Rz. 41

Ziel der statischen Liquiditätsanalyse ist es, durch die Bildung von Kennzahlen Anhaltspunkte über das Liquiditätssicherungsvermögen eines Konzerns zum Bilanzstichtag zu liefern. Während die vertikale Strukturanalyse im Wesentlichen die Kapitalherkunft und die Kapitalverwendung betrachtet, wird mithilfe der horizontalen Strukturanalyse versucht, Zusammenhänge zwischen Mittelherkunft und Mittelverwendung aufzuzeigen.

 

Rz. 42

Bei der horizontalen Strukturanalyse werden Liquiditätskennzahlen (Liquiditäts- und Deckungsgrade) ermittelt, welche einen groben Einblick in die Liquiditätsverhältnisse am Bilanzstichtag, aber nur geringe Aussagen über die tatsächliche Liquiditätssituation erlauben, da lediglich die Situation am Bilanzstichtag betrachtet wird, z. B. Berücksichtigung von Zahlungsverpflichtungen am Bilanzstichtag und nicht laufende Zahlungsverpflichtungen. Allerdings wird hier etwa ein Prolongationsrisiko aus der unterschiedlichen Fristigkeit von Vermögen und Kapital deutlich.

 

Rz. 43

Die Vermögensstruktur wird untersucht, um Vorstellungen von der Art und der Zusammensetzung des Vermögens sowie über die Dauer und Bindung des Vermögens im Unternehmen zu erlangen. Die zu bildenden Kennzahlen umfassen Vermögensintensitäten sowie Umschlagskoeffizienten. Besonderheiten bei der Technik der Konzernabschlussanalyse gegenüber der Einzelabschlussanalyse ergeben sich nicht.[1] Zu beachten ist, dass die in der Bilanz ausgewiesenen Vermögenswerte durch Wahlrechte und Einschätzungsspielräume beeinflusst sind sowie Zeitwerte erheblich über den ursprünglichen Anschaffungskosten liegen können.[2]

 

Rz. 44

Bei der Kapitalstrukturanalyse spielen neben Liquiditätsüberlegungen Fragen nach der Anpassungsfähigkeit an mittel- und langfristige Kapitalveränderungen sowie die Beurteilung der Angemessenheit der Finanzierung eine Rolle. Ausgangspunkt und Beurteilungsmaßstab sind dafür die folgenden sogenannten Finanzierungsgrundsätze: Grundsatz der Liquiditätserhaltung, Grundsatz der Risikoentsprechung, Grundsatz der Wirtschaftlichkeit der Finanzierung, Prinzip der Erhaltung der Dispositionsfreiheit und Unabhängigkeit und das Prinzip der optimalen Wirkung des Finanzierungsbildes. Ansatzpunkte sind die Kapitalstruktur, die Struktur des Eigenkapitalanteils, die Struktur des Fremdkapitals sowie die finanzielle Deckung des Unternehmens. Eine besonders wichtige Kennzahl ist die Eigenkapitalquote berechnet als Verhältnis von Eigen- zu Gesamtkapital.

 

Rz. 45

Im Folgenden werden nur die Besonderheiten bei der Beurteilung von Konzernabschlüssen beschrieben, die sich aufgrund besonderer Bilanzpositionen im Konzernabschluss, durch Wahlrechte beim Konsolidierungskreis und Wahlrechte bei den Konsolidierungsmethoden ergeben.[3]

 

Rz. 46

Durch die Vielfalt der Konsolidierungsmethoden (Voll- und Quotenkonsolidierung sowie at equity) ist die Aussagefähigkeit der Konzernabschlussanalyse grundlegend eingeschränkt. Veröffentlicht der Konzern nicht freiwillig einen Summenabschluss, kann der externe Bilanzanalyst nicht erkennen, welche Unternehmen mit welchen Werten in den Konzernabschluss eingeflossen sind. Diese Kenntnis wäre aber für eine Analyse eine wichtige Information, da je nach Konsolidierungsmethode die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Konzernabschluss anders ausgewiesen wird. Die Wahl der Konsolidierungsmethode beeinflusst alle wichtigen Kennzahlen. Aus Segmentberichterstattungen oder einer Analyse der Beteiligungslisten (Rz. 32) können nur näherungsweise Einblicke gewonnen werden.

 

Rz. 47

Verzerrungen bei der Analyse von Kennzahlen treten u. a. auf, wenn das Wahlrecht gemäß § 296 HGB in Anspruch genommen wird und Unternehmen nicht in den Konzernabschluss einbezogen werden oder sonstige Veränderungen im Konsolidierungskreis vorliegen.

[1] Besonderheiten ergeben sich nur durch die konzernspezifischen Positionen, welche im Rahmen der Erstellung einer Konzernstrukturbilanz berichtigt werden sollten.
[3] Vgl. Ammann/Müller, Konzernbilanzierung, 2005, S. 115 ff.

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