Tz. 2

Stand: EL 37 – ET: 2/2019

Der IFRIC 20 ist auf die einem Unternehmen entstehenden Ausgaben aus Abraumbeseitigung in einem laufenden Tagebau anzuwenden (IFRIC 20.6). Darüber hinaus behandelt die Interpretation keine anderen Aspekte der Bilanzierung von Unternehmen, die sich im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit mit der Förderung von Rohstoffen befassen. Bei dem IFRIC 20 handelt es sich damit – wie beim IFRS 6 – nicht um einen branchen-, sondern um einen sachverhaltsspezifischen Standard.

 

Tz. 3

Stand: EL 37 – ET: 2/2019

Der Bergbau gewinnt mineralische Rohstoffe (metallische: zB Aluminium, Kupfer, Eisen, Zink, Gold und nichtmetallische: zB Kali- und Steinsalze, Steine und Erden) sowie fossile Energierohstoffe (zB Steinkohle, Braunkohle) aus Lagerstätten. Grundsätzlich findet IFRIC 20 Anwendung auf alle diese Rohstoffe, auch wenn der Text der Interpretation nur auf den Abbau von Mineralien, die in einem Erzkörper (ore body) eingelagert sind, abstellt (IFRIC 20.BC4). Nicht zum Anwendungsbereich des IFRIC 20 gehören dagegen die Bereiche Erdöl- und Erdgasförderung. Ölsandvorkommen liegen ebenfalls außerhalb des Anwendungsbereichs, auch wenn ihre Ausbeutung meist eher als tagebauähnlich denn als klassische Erdöl- und Erdgasförderung angesehen wird. Für diese sollte aber uE die Anwendung von IFRIC 20 in Analogie zulässig sein.

 

Tz. 4

Stand: EL 37 – ET: 2/2019

Der Anwendungsbereich des IFRIC 20 bezieht sich ausschließlich auf die Gewinnung der og. Rohstoffe im Tagebau (IFRIC 20.BC4). Die Interpretation gilt damit nicht für die untertägige Tiefbautechnik. Lagerstätten bestehen aus natürlichen Wertstoffanreicherungen, die sich früher auf der Erdoberfläche, dem Meeresboden oder in der Erdkruste gebildet haben (vgl. Wirtschaftsvereinigung Bergbau e. V., 1994, S. 31). Sobald eine Lagerstätte prospektiert und exploriert ist, folgen bergmännischer Aufschluss und der anschließende planmäßige Produktionsbetrieb. Die Wahl des günstigsten Abbauverfahrens hängt vor allem von den Lagerungsverhältnissen des Minerals ab: Flözartige Lagerstätten bestimmter Mächtigkeit im geschichteten Gebirge zeichnen sich durch eine klare Begrenzung nach unten und nach oben aus; Kohlen-, Salz- und Erzlagerstätten können in Form von ursprünglich horizontalen Flözen vorkommen. Lagerstätten mit großer Ausdehnung in horizontaler und vertikaler Ebene werden dagegen als massig bezeichnet. Fast alle mineralischen Rohstoffe sind in solchen Lagerstätten zu finden. Schließlich werden als gangartige Lagerstätten Mineralienansammlungen in tektonischen Spalten des Gebirges, die in ihrer Mächtigkeit und Längenausdehnung erheblich variieren können, bezeichnet (vgl. Wirtschaftsvereinigung Bergbau e. V., 1994, S. 41f.).

Ausschlaggebend dafür, ob die Rohstoffgewinnung im Tagebau oder Tiefbau erfolgt, sind die jeweiligen geologischen Verhältnisse, dh. die Größe und Art der Deckgebirgsschichten zwischen Erdoberfläche und nutzbarem Mineral und der zwischen den Flözen liegenden Zwischenmittel (vgl. Wirtschaftsvereinigung Bergbau e. V., 1994, S. 42). Tagebaue werden sowohl im Lockergebirge als auch im gewachsenen Fels (Festgestein) betrieben. Bei der Tagebautechnik im Lockergestein besteht technisch zwischen der Gewinnung des verwertbaren Minerals und der Abtragung des Deckgebirges (Abraum) kein Unterschied. Häufig ist das Mineral durch gestörte Lagerungsverhältnisse von Abraumschichten aber so durchsetzt, dass das Gewinnungsgerät selektiv arbeiten muss, wobei die Trennung zwischen Mineral und Abraum entweder sofort am Gewinnungsgerät (zB Kohlenflöz) oder in späteren Arbeitsschritten aus der geförderten mehr oder weniger werthaltigen Abraumsubstanz (zB Erzvorkommen) erfolgt. Insofern bewirken Abraumaktivitäten (stripping activities) auch bei abgeräumten Materialmengen mit einem ungünstigen Verhältnis von Mineral- zu Abraummenge nicht nur einen verbesserten Zugang zu künftig abbaubaren Lagerstätten, sondern dienen ggf. auch der Produktion von Vorratsvermögen (IFRIC 20.4).

Besonders in den Tieftagebauen des Lockergesteins, wo ein Abbau auf mehreren Sohlen oder Strossen notwendig ist, werden Schaufelradbagger kontinuierlich eingesetzt. Sofern eine gleichmäßig geschichtete und großflächige Lagerstätte vorhanden ist, können auch Abraumförderbrücken eingesetzt werden. Diese kontinuierliche Tagebautechnik wird auch als "Deutsche Tagebautechnik" bezeichnet (vgl. Niemann-Delius/Stoll, 2009, Überblick, S. 58). Im Gegensatz dazu sind bei der diskontinuierlichen Gewinnung von Lockergestein, deren Hauptverbreitungsgebiet die USA ("Amerikanische Tagebautechnik") und die von dort beeinflussten Bergbauregionen sind, Löffelbagger, Schürfkübelbagger und Radlader im Einsatz (vgl. Niemann-Delius/Stoll, 2009, Überblick, S. 59). Die Tagebautechnik im festen Gebirge unterscheidet sich grundsätzlich von der im Lockergestein, weil zur Gewinnung des Minerals oder Abraums Bohr- und Sprengarbeiten notwendig sind. Auch im Hartgestein werden die Tagebaue vorwiegend in der treppenförmigen Strossenbauweise...

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