Zwar stellt die Gesundheitsindustrie einen nachhaltigen und wachsenden Markt dar, jedoch ist dieser gekennzeichnet von zahlreichen Herausforderungen. Neben der Digitalisierung spielen auch regulatorische Aspekte eine eklatante Rolle. Der Pharmagroßhändler McKesson Europe AG nimmt diese Risiken an und entwickelt daraus Zukunftschancen. Daniel Saur erläutert die Vorgehensweise und verrät, welche 6 Schlüsseltrends dabei identifiziert wurden.

Trends im Gesundheitsbereich: Neue Wettbewerber

Der Gesundheitsmarkt ist von einem gravierenden Wandel geprägt. Die daraus resultierenden Veränderungen ziehen nicht unbemerkt an der Branche des Pharmagroßhandels vorbei. So drängen neue Wettbewerber in den Markt, die in der Vergangenheit diesen Geschäftsbereich wenig tangierten und greifen damit fundierte Geschäftsmodelle etablierter Unternehmen an. Pharmagroßhändler müssen ihre Zuliefernetzwerke optimieren, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, zum Beispiel um langfristig gegen den weltweiten Online-Giganten Amazon im Falle eines Markteintritts bestehen zu können. 

Staat beeinflusst Preise und Vertriebsnetz

Jedoch sind es nicht nur Konkurrenten, die McKessons Geschäftsleben herausfordern. Staatliche Regulierungen spielen eine maßgebliche Rolle. So gibt es klare Vorgaben hinsichtlich der Verkaufspreise von rezeptpflichtigen Medikamenten. Kürzt der Staat sein Budget für Gesundheitsausgaben, so bleiben die Verkaufspreise niedrig. Dies wirkt sich folglich negativ auf die Margen der beliefernden, beziehungsweise der produzierenden Unternehmen aus, da diese ihre Produkte zu extern diktierten Preisen vertreiben müssen. Bei gleichzeitig steigenden Supply-Chain-Kosten stellt dies eine echte Herausforderung dar. Auch ist die Niederlassung von Apotheken staatlich reguliert, sodass Unternehmen der Branche Einschränkungen ihrer Vertriebsnetze erfahren müssen.

Eines der größten Spannungsfelder, so der Referent, sei die Zunahme der Gesundheitskosten bei gleichzeitiger Kürzung der staatlich kontrollierten Gesundheits-Budgets. Der Anstieg der Kosten sei durch den demographischen Wandel sowie der technologischen Entwicklung, und hier besonders der Personalisierung von medizinischen Prozessen, zu erklären. Hinzu kämen noch die länderspezifischen Regulierungen, die das Geschäft von international agierenden Unternehmen der Gesundheitsbranche erschweren, da jedes Land andere Spezifika aufweise.

6 Schlüsseltrends bilden Grundlage für strategische Ausrichtung

In ihrem jährlich stattfindenden Strategieprozess hat McKesson sechs Schlüsseltrends definiert, welche maßgeblich für die Zukunft der Stakeholder und somit auch für das Unternehmen relevant sind. Gemäß Saur bilden diese Faktoren die Grundlage für strategische Entscheidungen im Unternehmen.

  • Demographischer Wandel: Wie oben erwähnt, führt dieser zu höheren Gesundheitskosten, welche sich negativ auf die Marge von McKesson auswirken können. Aber auch die Bedürfnisse einer älteren Gesellschaft verändern sich. Diese zu kennen sei essenziell, um als Unternehmen der Gesundheitsbranche weiter bestehen zu können.
  • Neue Wettbewerber: Hierbei stellt sich die grundlegende Frage: „Freund oder Feind?“. Sauer sieht eine große Chance in Kollaborationsmöglichkeiten mit neuen Wettbewerbern und das daraus resultierende Potenzial, McKessons Marktmacht gegen die Konkurrenz zu verteidigen und nachhaltig zu stärken.
  • Digitale Gesundheitsdienste: Ermöglicht durch eine zunehmend digitalisierte Welt, gewinnen digitale Gesundheitsdienste zunehmend an Bedeutung. Dazu zählen online-Doktoren, digitale Datenspeicherung, digitale Rezepte, diverse Gesundheits-Apps und vieles mehr. Für McKesson bedeutet dies, digitale Trends zu beobachten und zu evaluieren, welche Entwicklungspotenziale das Unternehmen realisieren kann.
  • Konsumerismus: Kunden bzw. Patienten fühlen sich verantwortlicher für ihre Gesundheit und sehen sich durch die Vielzahl von Informationen medizinisch besser informiert als früher. Unternehmen stellt sich die Frage,  wie man mit dem erweiterten Wissen der Konsumenten umgeht und was dies für das eigene Geschäft bedeutet.
  • Speciality: Die Bedeutung von Spezialmedikamenten und –behandlungen nimmt durch den technologischen Fortschritt zu. Hohe Wachstumsraten in diesem Bereich sind attraktiv für Unternehmen. Auch McKesson fokussiert sich und evaluiert kontinuierlich, wie sie dieses Segment noch besser bedienen können
  • Daten: Die Sammlung von Gesundheitsdaten ist mittlerweile in Echtzeit möglich. Durch sogenannte „Wearables“ können Patienten- und Kundendaten immer und zu jeder Zeit erfasst werden. Unternehmen wie Apple nutzen diese Daten, um neue Geschäftsmodelle zu kreieren. Etablierte Unternehmen der Pharmaindustrie müssen hier mithalten, um ihre Position gegen die neu aufstrebende Konkurrenz zu verteidigen, so Daniel Saur.

Patient im Mittelpunkt der Strategie

Für Daniel Saur ist klar: Erfolgreich ist nur das Unternehmen, welches sich am besten den Bedürfnissen seiner Kunden anpasst. Für McKesson bedeutet dies maximale Patientenorientierung durch das Vorantreiben der Digitalisierung. Dazu erläutert er, dass die Gesundheitsbranche eines der am wenigsten digitalisierten Industrien der heutigen Zeit sei. Das vielfältige Entwicklungspotenzial mache die Branche auch für die Zukunft attraktiv, sowohl für etablierte Unternehmen als auch für neue Player. Somit würden Patienten zukünftig aus einem breiteren Angebotsspektrum wählen können und diejenigen Dienstleistungen und Produkte bevorzugen, welche ihre Bedürfnisse am besten befriedigen. Bei jeder strategischen Entscheidung von McKesson sei also die Patientenperspektive wichtig, da sie maßgeblich über den zukünftigen Erfolg entscheide.

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