Tz. 207

Stand: EL 48 – ET: 10/2022

Das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee hat sich in DRS 21.Anlage 2: Besonderheiten der Kapitalflussrechnung von Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten bei der Darstellung der Mittelzuflüsse/-abflüsse aus der laufenden Geschäftstätigkeit für die ausschließliche Anwendung der indirekten Methode ausgesprochen, obwohl IAS 7 der direkten Methode den Vorzug gibt. Eine Begründung hierfür findet sich in DRS 21.A2.2:

"Im Unterschied zu anderen Unternehmen fehlt bei Kreditinstituten die typische Wertschöpfungskette (Geld, Güter, Geld). Die zahlreichen liquiditätswirksamen Kreditein- und Auszahlungen werden nur als jährliche Bestandsveränderung in der Kapitalflussrechnung berücksichtigt. Außerdem werden Mittelbewegungen aus der Abwicklung des Kundenzahlungsverkehrs nicht liquiditätswirksam erfasst."

Die einschlägige Literatur folgt dieser Überlegung. Die (direkte) Bruttodarstellung aller Einzahlungen und Auszahlungen in der operativen Geschäftstätigkeit führe zu einer Aufblähung der Zahlungsströme in der operativen Geschäftstätigkeit. Ergänzend werden die folgenden Argumente für die Verwendung der indirekten Methode angeführt (Löw, 2005, S. 241):

„Die Wahl der indirekten Darstellungsmethode ist für eine Bank vorteilhaft, da

  • empirische Untersuchungen zeigen, dass auch Finanzanalysten der indirekten Methode besonderen Informationswert beimessen,
  • die Jahresabschlussadressaten die Rechnung nachvollziehen können,
  • in der Praxis der Veröffentlichung internationaler Banken die indirekte Methode der Regelfall ist und damit eine bessere Vergleichbarkeit gegeben ist,
  • bei Banken durch die Zahlungsverkehrsabwicklungsfunktion die direkte Methode einen verzerrten Einblick vermittelt,
  • geringere Anforderungen an die Datenerfassung gestellt werden, ohne negative Einflüsse auf eine Fair Presentation auszulösen.”

Der Standard DRS 21.A2 sieht die nachfolgende Mindestgliederung für die nach der indirekten Methode aufgestellte Kapitalflussrechnung von Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten vor. Ein entsprechendes Mindestgliederungsschema für eine nach der direkten Methode aufzustellende Kapitalflussrechnung fehlt in DRS 21.A2.

 

Tz. 208

Stand: EL 48 – ET: 10/2022

 
1.   Periodenergebnis (Konzernjahresüberschuss/-fehlbetrag einschließlich Ergebnisanteile anderer Gesellschafter)
2. +/– Abschreibungen, Wertberichtigungen/Zuschreibungen auf Forderungen und Gegenstände des Anlagevermögens
3. +/– Zunahme/Abnahme der Rückstellungen
4. +/– Andere zahlungsunwirksame Aufwendungen/Erträge
5. –/+ Gewinn/Verlust aus der Veräußerung von Gegenständen des Anlagevermögens
6. –/+ Sonstige Anpassungen (Saldo)
7. –/+ Zunahme/Abnahme der Forderungen an Kreditinstitute
8. –/+ Zunahme/Abnahme der Forderungen an Kunden
9. –/+ Zunahme/Abnahme der Wertpapiere (soweit nicht Finanzanlagen)
10. –/+ Zunahme/Abnahme anderer Aktiva aus laufender Geschäftstätigkeit
11. +/– Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
12. +/– Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten gegenüber Kunden
13. +/– Zunahme/Abnahme verbriefter Verbindlichkeiten
14. +/– Zunahme/Abnahme anderer Passiva aus laufender Geschäftstätigkeit
15. +/– Zinsaufwendungen/Zinserträge
16. +/– Aufwendungen/Erträge aus außerordentlichen Posten
17. +/– Ertragsteueraufwand/-ertrag
18. + Erhaltene Zinszahlungen und Dividendenzahlungen
19.  – Gezahlte Zinsen
20. + Außerordentliche Einzahlungen
21.  – Außerordentliche Auszahlungen
22. –/+ Ertragsteuerzahlungen
23. = Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit
24. + Einzahlungen aus Abgängen des Finanzanlagevermögens
25.  – Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen
26. + Einzahlungen aus Abgängen des Sachanlagevermögens
27.  – Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen
28. + Einzahlungen aus Abgängen des immateriellen Anlagevermögens
29.  – Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen
30. + Einzahlungen aus Abgängen aus dem Konsolidierungskreis
31.  – Auszahlungen für Zugänge zum Konsolidierungskreis
32. +/– Mittelveränderungen aus sonstiger Investitionstätigkeit (Saldo)
33. + Einzahlungen aus außerordentlichen Posten
34.  – Auszahlungen aus außerordentlichen Posten
35. = Cashflow aus der Investitionstätigkeit
36. + Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen von Gesellschaftern des Mutterunternehmens
37. + Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen von anderen Gesellschaftern
38.  – Auszahlungen aus Eigenkapitalherabsetzungen an Gesellschafter des Mutterunternehmens
39.  – Auszahlungen aus Eigenkapitalherabsetzungen an andere Gesellschafter
40. + Einzahlungen aus außerordentlichen Posten
41.  – Auszahlungen aus außerordentlichen Posten
42.  – Gezahlte Dividenden an Gesellschafter des Mutterunternehmens
43.  – Gezahlte Dividenden an andere Gesellschafter
44. +/– Mittelveränderungen aus sonstigem Kapital (Saldo)
45. = Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit
46.   Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds
47. +/– Wechselkurs- und bewertungsbedingte Änderungen des ...

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