Wie zuvor beschrieben, umfasst das Controller-Kompetenzmodell der IGC nicht nur einen hierarchischen Kompetenzkatalog, sondern auch darauf aufbauende Muster-Funktions- und -Kompetenzprofile. Diese dienen dazu, die im Kompetenzkatalog identifizierten und nach Controlling-Prozessen geordneten Controller-Kompetenzen bestimmten Controller-Positionen zuzuordnen. Für eine konsequente Identifikation und Beschreibung von positionsspezifischen Controller-Kompetenzen müssen grundlegend die folgenden Schritte berücksichtigt werden:

  1. typische und relevante Situationen, denen Controller ausgesetzt sind, müssen beschrieben werden (Handlungsanker)
  2. der Handlungsspielraum muss beschrieben werden (Skalierung)
  3. das gewünschte Kompetenzniveau muss festgelegt werden (Soll-Kompetenzen)[1]

Typische Aufgaben des Werkscontrollers

Einen ersten Anknüpfungspunkt zur Definition des Handlungsfelds des Werkscontrollers und der darauf beruhenden Ableitung von Verhaltensankern zur Konkretisierung von erfolgskritischen Kompetenzen im Rahmen des Werkscontrollings, stellen die Kernaufgaben des Werkscontrollers dar. In seiner klassischen Rolle ist der Werkscontroller grundsätzlich zuständig für die:

  • Entwicklung eines produktionsspezifischen Controlling-Systems
  • Durchführung des strategischen und operativen Produktionscontrollings
  • Unterstützung von Investitionsentscheidungen mit Bezug zur Produktion
  • Durchführung des Projektcontrollings in Zusammenhang mit Sonderprojekten der Produktion
  • Gewährleistung von standardisierten Datenprozessen zur Datenerfassung und -verarbeitung des Produktionsplanungs- und -steuerungssystems
  • Verknüpfung des produktionsspezifischen Planungs- und Steuerungssystems mit dem zentralen Planungs- und Steuerungssystems des Unternehmens
  • Analyse der Produktivität von Produktionsprozessen mithilfe eines kennzahlengestützten Produktionscontrollings
  • Weiterentwicklung des Produktionsplanungs- und -steuerungssystems[2]

Relevante Kompetenzen für den Werkscontroller

Sind die Tätigkeiten des Werkscontrollers bekannt, können diese den unterschiedlichen Controlling-Hauptprozessen zugeordnet werden. Aus dieser Zuordnung ergeben sich die zentralen Controlling-Hauptprozesse für den Werkscontroller. Sind die für die jeweilige Controlling-Funktion relevanten Controlling-Hauptprozesse bekannt, können davon mithilfe des hierarchischen Kompetenzkatalogs die erfolgskritischen Controller-Kompetenzen abgeleitet werden. Abb. 6 stellt die drei wichtigsten Controlling-Hauptprozesse aus dem Muster-Funktionsprofil des Werkscontrollers dar und ordnet diesen die erfolgskritischen Controller-Kompetenzen laut dem hierarchischen Kompetenzkatalog der IGC zu.

 
Prozess Top 3 Kompetenzen Erfolgskritische Kompetenzen
Operative Planung und Budgetierung
  • Beratungsfähigkeit
  • Organisationsfähigkeit
  • Integrationsfähigkeit
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Kooperationsfähigkeit
  • Konfliktlösungsfähigkeit
  • Offenheit für Veränderung
  • Gestaltungswille
  • Delegieren
  • Impulsgeben
  • Entscheidungsfähigkeit
Forecast
  • Beratungsfähigkeit
  • Kooperationsfähigkeit
  • Marktverständnis
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Ganzheitliches Denken
  • Offenheit für Veränderung
  • Beurteilungsvermögen
  • Impulsgeben
Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung
  • Ganzheitliches Denken
  • Organisationsfähigkeit
  • Konzeptionsstärke
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Kooperationsfähigkeit
  • Verständnisbereitschaft
  • Beurteilungsvermögen
  • Impulsgeben
  • Entscheidungsfähigkeit

Abb. 6: Top-Kompetenzen für Werkscontroller[3]

Ableitung eines funktionsspezifischen Kompetenzprofils

Zur Ableitung eines funktionsspezifischen Kompetenzprofils für den Werkscontroller werden in weiterer Folge eine Beschreibung des Handlungsspielraums der Kompetenzen (Skalierung) und die Festlegung des gewünschten Kompetenzniveaus benötigt (Soll-Kompetenzen). Zu diesem Zweck empfiehlt sich als Ausgangspunkt eine Kontextualisierung der als erfolgskritisch identifizierten Kompetenzen für den betrachteten Funktionsbereich. Wie aus Abb. 6 hervorgeht, ist das Marktverständnis in Zusammenhang mit der Erstellung des Forecasts beispielsweise eine erfolgskritische Kompetenz für den Werkscontroller. Aus der Begründung, dass der Werkscontroller das Marktverständnis unter anderem dafür benötigt, relevante Kostentreiber zu identifizieren, um zu einem aussagekräftigen Forecast beizutragen, können in weiterer Folge Verhaltensanker, der Handlungsspielraum der Kompetenz und unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen Anforderungen in Bezug auf die jeweilige Position das gewünschte Kompetenzniveau abgeleitet werden. Abb. 7 fasst die Ausprägung der erfolgsrelevanten Controller-Kompetenzen für den Werkscontroller und somit dessen Muster-Funktionsprofil zusammen.

Abb. 7: Muster-Kompetenzprofil – Werkscontroller[4]
Legende: Skalierung 1= gering; 5=hoch

[1] IGC, 2015, S. 109.
[2] IGC, 2015, S. 152.
[3] IGC, 2015, S. 155.
[4] IGC, 2015, S. 158.

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