Kennziffernsysteme sind insbesondere bei Banken fester Bestandteil der Auswertung von Jahresabschlüssen und der Beurteilung der Bonität der Firmenkunden. Soweit dabei der "Cashflow" zu Kennziffern verarbeitet wird, ist in aller Regel tatsächlich der operative Cashflow gemeint. Im Rahmen einer Unternehmensbewertung steht insbesondere der Future-Cashflow im Mittelpunkt (DCF-Verfahren).

Vor allem folgende Kennziffern sind verbreitet:

a) Umsatz-Cashflow (auch: Cashflow-Umsatzrate)

 
Umsatz-Cashflow (in %) = (operativer) Cashflow × 100
Umsatz

Der Umsatz-Cashflow zeigt den prozentualen Cashflow-Erfolg. Anders als die Umsatzrendite (Jahresüberschuss/Umsatz) reagiert der Umsatz-Cashflow auf zunehmende Debitorenrisiken und nachlassende Auftragseingänge. Ist beispielsweise ein Umsatzwachstum nur noch über verstärkte Zahlungszielzugeständnisse zu erreichen, so mindert der entsprechende Aufbau der Debitoren den operativen Cashflow. Damit sinkt auch der Umsatz-Cashflow. Wird beispielsweise bei rückläufigen Umsätzen vermehrt auf Lager produziert, so sinkt der Umsatz-Cashflow früher und stärker als die Umsatzrendite. In die Renditebetrachtung geht die Bestandserhöhung an Erzeugnissen noch als Erfolg ein. Es fällt "nur" die Marge aus dem nicht realisierten Umsatz aus. In der Cashflow-Betrachtung wird der GuV-Ertrag aus der Bestandserhöhung durch einen entsprechenden Abzugsposten vollständig herausgerechnet.[1]

 
Praxis-Beispiel

Kennziffernrechnung

Ein Mobilfunkausrüster erstellt für eine Telefongesellschaft ein LTE-Netz. Das Auftragsvolumen beträgt 1,5 Mrd. EUR. Die Vereinbarung sieht vor, dass der Ausrüster der Telefongesellschaft einen Kredit von 2 Mrd. EUR gewährt, 1,5 Mrd. EUR eigentlicher Lieferantenkredit, 0,5 Mrd. EUR zur Deckung der operativen Anlaufverluste des LTE-Netzes. Der Gewinn aus dem Umsatzgeschäft beträgt bei Kosten von 1 Mrd. EUR 0,5 Mrd. EUR.

  • Die Umsatzrendite (aus dem Geschäft) beträgt 0,5 Mrd. EUR/1,5 Mrd. EUR = 33 %.
  • Bei einem operativen Cashflow von –1,0 Mrd. EUR (0,5 Mrd. JÜ –1,5 Mrd. Forderungsaufbau) ist der Umsatz-Cashflow hingegen negativ. Er beträgt –1,0 Mrd/1,5 Mrd. = – 66 %.
  • Der investive Cashflow aus Finanzinvestition ist –0,5 Mrd.

Wenn die Lieferantenforderung später tatsächlich ohne Einbußen realisiert wird, kehrt sich der Effekt in diesen späteren Jahren um.

b) Schuldentilgungsdauer (auch: Dynamischer Verschuldungsgrad)

 
Schuldentilgungsdauer (in Jahren) = (FK – PensionsRSt) – liquide Mittel[2]  
(operativer) Cashflow

Die Schuldentilgungsdauer informiert über die Fähigkeit des Unternehmens, das Fremdkapital aus dem operativ erwirtschafteten Cashflow zu bedienen. Allerdings hat die Schuldentilgungsdauer nur grobe Indikatorfunktion. Die Kennziffer unterstellt, dass der operative Cashflow voll zur Schuldentilgung verwendet wird und über einige Jahre konstant bleibt. Die Verwendung des operativen Cashflows für Investitionen und Ausschüttungen wird dabei ebenso ausgeblendet wie die Neuaufnahme von Darlehen.

c) Innenfinanzierungsgrad Investitionen

 
Innenfinanzierungsgrad Inv. (in %) = (operativer) Cashflow × 100  
Zugänge Anlagevermögen

Die Kennzahl zeigt, welcher Prozentsatz der Investitionen aus operativ selbst erwirtschafteten Mitteln finanziert werden konnte. Sie unterstellt stillschweigend, dass der operative Cashflow primär für Investitionen (statt für Ausschüttungen und Tilgungen) verwendet wird. Die Kennzahl ist vor allem bei anlagenintensiven Branchen wichtig und aussagekräftig. Bei geringer Anlagenintensität, z. B. in Dienstleistungsunternehmen, erreicht die Quote oftmals wenig aussagekräftige Höhen.

[1] DRS 21.38b.
[2] inkl. Wertpapiere UV

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