Steuerliche Behandlung der Zertifizierungsaufwendungen nach ISO 9001 – 9003

OFD Cottbus, 01.04.1998, S 2170 - 10 - St 110

ISO 9000 ff. ist ein System zur Sicherung, Verbesserung und Zertifizierung des Qualitätsmanagements eines Unternehmens. Danach können sich Unternehmen einer externen unabhängigen Prüfung unterziehen mit dem Ziel eines Zertifikats, mit dem das eingerichtete Qualitätsmanagementsystem nach außen dokumentiert werden kann. Bei den Aufwendungen zur Erlangung eines solchen Zertifikats kann es sich sowohl um interne als auch um externe Kosten handeln. Derartige Aufwendungen sind insbesondere:

• Aufwendungen zur Einführung des Qualitätsmanagementsystems (z.B. Schulungskosten für Mitarbeiter; Kosten für Beratungsleistungen)
• Kosten des eigentlichen Zertifizierungsverfahrens (Kosten der Erstprüfung und der Nachprüfungen, z.B. durch technische Überwachungsvereine)
• (Weitere) Aufwendungen nach Einführung des Qualitätsmanagements (z.B. Personalkosten für die Anpassung von Arbeitsabläufen an die Erfordernisse der ISO 9001 – 9003 u.ä.)

Bei den genannten Aufwendungen handelt es sich nicht um aktivierungsfähige Anschaffungs- oder Herstellungskosten eines firmenwertähnlichen immateriellen Wirtschaftsgutes „Qualitätssicherung”. Der für das Unternehmen durch die Zertifizierung entstandene Vorteil geht zwar als wertbildender Faktor in den Geschäfts- oder Firmenwert mit ein, ist jedoch einer selbständigen Bewertung nicht zugänglich (vgl. R 31a Abs. 1 S. 4 EStR 1996).

Zertifizierungsaufwendungen nach ISO 9000 ff. stellen grundsätzlich sofort abzugsfähige Betriebsausgaben dar (§ 4 Abs. 4 EStG). Nur wenn sie im direkten, konkreten Zusammenhang mit der Anschaffung oder Herstellung betrieblicher Wirtschaftsgüter anfallen, sind die Aufwendungen nach Maßgabe des § 255 Abs. 1 und 2 HGB i.V.m. R 32a und 33 EStR und dem BFH, Urteil vom 04.07.1990, GrS 1/89, BStBl II 1990, S. 830) als Herstellungskosten oder Anschaffungsnebenkosten dieser betrieblichen Wirtschaftsgüter zu behandeln.

Normenkette

§ 4 Abs. 4 EStG;

§ 5 EStG