Im Rahmen des physischen Cash Poolings werden die Salden der einzelnen Quellenkonten der Tochterunternehmen, die eine reine Durchlauf- bzw. Zahlungsverkehrsfunktion besitzen, zunächst auf ein Zielkonto übertragen. Haben-Salden werden dabei auf das Zielkonto transferiert (sog. Sweeping), wobei unterschieden werden kann zwischen einer Verpflichtung (Andienungspflicht) und einem Wahlrecht zum Übertrag (Andienungswahlrecht). Soll-Salden werden wiederum von dem Master Account ausgeglichen (sog. Topping oder Covering). Diese Zusammenführung der Quellenkonten zum Master Account wird durch den sog. Pool Leader durchgeführt, bei dem es sich um das Mutterunternehmen oder eine eigens dafür gegründete Betreibergesellschaft ohne eigenes operatives Geschäft (z. B. eine Inhouse-Bank oder ein Treasury Center) handeln kann. Bei Einsatz einer Betreibergesellschaft werden für das Master Account von der Muttergesellschaft gegebenenfalls Sicherheiten zur Verfügung gestellt. Die Aufnahme bzw. Anlage des Konzernsaldos wird vom Pool Leader vorgenommen, wobei dieser hierbei gegenüber dem Geschäftspartner als alleiniger Vertragspartner auftritt.

Rechtliche Basis

Die rechtliche Basis des physischen Cash Poolings bildet eine Kontokorrentabrede zwischen dem Mutter- und den Tochterunternehmen, bei dem sich beide Parteien dazu verpflichten, die bestehenden Ansprüche durch Saldierung in vereinbarten Zeitabständen zu verrechnen. Im Rahmen des Cash Poolings werden die Forderungen und Verbindlichkeiten der Einzelunternehmen gegenüber dem jeweiligen Kreditinstitut durch solche gegenüber dem kontoführenden Mutterunternehmen oder anderen Tochterunternehmen ersetzt ("Intercompany-Forderungen und -verbindlichkeiten"). Bei aufsteigenden Darlehen (sog. Upstream Loans) verfügen die einzelnen Gesellschaften über überschüssige Mittel, die sie der Muttergesellschaft in Form eines Darlehens zur Verfügung stellen. Demgegenüber führen negative Salden zu absteigenden (sog. Downstream Loans), bei denen das Tochterunternehmen ein Darlehen der Mutterorganisation erhält. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass sich die Konzerntöchter direkt gegenseitig liquide Mittel zur Verfügung stellen (sog. Cross-stream Loans).

Bei den in der Praxis gängigen Cash Pooling-Systemen findet die Zusammenführung der Konten bei einem Kreditinstitut entweder werktäglich oder zu vertraglich vereinbarten Zeitpunkten statt. Moderne Systeme ermöglichen sogar den untertägigen Ausgleich der Salden zu festgelegten Uhrzeiten.

Art des Saldenausgleichs

Wie Abbildung 1 verdeutlicht, können hinsichtlich der Art des Saldenausgleichs verschiedene Verfahren unterschieden werden.

Während die Konten im Falle des Zero Balancing stets vollständig ausgeglichen werden, verbleiben beim Target Balancing zuvor vereinbarte Zielbeträge auf den Quellenkonten. Beim Trigger Balancing besteht ein Mindestbetrag ("Hurdle Rate") des täglichen Saldenausgleichs der Quellenkonto, der einen Transfer von Kleinstbeträgen und damit überhöhte Verwaltungskosten verhindern soll.

Anzahl der einbezogenen Währungen

Neben der Art des Saldenausgleich lassen sich die Cash Pooling-Systeme auch hinsichtlich der einbezogenen Währungen systematisieren. Verbreitet ist der Einsatz von währungsgleichen Pool-Systemen, sog. Single-Currency-Pooling-Verfahren. Die Grundidee dabei ist, dass pro konzernüblicher Währung ein Master Account existiert, das erstens einen Überblick über das Währungsexposure und zweitens die Abwicklung aller währungsspezifischen Zahlungsein- und -ausgänge ohne einen entsprechenden Devisentausch ermöglicht. Konzerntöchter, die z. B. eine Zahlung in US-Dollar zu leisten haben, können das Fremdwährungskonto nutzen, auf dem ebenfalls alle Zahlungseingänge in US-Dollar verbucht werden, wobei eine interne Verrechnung mit dem Pool Leader des Fremdwährungs-Accounts erfolgt. Die dabei geltenden Wechselkurskonditionen sind vorteilhafter als auf dem öffentlich zugänglichen Devisenmarkt. Daneben existiert auch die Variante des Multi-Currency-Poolings, bei der eine Saldierung von Quellenkonten in unterschiedlichen Währungen vorgenommen wird. Dabei werden Upstream Loans in die Basiswährung des Master Accounts konvertiert. Bei Downstream Loans werden die Kreditgewährungen der Konzernmutter in die Heimatwährung des Quellenkontos umgewandelt.

Umfang der Saldenaggregation

Eine weitere Möglichkeit der Systematisierung stellt der Umfang der einbezogenen Salden für die Aggregation auf dem Master-Account dar. Die gängigste Variante ist die Verrechnung von Soll- und Haben-Salden im Cash Pooling-System, da dabei die größten Zinseffekte erzielt werden können. Ebenso kann jedoch auch die reine Habensalden-Aggregation vereinbart werden. Dies führt dazu, dass Sollsalden auf den Quellenkonten bestehen bleiben, wohingegen Habensalden auf das Master Account transferiert werden. Dieser aggregierte Habensalden-Account kann dann zu einer Verbesserung der Zinskonditionen bei der Kapitalanlage durch Volumen- und Fristeneffekte eingesetzt werden. Im Vergleich zu e...

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