Wie zuvor angedeutet, besteht bei den meisten Organisationen ein Defizit im Zusammenhang mit der systematischen Weiterentwicklung von Controller-Kompetenzen. Dieser Zustand ist umso erstaunlicher, da die Weiterentwicklung von Mitarbeitern als Instrument zur Adressierung von Kompetenzlücken dient, die neben Kommunikations- und Motivationsproblemen als eines der grundlegenden Probleme angesehen werden, die im Rahmen der Unternehmenssteuerung adressiert werden.[1]

Um den Controller-Bereich von Organisationen bei der Managementaufgabe der Weiterentwicklung der Controller-Kompetenzen zu unterstützen, hat die IGC ein Kompetenzmodell für Controller entwickelt. Dieses verfügt über unterschiedliche Bausteine, die dazu dienen, unternehmensspezifische Kompetenzprofile für verschiedene Controller-Positionen abzuleiten. Im weiteren Verlauf des Kapitels wird zunächst auf die konzeptionellen Grundlagen, dann auf das Controller-Kompetenzmodell der IGC selbst und zum Abschluss auf das funktionsspezifische Muster-Kompetenzprofil des Werkscontrollers eingegangen. Das funktionsspezifische Muster-Kompetenzprofil des Werkscontrollers der IGC dient als Grundlage für eine Weiterentwicklung des Kompetenzprofils des Werkscontrollers, um den Anforderungen der sich ändernden Rahmenbedingungen in Zusammenhang mit der I4.0 Evolution gerecht zu werden.

[1] Vgl. Merchant/Van der Stede, 2007, S. 8.

2.1 Konzeptionelle Grundlagen des Controller-Kompetenzmodells der IGC

Das Controller-Kompetenzmodell der IGC basiert auf verschiedenen konzeptionellen Grundlagen. Diese Modelle sind einerseits darauf ausgerichtet, unterschiedliche Kompetenzen vollumfänglich aufzugreifen und zu systematisieren und andererseits die Aufgabenbereiche der Controller im Unternehmen zu strukturieren.

Kompetenz-Atlas nach Heyse/Erpenbeck

Als inhaltliche Grundlage für die Kompetenzen des Controller-Kompetenzmodells der IGC dient der Kompetenz-Atlas nach Heyse/Erpenbeck.[1] Dieser Kompetenz-Atlas umfasst die vier übergeordneten Kompetenzdimensionen der Personalen Kompetenz, der Aktivitäts- und Umsetzungs-, der Sozial-kommunikativen und der Fach- und Methodenkompetenz. Diesen vier Kompetenzdimensionen sind jeweils 16 konkrete Kompetenzen zugeordnet, sodass der Kompetenzatlas von Heyse/Erpenbeck insgesamt 64 verschiedene Kompetenzen umfasst.

Abb. 2: Kompetenz-Atlas nach Heyse/Erpenbeck[2]

Das Controlling-Prozessmodell

Zur systematischen Beurteilung von erfolgsrelevanten Kompetenzen für unterschiedliche Controlling-Prozesse und -Aufgaben wurde im Rahmen der Entwicklung des Controller-Kompetenzmodells der IGC als strukturierendes Element auf das Controlling-Prozessmodell der IGC zurückgegriffen. Das Controlling-Prozessmodell unterteilt den Geschäftsprozess Controlling in zehn Controlling-Hauptprozesse (Abb. 3). Davon sind sieben Controlling-Hauptprozesse als Controlling-Kernprozesse definiert, die die strategische Planung, die operative Planung und Budgetierung, den Forecast, die Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung, das Management-Reporting, das Projekt- und Investitionscontrolling sowie das Risikomanagement umfassen. Die zehn Controlling-Hauptprozesse werden durch drei Controlling-Nebenprozesse komplettiert, welche

  • funktionsspezifische Controllingprozesse, wie das F&E- oder Produktionscontrolling,
  • die Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung sowie
  • die Weiterentwicklung der Organisation, Prozesse, Instrumente und Systeme
  • umfassen.[3]

Abb. 3: Das Controlling-Prozessmodell[4]

Das Controlling-Prozessmodell der IGC bleibt nicht auf der Ebene der Controlling-Hauptprozesse stehen, sondern umfasst ebenfalls die tiefergehenden Ebenen der Controlling-Teilprozesse und -aufgaben. Die Detailschärfe des Controlling-Prozessmodells war für die Entwicklung des Controlling-Kompetenzmodells von entscheidender Bedeutung, da die im Controlling-Prozessmodell auf Teilprozessebene definierten Controlling-Aufgaben herangezogen werden konnten, um erfolgskritische Controller-Kompetenzen für die Controlling-Teilprozesse und in weiterer Folge die Controlling-Hauptprozesse abzuleiten.

[1] Heyse/Erpenbeck, 2009, S. XIII.
[2] Heyse/Erpenbeck, 2009, S. XIII.
[3] IGC, 2011, S. 21.
[4] IGC, 2011, S. 21.

2.2 Controller-Kompetenzmodell der IGC

Bestandteile

Das Controller-Kompetenzmodell der IGC setzt sich insgesamt aus drei Bestandteilen zusammen, die den hierarchischen Kompetenzkatalog sowie Muster-Funktionsprofile und -Kompetenzprofile umfassen (s. Abb. 4).

Abb. 4: Bestandteile des Controller-Kompetenzmodells[1]

Das Kernstück des Controller-Kompetenzmodells bildet dabei der hierarchische Kompetenzkatalog. Hierbei wurden die 64 Kompetenzen des Kompetenz-Atlas von Heyse/Erpenbeck den unterschiedlichen Controlling-Prozessen des Controlling-Prozessmodells der IGC zugeordnet. Dabei werden die unterschiedlichen Kompetenzen unter anderem benannt, erläutert und in ihrer Auswahl begründet. Auf Basis der Ableitung der erfolgskritischen Controller-Kompetenzen im Rahmen des hierarchischen Kompetenzkatalogs und der Definition von Muster-Funktionsprofilen für unterschiedliche Controlling-Funktionen (z. B. Leiter des Controller-Bereiche...

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