Relevante Trends bei Planung und Budgetierung

Trends bereits in der Praxis erleben – das bot die diesjährige Planungsfachkonferenz. Die Vorträge lieferten nicht nur die jeweiligen Ansätze, sondern auch die Lessons Learned der Referenten einschließlich kritischer Kommentare und Hinweise auf Stolpersteine in Projekten.

Die verschiedenen Vorträge zeigten auf, wie namhafte Unternehmen ihre Planungs- und Forecast-Prozesse neu gestaltet haben. Dabei zeigten sich deutlich einige übergreifende Entwicklungen:

  • Die Nutzung von Treibermodellen hilft, strategische Überlegungen für die operative Planung zu konkretisieren und einen modernen Top-down-Ansatz im Sinne des Frontloading umzusetzen.
    Die Vorträge von Plansee, FESTO und dem Flughafen München zeigten, wie mit Treibermodellen die Planung neugestaltet werden kann. Jedes Unternehmen hat individuelle Schwerpunkte gesetzt, aber auf vergleichbaren Prinzipien und Grundlogiken aufgesetzt. Die TED-Umfrage unter den Konferenzteilnehmern zeigte, dass 31 % der Teilnehmer schätzen, dass die treiberbasierte Planung in den kommenden 1‒2 Jahren zum Standard wird. 49 % meinten, dies werde in 3‒5 Jahren der Fall sein.
  • Professionelle IT-Unterstützung wird mehr und mehr zum „Muss“.
    Alle Vorträge enthielten einen Abschnitt zur jeweiligen IT-Unterstützung des Planungs- und Forecast-Prozesses durch moderne Planungstools. Am häufigsten eingesetzt wurde das SAP-Planungstool BPC („Business Planning and Consolidation“), wobei die Anwendungsvarianten ein breites Spektrum umfassten. Dieses reichte von der Ablegung qualitativer und quantitativer „Strategy Sets“ im Tool bei Plansee bis zur Automatisierung des Forecast bei Paulaner. Aber auch andere Tools sind möglich. Der Vortrag des Flughafens München schilderte ein Beispiel für einen professionellen Softwareauswahlprozess und die in diesem Zuge gemachten Erfahrungen.
  • Mit Predictive Analytics und statistischen Ansätzen bietet sich zukünftig verstärkt eine Möglichkeit, den Forecast zu automatisieren.
    Der Vortrag von Paulaner demonstrierte anschaulich, wie dort der Absatz-Forecast unter Nutzung von statistischen Methoden in großem Maße automatisiert erfolgt und welche Herausforderungen dabei überwunden werden mussten. Horváth & Partners zeigten weitergehende Möglichkeiten, die sich im Zuge von Digitalisierung und Big Data bieten. Der überwiegende Teil der Konferenzteilnehmer (70 %) nutzt aktuell keine Statistik im Forecast. Dennoch gehen 20 % der Teilnehmer davon aus, dass dies in den nächsten 1‒3 Jahren eine wesentliche Rolle in ihrem Unternehmen spielen wird und 43 % sagten, dass dies in 4‒6 Jahren der Fall sein werde.
  • Größere Veränderungen wie der Übergang auf eine treiberbasierte Planung erfordern einen Kulturwandel im Unternehmen, der möglichst aktiv gesteuert werden sollte. Wiederholt wiesen die verschiedenen Referenten darauf hin, dass ein Kulturwandel (oder neudeutsch „Change“) ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Neugestaltung von Steuerungsprozessen sei. Der Vortrag von BayerHealthcare zeigte eindrucksvoll, wie Bayer diese Herausforderungen beim weltweiten Rollout eines Planungsansatzes und -tools für die Legal Entities angegangen und professionell bewältigt hat. Erst durch diese begleitende „organisatorische Umsetzung“ kann das Unternehmen den vollen Nutzen der konzeptionellen Veränderungen realisieren.
  • Personalkostenplanung mit dem HR-Bereich.
    Der Vortrag von Linde zeigte, wie die Planung der zentralen Kosten mit Fokus auf die Personal- und Personalkostenplanung im Zusammenspiel mit dem Personalbereich („HR“) gelingen kann. Dies dürfte vielen (Konzern-)Controllern helfen, die sich mit dieser Aufgabenstellung regelmäßig schwer tun.

Durch die offene Kommunikation der Lessons Learned der Referenten einschließlich kritischer Kommentare erhielten alle Anwesenden ein realistisches Bild davon, was ein solches Projekt für ein Unternehmen bedeutet und welche Herausforderungen zu bewältigen sind. Werden auch in ihren Unternehmen entsprechende Veränderungsprojekte gestartet, können die Konferenzteilnehmer die Anregungen nutzen und so nicht nur den Projektaufwand und -nutzen realistisch einschätzen, sondern auch so manchen „Stolperstein“ vermeiden.

Schlagworte zum Thema:  Planung, Budgetierung, Strategie