Private Equity: Auch für Familienunternehmen geeignet?

Familienunternehmen nutzen fast ausschließlich traditionelle Finanzierungsformen. Dabei kann die Zusammenarbeit mit Private-Equity-Investoren auch für sie sinnvoll sein. Dabei sind jedoch einige Punkte sehr sorgfältig zu klären.

Was ist unter Private Equity zu verstehen?

Unter Private Equity sind Eigenkapitalfinanzierungen von nicht börsennotierten Unternehmen zu verstehen, die als Mehrheits- oder Minderheitsinvestoren für durchschnittlich drei bis sieben Jahre auftreten. Im Gegensatz zu Venture-Capital-Investoren investieren sie primär in reife, etablierte Unternehmen und nicht in Neugründungen. Der Einstieg eines Private-Equity-Investors kann besonders dann sinnvoll sein, wenn Finanzbedarfe außerhalb des normalen Geschäftsbetriebes auftreten, wie z. B. Wachstumsinvestitionen, eine geringe Eigenkapitalquote oder ein Gesellschafterwechsel. Auch bei Konflikten zwischen den familieninternen Anteilseignern kann eine Private-Equity-Gesellschaft als moderierender Dritter hinzugezogen werden. Da die Eigenkapitalfinanzierung mit deutlich höheren Risiken verbunden ist als Fremdkapital, erwarten die Investoren auch deutlich höhere Renditen, i. d. R. im zweistelligen Bereich.

Wie sieht der Private Equity Markt in Deutschland für Familienunternehmen aus?

Der Private-Equity-Markt in Deutschland hat sich erst in den letzten 20 Jahren zu einem reifen und effizienten Markt entwickelt, in dem sich mittlerweile rund 260 Gesellschaften tummeln. Diese halten rund 6.900 Beteiligungen und verwalten ca. 39 Mrd. EUR. Ein Großteil der Beteiligungen ist im Mittelstand angesiedelt und beinhaltet mehrheitlich Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern 1 Million Euro Umsatz. Familienunternehmen finden sich unter ihnen jedoch nur selten. Private-Equity-Investoren fehlt oft noch das Verständnis für die Besonderheiten von Familienunternehmen, sodass die Erfolgsbilanz noch nicht sehr groß ist. Maximal 10 Gesellschaften investieren zurzeit systematisch im deutschsprachigen Raum in Familienunternehmen.

Wie finden Familienunternehmen den richtigen Private-Equity-Partner?

In Familienunternehmen hält traditionell die Gründerfamilie die Gesamtheit oder die Mehrheit aller Anteile. Oft ist ein Großteil des Familienvermögens in dem Unternehmen gebunden. Die Finanzierung von Familienunternehmen ist auf langfristige Entwicklung, Flexibilität und geringe Mitspracherechte anderer Beteiligter ausgerichtet. Zu den klassischen Finanzierungsformen gehören thesaurierte Gewinne (96%), lang- und kurzfristige Kredite (87% bzw. 83%) und Leasing (77%).

Unternehmer sollten sich möglichst frühzeitig darüber klar werden, welche Ziele und Auswahlkriterien sie mit einem Private-Equity-Investor verbinden. Dies erleichtert die Recherche und Gespräche mit möglichen Kandidaten. Zu den wichtigsten Auswahlkriterien zählen:


  • Equity Story (Einstieg, Weiterentwicklung, Ausstieg)
  • Unternehmensbewertung und Wertsteigerungshebel
  • Beteiligungsquote und Einflussgrad
  • Beteiligungsansatz und Haltedauer
  • Wissen über / Erfahrungen mit Familienunternehmen
  • Historie
  • Personen und persönliche „Chemie“

Worauf ist bei der Zusammenarbeit mit Private Equity Investoren zu achten?

Wichtig ist es, einen klar strukturierte Prozess bei der Beteiligung zu verfolgen und die Stolpersteine in jeder Phase zu erkennen und sich entsprechend vorzubereiten (S. Abb).

  1. Investitionsphase

    Das gegenseitige Kennenlernen und der Vertragsabschluss zählen z.B. zu dieser Phase. Im Vertrag sollen alle zentralen Punkte abgestimmt werden, wie z.B. Beteiligungsumfang- und dauer, Methode zur Unternehmensbewertung sowie Beteiligungszeitraum.

  2. Beteiligungsphase

    In dieser Phase wird der Investor ggf. stark in die Geschäftsentwicklung eingreifen, um das Familienunternehmen weiterzuentwickeln. Viele Private Equity Gesellschaften pflegen ein gutes Netzwerk aus Experten und Geschäftspartners, welches sie dem Unternehmen schrittweise zugänglich machen. Die Mitbestimmung eines Dritten mag für den ein oder anderen Eigentümer ungewohnt sein, da er bislang alle Entscheidungen weitestgehend unabhängig treffen konnte.

  3. Desinvestitionsphase

    Die Exitphase des Private-Equity-Investors ist besonders wichtig und sollte schon bei Vertragsabschluss festgelegt werden. Für mittelständische Unternehmen kommen insbesondere drei Exit-Optionen in Betracht:

  •  Trade Sale:

    Verkauf an einen strategischen oder industriellen Investor

  • Secondary Sale:

    Verkauf an eine andere Private Equity Gesellschaft

  • Buy-back:

    Rückkauf der Anteile durch die Altgesellschafter 

Grundlagen

Die Publikation „Familienunternehmen und Private Equity: Voraussetzungen, Prozesse und Ergebnisse beim Einsatz von familienexternen Kapitalgebern“ wurde vom Wittener Institut für Familienunternehmen der Universität Witten-Herdecke und DZ Private Equity in 2012 veröffentlicht.

Schlagworte zum Thema:  Finanzierung, Investment