Die Aggregation von Risiken im Kontext der Unternehmensplanung ist eine betriebswirtschaftliche Aufgabe von besonders hoher Bedeutung, bei der Controlling und Risikomanagement zusammenwirken sollten. Bei der Risikoaggregation werden "stochastische Planungsmodelle" aufgebaut, die eine traditionelle (einwertige) Unternehmensplanung mit den Chancen und Gefahren (Risiken) verbindet, die Planabweichungen auslösen können.

Zur Risikoaggregation, der Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs (Eigenkapital- und Liquiditätsbedarf) ist eine Monte-Carlo-Simulation erforderlich, da Risiken nicht einfach addierbar sind. Mit den in der Zwischenzeit verfügbaren Tools und der Leistung der Computer ist die erforderliche Berechnung einer großen repräsentativen Anzahl risikobedingt möglicher Zukunftsszenarien eines Unternehmens (basierend auf transparent dargestellten Annahmen) in der Zwischenzeit recht einfach umsetzbar. Als Ergebnis erhält das Controlling Informationen über die Planungssicherheit, d. h. den risikobedingt möglichen Umfang von Planabweichungen (Bandbreitenplanung). Es werden zudem die Voraussetzungen geschaffen für eine risikoorientierte Bewertung strategischer Handlungsoptionen, weil im Rahmen von "Was-wäre-wenn-Analysen" deren Ertrag-Risiko-Profile verglichen werden können (z. B. über die Ableitung vom Ertrag risikoabhängiger Kapitalkostensätze).[1]

Risikoaggregation ist die wichtigste Aufgabe überhaupt

Für das Risikomanagement des Unternehmens ist die Risikoaggregation die wichtigste Aufgabe überhaupt. Die gesetzliche Kernaufgabe des Risikomanagements besteht nämlich gerade darin, "bestandsbedrohende Entwicklungen" des Unternehmens früh zu erkennen (s. § 91 Abs. 2 AktG).

Bestandsbedrohende Entwicklungen sind die Konsequenz der Kombinationseffekte mehrerer Risiken

Solche bestandsbedrohenden Entwicklungen sind jedoch nur selten das Resultat von bestandsbedrohenden Einzelrisiken. Fast immer sind sie die Konsequenz der Kombinationseffekte mehrerer Risiken, die schwerwiegende Verluste und eine deutliche Verschlechterung des Ratings auslösen. Bei einem Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Rating reicht dabei das vorhandene Risikodeckungspotenzial (Eigenkapital und Liquiditätsreserve) meist aus, risikobedingt mögliche Verluste eines Jahres zu tragen. Durch die Risikoauswirkungen in einem Planjahr (t) wird aber das Risikodeckungspotenzial des Folgejahres (t+1) reduziert. Um mögliche Krisen oder gar Insolvenzen frühzeitig zu erkennen, ist es daher notwendig, eine Aggregation von Risiken über mehrere Planjahre vorzunehmen. Durch den zeitlichen Verlauf der Risiken selbst und die Verknüpfung der Planungsposition zwischen einzelnen Planjahren reicht dabei eine separate Monte-Carlo-Simulation in jedem Planjahr nicht aus. Die Aggregation von Risiken über die Zeit erfordert integrierte Planungsmodelle mit einer pfadabhängigen Monte-Carlo-Simulation über die Zeit.

Die auch im IDW PS 340 geforderte Aggregation von Risiken über die Zeit (und die entsprechenden Anforderungen aus den "Grundsätzen ordnungsgemäßer Planung") ist also eine Pflicht, um die gesetzlichen Anforderungen der Früherkennung bestandsbedrohender Entwicklungen Genüge zu tun.

[1] S. Gleißner, 2011, 2014.

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