Angeregt vom Erfolg des Benchmarking in München hat einer der Controller gemeinsam mit einem befreundeten Controller eines benachbarten Unternehmens (X) ein weiteres Benchmarking durchgeführt. Diesmal untersuchten sie die Mitbewerber der Branche, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Vorprodukten für die Nahrungsmittelindustrie beschäftigt. Über die notwendige Kühllogistik, die eine wichtige Rolle am Markt spielt, wird viel diskutiert. Subjektive Einschätzungen, auch im Branchenverband, prägen die Situation.

Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie

X ist als kleinstes Unternehmen im Markt für ein Vorprodukt der Nahrungsmittelindustrie tätig. Die beiden ungefähr gleichgroßen Unternehmen Y1 und Y2 teilen sich fast 80 % des Marktes. Außerdem gibt es ein Unternehmen Z, das etwas größer ist als X, allerdings nur regional arbeitet. Die Kühllogistik spielt in dem Markt eine wichtige Rolle. Im nächsten Strategieschritt steht die Verdoppelung des Absatzes bevor. Dazu müssen die Nebenfunktionen wie die Belieferung der Kunden vorbereitet werden. Hier steht die Entscheidung an, weiter mit einem eigenen Fuhrpark zu arbeiten oder die Zusammenarbeit mit Spediteuren einzugehen.

Untersuchungsgegenstand: Kosten pro kg Produkt

Der Controller von X untersuchte also die Fuhrparkkosten der Mitbewerber. Während Y1 und Z fast ausschließlich mit eigenem Fuhrpark arbeiten, kommt Y2 ganz ohne eigene Lkw aus. Untersuchungsgegenstand waren also die Kosten des Fuhrparks pro kg der im Inland abgesetzten Produkte. Der Auslandsanteil musste herausgerechnet werden, da Auslandskunden branchenüblich ab Werk beliefert werden und fast vollständig abholen. Die in der unten aufgestellten Tabelle enthaltenen Informationen konnten für das Unternehmen X natürlich aus den eigenen Datenbeständen gefüllt werden. Für die Mitbewerber wurden zwangsläufig andere Quellen verwendet.

Datenquellen für das Mitbewerber-Benchmark

Interessante Quellen boten sich für den Auslandsanteil und die durchschnittliche km-Leistung je Lkw an. Der Auslandsanteil wurde aus den letzten Veröffentlichungen im Bundesanzeiger festgestellt. Der prozentuale Anteil von 2012 wurde auf den bekannten Gesamtabsatz von 2013 angewendet. Die Kilometer, die vom Lkw pro Jahr zurückgelegt werden, stammen für Z aus einer Presseveröffentlichung, die dieses Unternehmen aufgrund der Anschaffung neuer Lkw in 2013 herausgegeben hatte. Der Wert für Y1 entstammt einer Analyse der bekannten Kunden und Mengen im Inland, die der Controller gemeinsam mit dem eigenen Leiter Fuhrpark durchgeführt hat. Das gilt auch für die Annahmen bezüglich der Fahrer, Disponenten und laufende Kosten. Hier wurden die Durchschnittswerte von X (100.000 EUR Anschaffungskosten je Lkw und 1,00 EUR je Kilometer laufende Kosten) zugrunde gelegt.

 
Unternehmen X Y1 Y2 Z Info Quelle
  Kleinstes Unternehmen Marktführer
hoher Auslandsanteil
Knapp zweiter am Markt Regional tätig Branchenwissen
Umsatz EUR 27.480.000 102.541.200 96.850.400 35.870.100 Meldung Verband
Absatz to. 25.840 98.754 85.450 36.980 Meldung Verband
Auslandsabsatz to. 6.800 28.540 15.874 0 Anteil aus alter Veröffentlichung
Inlandsabsatz to. 19.040 70.214 69.576 36.980 Errechnet
Eigener Fuhrpark Ja Ja Nein Ja Branchenwissen
Speditionskosten 140.000 390.000 1.785.420 0 Meldung Verband
Anzahl Lkw 3 9 0 6 Branchenwissen
durchschn. km/Lkw/Jahr 60.000 45.000 0 35.000 Annahme/Presseveröffentlichung
Anzahl Fahrer 3 10 0 6 Annahme
Anzahl Disponenten 1,0 2,0 1,0 1,2 Annahme
Kosten je Lkw 74.286 59.286 0 49.286 Annahme
Summe Kosten Lkw 222.857 533.571 0 295.714 Errechnet
Summe Personalkosten 250.000 740.000 70.000 444.000 Errechnet
Nebenkosten 47.286 127.357 7.000 73.971 Errechnet
Summe Kosten Fuhrpark 520.143 1.400.929 77.000 813.686 Errechnet
Transportkosten 660.143 1.790.929 1.862.420 813.686 Errechnet
EUR/to Inland 34,67 25,51 26,77 22,00 Errechnet

Tab. 6: Fuhrpark-Benchmark

Die Ergebnisse dieses Benchmarking waren auch für den erfahrenen Controller überraschend:

  1. Überraschende Ergebnisse

    Es macht keinen Sinn, das regional tätige Unternehmen Z im Vergleich zu berücksichtigen. Aufgrund der regionalen Nähe der Kunden ergeben sich nicht repräsentative Ergebnisse.

  2. Verglichen mit dem Markführer Y1 sind die Kosten pro Tonne im Unternehmen X um 35 % höher. Beide Unternehmen liefern mit eigenem Fuhrpark. Der Grund dürfte darin liegen, dass Y1 mit einem Inlandsabsatz, der mehr als dreimal so hoch ist wie der von X, durchschnittlich kürzere Wege je Tonne hat. Darauf lässt auch die geringere Kilometerleistung der LKW schließen.
  3. Die wichtigste Aussage ist jedoch die, dass es keinen Unterschied gibt zwischen dem eigenen Fuhrpark und der Nutzung von dritten Speditionen. Trotz fast gleicher Inlandsabsatzmenge unterscheiden sich in den Unternehmen Y1 und Y2 die Kosten pro Tonne nicht wesentlich. Die Differenz ist nicht groß genug, um darauf eine weitreichende Entscheidung aufzubauen.

Letztlich hat sich X dafür entschieden, den eigenen Fuhrpark weiter aufzubauen. Die Kosten pro Tonne werden d...

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