4.7.1 Aktuelle Herausforderungen für den Werkscontroller

Wesen des Werkcontrollers

Beim Werkscontrolling handelt es sich um eine funktionsspezifische Ausprägung des Controllings. Somit ist der Werkscontroller, alternativ auch als Produktionscontroller bezeichnet, grundsätzlich den dezentralen Controllern zuzuordnen. Es besteht jedoch eine Vielzahl organisatorischer Varianten zur Eingliederung des Werkscontrollers in die Aufbauorganisation eines Unternehmens. Grundsätzlich kann die Eingliederung des Werkscontrollers in die Organisationsstruktur als Linienfunktion des zentralen Controller-Bereichs oder des Produktionsmanagements erfolgen. Ist eine Verankerung als Linienfunktion im Produktionsmanagement vorgesehen, besteht die fachliche Weisungsbefugnis des Leiters des Controller-Bereichs gegenüber dem Werkscontroller, wohingegen die disziplinarische Weisungsbefugnis auf den Werksleiter übergeht.

Aktuelle Herausforderungen für den Werkscontroller

Eine wichtige Quelle für tiefgreifende Veränderungen im Werkscontrolling stellen technologische Neuerungen dar. Die neuen Möglichkeiten des Internets der Dinge und die zunehmende digitale Vernetzung von Systemen und Maschinen ermöglichen beispielsweise eine intelligentere Automatisierung und Verkettung der Produktionssysteme. Die permanent wechselnden Produktionssysteme und alternativen Aufstellungen verlangen vom Werkscontroller eine kontinuierliche Überprüfung ihrer Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig bieten neue Ansätze des Produktionsmanagements unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" Lösungen für den Umgang mit der erhöhten Dynamik im Geschäftsumfeld, da sie eine zunehmende Flexibilisierung der Produktionsarbeit ermöglichen. Werkscontroller müssen in diesem Zusammenhang einerseits für eine grundlegende Vereinfachung und Anpassungsfähigkeit des strategischen und operativen Produktionscontrollings sorgen und andererseits ihre Planungs- und Steuerungsinstrumente, z. B. mithilfe von produktionsbezogenen Flexibilitätskennzahlen und dem Einsatz von Flexibilitäts-Scorecards, an die neuen Herausforderungen anpassen.[1] Gleichzeitig sollten Controller die mit der Digitalisierung einhergehenden Möglichkeiten der "neuen Transparenz" nutzen. Zudem führen die zunehmende Internationalisierung der Produktion und die damit einhergehende Komplexitätssteigerung zu einem zunehmenden Koordinationsbedarf der Werkscontroller mit den verschiedenen Produktionsstandorten und der zentralen Controller-Abteilung (Standort-Vergleiche, Benchmarking).

[1] Vgl. Roßmeißl/Gleich, in: Gleich/Grönke/Kirchmann/Leyk (Hrsg.) 2014, S. 141 ff.

4.7.2 Muster-Funktionsprofil im Kontext des IGC-Prozessmodells

Ziele: Der Werkscontroller ist für die Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit im Rahmen des Prozesses der Leistungserstellung verantwortlich. Dabei kümmert er sich vor allem um die Steuerung und Überwachung von produktionsbezogenen Wertschöpfungsprozessen. Im Mittelpunkt steht die Optimierung der Fertigung durch die Erhöhung der Effektivität und Effizienz der zugrundeliegenden Prozesse. Darüber hinaus nimmt der Werkscontroller in besonderem Ausmaß eine Koordinationsfunktion wahr, indem er die betriebswirtschaftliche Koordination der Produktion mit anderen Unternehmensbereichen sicherstellt und die Werksleitung sowie andere Entscheidungsträger mit produktionsspezifischen Informationen versorgt.

Kernaufgaben:

  • Entwicklung eines produktionsspezifischen Controlling-Systems (z. B. Produktionsbudget, kennzahlengestütztes Produktionscontrolling)
  • Durchführung des strategischen Produktionscontrollings (z. B. langfristige Produktions-/Investitionsplanung)
  • Durchführung des operativen Produktionscontrollings (z. B. der Produktionsziel-, Produktionsprogramm-, Produktionskostenplanung)
  • Unterstützung von Investitionsentscheidungen in der Produktion (z. B. Kosten-Nutzen-Analysen, Investitionsrechnungen)
  • Durchführung des Projektcontrollings von Sonderprojekten im Rahmen der Produktion (z. B. Umstellung von Produktionsverfahren, Produktionsanlauf von neuen Produkten)
  • Sicherstellung von strukturierten Datenprozessen im Hinblick auf die Datenerfassung und -verarbeitung im Rahmen des Produktionsplanungs- und -steuerungssystems
  • Anbindung des Produktionsplanungs- und -steuerungssystems an das zentrale Controlling- und IT-System des Unternehmens
  • Analyse der Produktivität im Rahmen von Produktionsprozessen durch kennzahlengestütztes Produktionscontrolling
  • Weiterentwicklung des Controlling-Systems und der -instrumente im Rahmen des Produktionscontrollings

Rollenerwartung: Der Werkscontroller erfüllt die Funktion des "wirtschaftlichen Gewissens" im Rahmen der Produktion. Dabei leistet er eine bereichsspezifische Führungsunterstützung, indem er als Sparringspartner für den Werksleiter in wirtschaftlichen Fragestellungen zur Verfügung steht. Zusätzlich nimmt der Werkscontroller eine bereichsspezifische Unterstützungsfunktion im Rahmen des Produktionsmanagements ein. Dabei ist er für die Analyse der Produktivität und die betriebswirtschaftliche Vorbereitung von Entscheidungen in der Produktion zuständig. Darüber hinaus nimmt der Werkscontroller in besonderem Ausmaß...

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