2.1 Zentrale Merkmale des Cloud Computing

Unter "Cloud Computing" kann die Bereitstellung von IT-Dienstleistungen über Netzwerke, speziell das Internet, verstanden werden. Der Begriff ist zwar noch nicht abschließend definiert, folgende zentralen Eigenschaften lassen sich aber zuordnen: On-demand-Zugriff, pay per use und Elasticy.[1]

Zugriff auf Anwendungen und Daten ist "on demand":

Der Kunde (Nutzer) kann weitgehend automatisiert IT-Ressourcen "buchen und kündigen". Die Bereitstellung und Kündigung der Services erfolgt im Idealfall ohne direkte Interaktion in sehr kurzer Zeit.

Bezahlung nach "pay per use"

Die IT-Services werden nach Nutzung abgerechnet. Fixkosten fallen i. d. R. keine oder nur in vergleichsweise geringem Umfang an. Übliche Abrechnungsgrößen sind z. B. Datentransfervolumen oder Datenspeichervolumen. Der Nutzer kann die Berechnungsgrundlagen selbst nachvollziehen.

IT-Kapazität ist unendlich groß (Elasticy)

Der Kunde kann auf aus seiner Sicht unbegrenzte Ressourcen zurückgreifen. Die Bereitstellung der Kapazitäten kann in kürzester Zeit dem Bedarf entsprechend vorgenommen werden. Diese Eigenschaft ist wichtig bei kurzfristig auftretenden Bedarfsspitzen, z. B. wenn große Datenmengen in kurzer Zeit analysiert werden müssen oder etwa das Weihnachtsgeschäft zu einem erhöhten Daten- und Verarbeitungsvolumen führt.

Unterschiede zu klassischen Outsourcing-Modellen

Damit unterscheidet sich Cloud Computing deutlich von klassischen IT-Outsourcing-Modellen, die eher statisch geprägt sind. Klassische Outsourcing-Modelle erfordern langwierige Vertragsverhandlungen, haben längere Laufzeiten und sind häufig nur schwer für das Unternehmen umkehrbar, was zu einer vielfach unerwünschten Abhängigkeit vom IT-Dienstleister führt.

[1] Biebl, 2012, S. 24.

2.2 Service-Ebenen des Cloud Computing

Cloud Computing wird üblicherweise in 4 hierarchischen Service-Ebenen betrachtet: "Human as a Service", "Software as a Service", "Platform as a Service" und "Infrastructure as a Service".

2.2.1 Ebene 1: Infrastructure as a Service (IaaS)

Keine eigenen Rechenzentren mehr notwendig

Die unterste technische Ebene des "Infrastructure as a Service" stellt den Zugriff auf virtuelle Hardware bereit. Der Kunde bekommt beispielsweise keinen physischen "Rechner" zugeteilt, wie dies häufig beim klassischen Outsourcing der Fall ist, sondern nur eine Leistungsmenge, die z. B. einem "Rechner" entspricht. Typische Beispiele sind die Services von Amazon zur Bereitstellung virtueller Server (Elastic Compute Cloud) oder die Bereitstellung von Massenspeicher durch Google (Cloud Storage). Diese Services entbinden den Kunden davon, eigene Rechenzentren mit der notwendigen Sicherheitsinfrastruktur zu betreiben. Er kann sich auf die Nutzung der "Hardware" konzentrieren. Dieses Modell ist aus Sicht des Controllers der Ersatz für ein "eigenes Rechenzentrum".

2.2.2 Ebene 2: Platform as a Service (PaaS)

Bereitstellung von Entwicklungswerkzeugen

Die darüberliegende 2. Schicht richtet sich primär an Softwareentwickler. "Platform as a Service" stellt den Entwicklern vollständige Entwicklungsumgebungen zur Erstellung von Anwendungen bereit. Hierzu gehört z. B. das Produkt "Azure" von Microsoft, eine Plattform zur Entwicklung von Cloud-Anwendungen. Aus Sicht des Controllers handelt es sich hierbei nur um eine alternative Bereitstellungsform von Entwicklungswerkzeugen.

2.2.3 Ebene 3: Software as a Service (SaaS)

Herausforderung für den Controller

Die dem typischen Endanwender bekannteste Schicht stellt "Software as a Service" dar. Hierunter sind Anwendungen zu verstehen, die sich primär an den Endanwender (privat oder geschäftlich) richten. Die Anzahl möglicher Beispiele ist enorm groß. Typische Anwendungen sind z. B.:

  • E-Mail-Services (web.de),
  • Suchdienste (Google),
  • Office-Lösungen (Microsoft 365) oder
  • vollständige Enterprise-Resource-Planning-Systeme (SAP Business ByDesign).

Insbesondere diese Ebene stellt für IT-Controller eine große Herausforderung dar, weil nicht nur die IT-Abteilung, sondern auch die Fachanwender hierauf zugreifen (können) und sich der Markt sehr schnell weiterentwickelt. Aus Sicht des Controllers hat dieses Modell große Bedeutung, weil nicht nur Hard- und Software ausgelagert werden, sondern auch die Möglichkeit der Gestaltung der Prozesse. Entsprechende Vorhaben sind daher einer strategischen Analyse und einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsanalyse zu unterziehen.

2.2.4 Ebene 4: Human as a Service (HaaS)

Die weniger bekannte oberste Schicht, das "Human as a Service", ist ein Ansatz des Crowd Sourcing. Sie nutzt Cloud-Lösungen zur Übertragung von Aufgaben an menschliche Ressourcen. Als typisches Beispiel lässt sich der Amazon Service "Mechanical Turk" anführen, mit dem Mikroaufgaben an eine große Zahl von "Crowd Workern" verteilt und überwacht werden können.

2.3 Organisation des Cloud Computing

Die Organisation von Cloud-Architekturen wird meist mit den Kategorien Private Cloud, Community Cloud, Public Cloud und Hybrid Cloud beschrieben.

Private Cloud

Anbieter und Nutzer gehören zur selben Benutzerorganisation

Bei der Private Cloud gehören Anbieter (z. B. interne IT-Abteilung) und Nutzer (Fachbereiche des Unternehmens) zur gleichen Benutzerorganisation. Eine private Cloud kann auch von einem externen Dienstleister für einen Kunden bereitgestell...

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