digitalen Welt.[5]

[1] Vgl. Losbichler/Ablinger, 2018, S. 56f.
[2] Vgl. International Group of Controlling, 2017, S. 20.
[3] Vgl. Thiele/Munck/Riechmann, 2016, S. 74f.
[4] Vgl. Dillerup et al., 2019, S. 49.
[5] Vgl. Losbichler/Ablinger, 2018, S. 57ff.

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