Zusammenfassung

 
Überblick

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert und damit auch die daraus resultierenden Herausforderungen für die Unternehmen. In Kombination mit der zunehmenden Digitalisierung und den veränderten räumlichen Rahmenbedingungen ist mobiles Arbeiten, auch Remote Work, Fernarbeit oder Mobile Office genannt, mittlerweile in vielen Branchen fest etabliert und nicht mehr wegzudenken. Mobiles Arbeiten beschreibt jede Form der Arbeit, die nicht im Firmenbüro erbracht wird, also an jedem beliebigen Ort erledigt werden kann. Im Vergleich zu Homeoffice und Telearbeit ist die Flexibilität bei mobiler Arbeit größer. Homeoffice ist eine Form der mobilen Arbeit und ermöglicht Beschäftigten, nach vorheriger Abstimmung mit dem Arbeitgeber zeitweilig im Privatbereich zu arbeiten, z. B. unter Nutzung eines Laptops. Im Gegensatz zur Telearbeit, die gesetzlich in § 2 Abs. 7 ArbStättV definiert ist und einen fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz voraussetzt, besteht bei Homeoffice ein gewisser Spielraum an flexibler Gestaltung des Arbeitsortes.

Dazu kommen auch die verschiedenen Ausprägungen des hybriden Arbeitens und der unterschiedlichen Anwesenheiten vor Ort bzw. im Homeoffice.

Nach wie vor steht besonders der Transfer von bereits in den Unternehmen vorhandenen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) und des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in den häuslichen Bereich im Vordergrund.

Für diesen Transfer gilt es, die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. zu optimieren. Dabei spielen besonders der Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Rolle der Führungskraft, aber auch die bisher gemachten Erfahrungen während der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle.

1 Aktuelle Ausgangssituation und Datenlage

Unabhängig von den unterschiedlichen Gründen, die dazu führen, dass Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, kann es vielfältige Folgen mit sich bringen. Eine Befragung der AOK ergab, dass 73,4 % der Beschäftigten im Homeoffice über Erschöpfung klagen. Im Gegensatz dazu gaben nur 66 % der dauerhaft im Büro Beschäftigten an, dass sie an Erschöpfung litten.[1] Zudem äußern Beschäftigte im Homeoffice, dass sie mehr Wut und Verärgerung spüren (69,8 % gegenüber 58,6 %), und klagen über Nervosität und Reizbarkeit (67,5 % im Vergleich zu 52,7 %). Als zunehmend schwierig wird die Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit wahrgenommen, bedingt durch das Verschwimmen der Grenzen.[2] Die Befragung ergab, dass die "Entgrenzung" zwischen Arbeit und Freizeit bei 18,8 % der Beschäftigten im Homeoffice als problematisch wahrgenommen wurde. Im Betrieb gaben dies hingegen nur 8,8 % der Beschäftigten an.[3] Die Mehrheit der Beschäftigten gab außerdem an, im Homeoffice deutlich mehr zu arbeiten.[4] Laut dem Deutschen Ärzteblatt haben die Beschäftigten im Homeoffice geringere Fehlzeiten (7,7 Tage gegenüber 11,9 Tagen). Die Studie der DAK Baden-Württemberg zeigt parallel dazu auf, dass das Aktivitätsniveau aufgrund des langen Lockdowns und der Heimarbeit deutlich niedriger war. 71 % der Befragten gaben an, dass sie sich im Homeoffice weniger bewegten als vor der Pandemie, 42 % davon sogar deutlich weniger. Gleichzeitig haben gesundheitliche Beschwerden, wie Gewichtszunahme und Rückenbeschwerden, bei vielen Befragten zugenommen.[5] Die Analysen der AOK Rheinland/Hamburg zeigen, dass Rückenleiden aufgrund der Pandemie zugenommen haben: 2020 gab es demnach 17 % mehr Ausfalltage wegen Rückenproblemen als 2019, dabei waren Männer häufiger betroffen als Frauen.[6] Laut der YouGov-Studie zum Homeoffice 2020 fordern 43 % der Arbeitnehmer mehr aktive Unterstützung seitens der Arbeitgeber sowie zielführende Präventionsangebote, 22 % wünschen sich bessere ergonomische Arbeitsplätze und 17 % mehr Sport- und Entspannungsangebote.[7] Diese Zahlen zeigen sehr deutlich, dass gerade die Unterstützung durch den Arbeitgeber bzw. durch die Führungskräfte neben den Rahmenbedingungen einen sehr hohen Stellenwert hat. Wie ist die weitere Entwicklung der Nutzung von mobilem Arbeiten einzuordnen? Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2022 haben 24,2 % aller Erwerbstätigen im Jahr 2022 von zu Hause aus gearbeitet. Davon nutzten 14,7 % täglich oder mindestens die Hälfte der Arbeitszeit das Homeoffice. Im Jahr 2019 hatten noch 12,9 % der Erwerbstätigen im Homeoffice gearbeitet, im ersten Corona-Jahr waren es 21,0 %. Unterschiede zeigen sich auch bei der Betrachtung der soziodemografischen Aspekte. Männer arbeiten mit 25 % etwas häufiger im Homeoffice als Frauen mit 23,3 %. Die Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen nutzte mit 28,5 % häufiger die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, als die Erwerbstätigen insgesamt. Auch in Anbetracht der verschiedenen Berufsgruppen variiert die Nutzung des Homeoffice. 50,6 % der Wissenschaftler und 42,2 % der Führungskräfte arbeiteten von zu Hause aus.[8]

[1] BAuA (2020), S. 65; Deutsches Ärzteblatt (Hrsg.) (2019): Arbeitswelt: Homeoffice kann psychische Belastung erhöhen, verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv...

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