Liquiditätsplanungseffekt

Als Erstes führt die Zusammenführung der Unterkonten auf einem einzigen Zielkonto zu einem vereinfachten Cash-Management des Konzerns über Ländergrenzen und Konzerneinheiten hinweg. Für die Konzernmutter vereinfacht sich die Planung, Sicherung und Kontrolle der liquiden Mittel, da diese vollständig auf dem Master Account konsolidiert werden. Diese Liquiditätsbündelung führt zu einer konzernseitig schnelleren Disposition über den Cash-Bestand des Gesamtunternehmens. Durch die Zentralisierung aller Cash-Management Aufgaben können strategische Ziele mit Bezug zur Finanzmittelpolitik leichter umgesetzt werden, da Abhängigkeiten und Koordinationsprobleme zwischen den Konzerngesellschaften beseitigt werden.

Zinseffekt

Zweitens hat die Bündelung der Liquidität eine Zinsoptimierung zur Folge. Dies resultiert einerseits aus einer Vermeidung hoher Soll- bzw. Überziehungszinsen, weil ggf. Negativsalden durch Positivsalden anderer Tochterunternehmen ausgeglichen werden können und deshalb externe Kapitalgeber nicht benötigt werden. Andererseits bieten Kreditinstitute bei Verwendung eines Cash Pools bessere Zinskonditionen an. Bei der Finanzierung über den Geld- und Kapitalmarkt können ebenfalls Volumeneffekte der Kapitalanlage und -aufnahme wirksam werden, wodurch bessere Konditionen ausgehandelt werden können. Durch die Vermeidung von bzw. die Verringerung der Beziehungen zu Finanzintermediären ist es ferner möglich, Verwaltungskosten einzusparen. Sollte es konzernseitig dennoch zu einem Soll-Saldo kommen, können die höheren Volumina für einen direkten Zugang zum Geld- und Kapitalmarkt mit entsprechend besseren Konditionen genutzt werden. Diese Verbesserung der Konditionen kann dabei auch aus einer Bonitätsverbesserung des Gesamtunternehmens durch die Liquiditätskonzentration resultieren. Dies ergibt sich insbesondere durch die Reduktion des benötigten Fremdkapitals bei einem physischen Cash Pooling. Es kommt dadurch zu einer Bilanzverkürzung mit einer Verbesserung typischer Bilanzkennziffern, die zu einer weiteren Optimierung der Zinskonditionen durch ein erhöhtes Rating beitragen kann.

Liquiditätsreserveeffek

Drittens kann bei einem Cash Pool eine geringere Liquiditätsreserve vorgehalten werden, als dies bei einem dezentralen Vorhalten von Liquiditätspuffern der Fall wäre. Eine Liquiditätsreserve ist grundsätzlich notwendig, um unplanmäßige Liquiditätsabflüsse ausgleichen zu können und damit die Illiquidität eines Unternehmens zu verhindern. Bei einer zentralen Liquiditätsreserve gleichen sich unterschiedliche Schwankungsrisiken im Kollektiv aus, so dass die zentrale Reserve geringer als die Summe der Einzelliquiditätspuffer ausfallen kann. Die dabei frei gewordenen liquiden Mittel können zur Verringerung negativer Salden eingesetzt werden. Der Ausgleich von Schwankungen im Kollektiv führt ebenfalls zu einer allgemeinen Reduktion der Volatilität der Master Account-Salden gegenüber den Einzelkonten. Dies kann dazu genutzt werden, um langfristigere Kapitalanlage- oder -aufnahmestrategien zu entwickeln, die typischerweise mit besseren Konditionen verbunden sind.

Insolvenzrisiko

Neben den vielfältigen positiven Effekten des Cash Poolings bestehen auch diverse Risiken. Im Rahmen des Cash Poolings werden zwischen den Konzerngesellschaften hohe Finanzmittelbeträge bewegt. Diese Transfers erfolgen dabei zwischen selbstständig agierenden Konzerntöchtern, was insbesondere zu insolvenzrechtlichen Fragestellungen führt. Hierbei ist zu klären, inwiefern ein Gläubiger einer Tochtergesellschaft von der Insolvenz des Mutterunternehmens oder einer anderen Konzerntochter tangiert wird. Es ergibt sich das Risiko, dass die transferierten Mittel in den Cash-Pool in die Insolvenzmasse eines verbundenen Unternehmens eingehen und damit für die transferierende Tochtergesellschaft verloren sind.

Verlust der Finanzautonomie

Ebenso führt die Verlagerung des Cash-Managements auf einen Zentralbereich zu einem Verlust an Finanzautonomie der Tochterunternehmen. Dies verhindert gerade bei kurzfristigen Liquiditätsproblemen den finanziellen Spielraum der Töchter. Im Falle eines konzernweiten Liquiditätsengpasses kann die Konzernmutter selektiv Liquidität an die Töchterunternehmen verteilen oder diese entsprechend verwehren. Die Vereinheitlichung der Kapitalbeschaffung durch die Zentraleinheit führt auch in gewissem Umfang zu einem Konzentrationsrisiko, da die vielfältigen Vertragsbeziehungen zu unterschiedlichen Kreditinstituten zu Gunsten eines einzigen Institutes aufgegeben werden. Die Reduktion der Bankverbindungen kann bei einer finanziellen Krise des Konzerns zu einer Gefährdung der weiteren Kreditgewährung führen.

Risiko aus Devisentransferbeschränkungen

Eine weitere Problematik stellen Cash Pooling-Systeme in Währungsräumen mit Devisentransferbeschränkungen dar. Innerhalb des Währungsraums können diese zwar sinnvoll betrieben werden. Soll jedoch ein physischer Transfer der liquiden Mittel auf einen Master Account in einem andere...

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