Zielsetzungen der Kostenkontrolle sind die Ermittlung von Abweichungen, die Bestimmung der Ursachen dieser Abweichungen und die Zuweisung auf Verantwortungsträger. Da die Materialkosten in der industriellen Fertigung oft den größten Block unter den variablen Kosten ausmachen, stehen gerade sie im Mittelpunkt der Plan-Ist-Vergleiche. Die Kostenkontrolle wird dabei durch die schwierige Ermittlung der Ist-Werte erschwert. Hinzu kommt, dass nur solche Einflussgrößen kontrolliert werden können, die auch Objekte der Planung gewesen sind. Nicht geplante, damit unbekannte Ursachen bleiben vorerst unerkannt:

Abweichungsfaktoren

Globale Abweichungen sind die Preis-, Beschäftigungs- und die Verbrauchsabweichung:

  1. Die Preisabweichung DP gibt die Unterschiede zwischen dem Planpreis und dem tatsächlich ermittelten Preis an. Sie ist demzufolge in der Regel extern bedingt.
  2. Die Beschäftigungsabweichung DB stellt in Systemen der flexiblen Plankostenrechnung die Umrechnung der Plankosten auf die Ist-Beschäftigung bzw. die Ermittlung der Sollkosten dar. Sie ist auf eine andere Kapazitätsauslastung oder auf eine geänderte Produktionszusammensetzung zurückzuführen und liegt somit auch außerhalb des Einflussbereichs des Kostenstellenverantwortlichen.
  3. Somit verbleibt zur eigentlichen Kostenkontrolle die globale Verbrauchsabweichung DV. Hier vermutet man eine Differenzierungsmöglichkeit des Mehrverbrauches in Spezialabweichungen, die auf intern bedingte Einflussgrößen zurückführbar sind. Die Gründe für ihr Auftreten können dann in unwirtschaftlichen internen Prozessen oder Organisationsstrukturen liegen.

Ein besonderes Problem der Abweichungsanalyse liegt bei folgender Situation vor:

Komplikation durch Simultanabweichungen

Um die Plankosten bzw. Istkosten zu ermitteln, müssen mehrere Einflussgrößen miteinander multipliziert werden. Schwierig wird es, wenn sich diese Einflussgrößen dann auch noch gleichzeitig ändern. In diesen Fällen kommt es zu Abweichungen höherer Ordnung, die bei Veränderung nur einer Einflußgröße nicht aufgetreten wären. Die Simultanitätsbedingung (gleichzeitiger Eintritt der Veränderungen) zum Entstehen von Abweichungen höherer Ordnung lässt keine willkürfreie Zuordnung dieser Abweichungen auf betriebliche Verantwortungsträger zu. Es gibt zwar Zurechnungsmethoden, diese sind jedoch meistens willkürlich und nicht verursachungsgerecht.

 
Praxis-Beispiel

Abweichung höherer Ordnung bei Preis- und Verbrauchsabweichungen

In Abb. 1 sehen Sie den Planverbrauch r(plan) und Istverbrauch r(ist) auf der X-Achse sowie den Planpreis p(plan) und Istpreis p(ist) auf der Y-Achse dargestellt. Für den Mehrkostenanteil V ist die Verbrauchsabweichung verantwortlich, für den Mehrkostenanteil P die Preisabweichung. Doch wem werden die Mehrkosten PV in die Schuhe geschoben?

Beschränkte Aussagekraft

Zur Kostenkontrolle wurde insbesondere die kumulative, alternative und differenziert-kumulative Methode entwickelt. Gerade die in der Praxis verbreitete kumulative Methode, die im o.g. Beispiel dargestellt ist, liefert nicht immer eindeutige Ergebnisse. Bei betragsmäßig großen Abweichungen zeigt sich die Gefahr, dass die Informationen der Kostenrechnung nicht einfach nachvollziehbar sind und deshalb angezweifelt werden können. Dabei sind diese Gefahren durch den Übergang zur differenziert-kumulativen Abweichungsanalyse zu umgehen.

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