Die Initiative zur Einführung von TCO kann in der Praxis auch von anderer Seite, z. B. der Unternehmensleitung, ausgehen. Auslöser muss nicht immer der Kostendruck, sondern kann beispielsweise auch die Steigerung des Wertbeitrags im Unternehmen oder die Entscheidung über den Einsatz von Ressourcen im Zuge einer "Make or Buy"-Entscheidung sein.

Einsatzgebiete

Über die Lieferantenauswahl hinaus umfassen die wichtigsten Einsatzgebiete von TCO im Einkauf Outsourcing-Entscheidungen, Lieferantenbeurteilungen und Leistungsmessung sowie Strukturierung wichtiger (Einkaufs-)Prozesse. Zudem kann TCO zur Lieferantenauszeichnung und -verbesserung, zur Festlegung der Prioritäten für verschiedene Projekte, zur Planung der zukünftigen Lieferantenleistung, Bereitstellung von Daten für Verhandlungen, zu Performancevorhersagen neuer Artikel auf Basis historischer Daten, zur Konzentration der Ressourcen auf die wichtigen Einkäufe, zum Lieferantenvergleich (Benchmark), zur Unterstützung der Aktivitäten in strategischen Allianzen, zur Reduzierung der Lieferantenzahl, zur Entscheidung über Lieferanteile, zur Identifikation von Schlüssellieferanten und zur Suche nach Verbesserungspotenzialen/Kostentreibern genutzt werden.[1]

Neben dem Einkauf wird TCO auch im Marketing und hier speziell beim Marketing und Vertrieb von Industriegütern genutzt, um einen höheren Verkaufspreis durch längerfristige Kosteneinsparungen dem Kunden gegenüber zu rechtfertigen. Die Einsparungen im Betrieb überwiegen dabei den ursprünglichen Mehrpreis der Ware.[2] Ein weiterer Einsatzbereich ist die Produktentwicklung. Insbesondere im Werkzeugmaschinenbau werden Ansätze zur Kopplung von TCO und der Overall Equipment Effectiveness (OEE) untersucht, mit dem Ziel, die niedrigsten Stückkosten je produziertes Teil zu erreichen.[3]

Unternehmensübergreifender Einsatz

Die TCO-Analyse lässt sich auch zur firmenübergreifenden Optimierung der Transaktionskosten entlang der Wertschöpfungskette eines Produkts nutzen. Transaktionskostenbetrachtungen sind der Ursprung der TCO-Analyse, auch wenn sie in der Betriebswirtschaft überwiegend nur vor dem Hintergrund "Make or Buy" betrachtet werden. So werden in der Literatur über TCO-Analysen die Transaktionskosten auf Basis der Kosten vor dem eigentlichen Einkauf, der Kosten, die mit dem Einkauf verbunden sind, der Preise und der Kosten nach dem Einkauf inklusive der Entsorgung dargestellt. Diese Überlegungen werden ebenfalls durch die Transaktionskostenanalyse, wie sie in der Marketing-Literatur aufgezeigt wird, unterstützt. Somit ist die TCO-Analyse auch ein Werkzeug für die Anwendung der Transaktionskostentheorie auf die Lieferanten-Einkaufsbeziehung.

[1] Vgl. Wynstra/Hurkens (2005).
[2] Vgl. Brown (1979).
[3] Vgl. Heilala et al. (2006).

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