Je mehr jedoch Informationen und Informationsflüsse selbst als strategisches Asset des Unternehmens erkannt werden, desto mehr treten Konzepte zur umfassenden Steuerung von Unternehmen wieder in den Vordergrund. Zur Schaffung eines umfassenden strategischen Zielsystems als zentrale Schnittstelle zur Übersetzung und Abbildung interner und externer Abhängigkeiten bietet sich die BSC an, wie sie von Kaplan und Norton um das Jahr 2000 vorgestellt wurde.[1] Die zwingend übergreifende Sicht, wie sie durch die (nicht zwingend nur vier) unterschiedlichen Dimensionen der BSC vorgegeben sind, lässt eine isolierte Sicht auf nur eine einzelne Dimension nicht zu. Aus diesem Grund sind die BSC, im Verbund mit dem Instrument der Strategy Map, eine ausgezeichnete Grundlage für ein umfassendes Informationsmanagement, das für die integrierte Steuerung eine konsistente Informationsversorgung und die notwendige Daten- und Informationsqualität schafft.

Kontinuierliche Evolution der Unternehmensstrategie

Auf dieser Grundlage lassen sich drei zentrale Aktivitäten formulieren, welche die Anpassungsfähigkeit an sich schnell wandelnde Rahmenbedingungen verbessern und somit die Überlebensfähigkeit des Unternehmens verbessern.

  1. Etablierung eines kontinuierlichen Strategieprozesses: Die Entwicklung und Überprüfung der Unternehmensstrategie ist kein singuläres Ereignis mehr, sondern wird zum kontinuierlichen Taktgeber für das Unternehmen. Der Elfenbeinturm des Strategy Office weicht hierbei einem umfassenden und kontinuierlichen Strategieprozess, der unterschiedliche Unternehmensbereiche aktiv mit in die strategischen Überlegungen einbezieht und sich bestenfalls als Innovationsmotor entpuppt.
  2. Verknüpfung von Strategieprozess und Geschäftsmodellentwicklung: Der Strategieprozess bildet den zentralen Kern aller Veränderungsprozesse im Sinne eines systemisch-evolutionären Managements.[2] Anders als noch vor wenigen Jahren ist der Strategieprozess jedoch nicht mehr singulär und quasi abgehoben, sondern immer stärker mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Neuformulierung des Geschäftsmodells[3] verknüpft. Die bisher weit verbreitete Trennung des Strategieprozesses und deren tatsächlicher Operationalisierung muss sich zugunsten eines integrierten, transparenten Ansatzes zur fortschreitenden Evolution des Geschäftsmodells verändern. Dabei gewinnt der Prozess der Strategieentwicklung weiter an Bedeutung, da er die Umsetzung strategischer Maßnahmen umso mehr einkalkulieren muss, je kürzer die Zyklen wirtschaftlicher Disruption und Erneuerung der strategischen Planung werden.
  3. Schaffung eines expliziten, strategischen Informationsmanagements: Die nunmehr enge Verknüpfung von Strategieprozess und Geschäftsmodellentwicklung erfordert auch ein umfassendes Management der für diese Entwicklung relevanten Informationen, um strategische Potenziale schnell in operative Prozesse umsetzen zu können und so die Position im Markt zu verbessern. Wie auch im wirklichen Leben müssen Informationen mit Verantwortung verbunden sein. Konzepte wie die der "Information Ownership" oder "Data Ownership", die noch aus den Ursprungszeiten der Informationstechnologie stammen, müssen grundsätzlich zugunsten einer Informationsverantwortung, die im Unternehmen zentral koordiniert wird, neu konzipiert werden.[4] Hierzu zählen die Ansätze des Central Information Office oder des Chief Data Officer, wie sie in vielen Industrien, besonders im Finanzsektor, bereits maßgeblich umgesetzt werden.

Das nachfolgend dargestellte Beispiel zeigt anhand der strategischen Unternehmenssteuerung von SOKA-BAU, wie die Anwendung der Balanced Scorecard im Verbund mit dem Instrument der Strategy Map eine agilere und integrativere Unternehmenssteuerung ermöglicht. Ebenso deutlich wird dabei die Entwicklung hin zu einem prozessorientierten Unternehmen, das sich nicht mehr alleine auf die Finanzperspektive bezieht, sondern durch eine umfassende Sicht auf alle Unternehmensbereiche und Unternehmensebenen sowie eine Neuordnung eines dedizierten Informationsmanagements seine wirtschaftlichen Potenziale und seine Erneuerungskraft entscheidend stärkt.

[1] Vgl. Kaplan/Norton, 2004, S. 24–35.
[2] Vgl. Malik, 2003, S. 44.
[3] Vgl. Horváth & Partners, 2014, S. 4 ff.
[4] Vgl. Logan, 2010, S. 1 ff.

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