Effizienteres Kostenmanagement durch Advanced Analytics

Versicherungsunternehmen sind meist mit der Effektivität ihres Kostenmanagements unzufrieden. In Zeiten der Niedrigzinsphase und in Anbetracht der damit einhergehenden sinkenden Margen sind sie verstärkt darauf bedacht, die Kostensituation und -entwicklung in ihrem Haus zu verbessern. Dies erfordert i. d. R. eine sauber abgestimmte Anpassung der Kostenplanung, -steuerung und -rechnung. Ziel ist es, die Genauigkeit der Kostenplanung zu erhöhen und mithilfe von Maßnahmen die Kostenentwicklung unterjährig gegenüber dem Plan zu steuern. Ausgelöst von den Innovationen im IT-Umfeld (Advanced Analytics) und einem nach den Aufgaben in der Steuerung differenzierten Rollenkonzept, lässt sich das Kostenmanagement künftig deutlich effizienter und effektiver steuern. Dabei wird auch die Flexibilität der Kostenplanung, -steuerung und -rechnung deutlich gesteigert.

2.1.1 Kostenplanung

Advanced Analytics ermöglicht Real-time Monitoring

Der Kostenplanungsprozess ist in vielen Versicherungen die Ursache eines ineffizienten Kostenmanagements. Viele Abläufe sind überaltert bzw. den mit der Digitalisierung und der Verbreitung von Big Data aufkommenden Möglichkeiten und Herausforderungen nicht gewachsen. Während mit traditionellen Analysetools die Vergangenheitswerte untersucht werden, ermöglicht Advanced Analytics auch Prognosen und Sensitivitätsanalysen. Dadurch ist auch im Rahmen der Kostenplanung ein detaillierteres und flexibleres "real-time monitoring" möglich. Selektive, zukunftsorientierte Analysen und Bewertungen haben das Potenzial, den Kostenplanungsprozess effizienter und genauer zu gestalten. Darüber hinaus ist eine einfache Zusammenführung und Auswertung interner versicherungsmathematischer Daten mit Datenquellen von Drittanbietern möglich, sodass die Kostenplanung unter Beachtung externer Einflussfaktoren präziser erstellt werden kann.

Moderne Planungslösungen bilden Treibermodelle ab

Die Zusammenführung aller auf dieser Basis generierten Informationen in einem DWH trägt zusätzlich zu einer höheren Datenkonformität und -transparenz bei. Hierauf lassen sich anschließend moderne Planungslösungen aufsetzen, die wiederum die Spezifika der Versicherungswirtschaft berücksichtigen. Neben einer klassischen Planfortschreibung können diese Lösungen auch treiberbasierte Simulationen, Werttreiberbäume, Top-down- und Bottom-up-Planungen, Planverrechnungen/Planpreisermittlungen und Maßnahmenplanungen abbilden. Insbesondere die Simulation mithilfe fest definierter Werttreiber hat in der Vergangenheit die jeweiligen Planungsprozesse deutlich verbessert. Hierbei werden auf Grundlage eines Werttreiberbaums Stellhebel identifiziert, die zu einer nachhaltigen Erreichung der Zielvorgaben beitragen. Unter Berücksichtigung unterschiedlich wirkender Maßnahmen können dabei diverse Szenarien dargestellt und die Zielerreichung für die operative Kostenplanung abgeleitet werden (s. Abb. 2). Diese neuen Planungsinstrumente stellen gleichzeitig die Grundlage für eine zielgerichtete Kostensteuerung dar.

Abb. 2: Integriertes Simulationsmodell zur Abbildung verschiedener Planszenarien

2.1.2 Kostensteuerung

Höhere Steuerungsqualität durch effektbasierten Forecast

Die Kostensteuerung hat grundsätzlich das Ziel, unterjährig Maßnahmen abzuleiten, um die in der Kostenplanung definierten Planwerte zu erzielen. Mit geeigneten Instrumenten, einer zuverlässigen Datenbasis und -versorgung, einem differenzierten Reporting sowie einem angepassten, gelebten Rollenverständnis können Versicherungsunternehmen dazu beitragen, Planabweichungen zu minimieren, um ausschließlich nicht beeinflussbare Effekte auszuweisen. Hierzu bedarf es der Einführung eines effektbasierten Forecasts, der maßnahmengestützt beeinflussbare Effekte nivelliert. Die hierbei notwendige Einbindung der dezentralen Bereiche und der hohe Qualitätsanspruch des Instruments führen dazu, die Frequenz des effektbasierten Forecasts auf max. 3–4 Durchläufe pro Jahr zu beschränken, um die Organisation nicht zu überfordern und Raum für die Umsetzung zu geben.

2.1.3 Kosten- und Ergebnisrechnung

Plan-Verrechnung ist elementarer Baustein einer Abweichungsanalyse

Die Erweiterung der Anwendungslandschaft und die Neuausrichtung des Rollenmodells hin zum Prinzip der Kostenverursachung wirken sich auch auf die Kosten- und Ergebnisrechnung aus. Zahlreiche Versicherungsunternehmen konzentrierten sich meist auf die Abbildung der reinen Ist-Verrechnung. Dabei werden nach der herkömmlichen Logik der Kostentragfähigkeit die Kosten per Umlage nach zuvor definierten Verrechnungsschlüsseln auf die Kostenstellen verteilt. Ein effizientes Kostenmanagement nach Kostenverursachung bedingt jedoch die Einführung einer Plan-Verrechnung. Nur durch die Berücksichtigung der Plan-Verrechnung und der damit einhergehenden Ermittlung von Planpreisen lässt sich unterjährig eine Plan-/Ist-Abweichung durchführen. Während die Kosten in der Plan-Verrechnung zum Teil per Umlage auf die empfangenden Kostenstellen verteilt werden, erfolgt in der Ist-Verrechnung, ausgehend...

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