Neben den Produktionsprozessen wollte die Digital Factory von Siemens auch die Finanzprozesse digitalisieren. Ein Anlass war die langwierige und komplexe Planung. In einem Pilotprojekt sollten deshalb Effizienz, Qualität und Flexibilität mit softwaregestützten Treibermodellen gesteigert werden.

Ausgangssituation und Vision

Die Digital Factory ist eine Division der Siemens AG und bietet integrierte Softwaresysteme und Automatisierungslösungen für produzierende Unternehmen an. Sie unterstützt ihre Kunden dadurch in der Digitalisierung der Produktion und Sicherstellung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit. Die Lösungen der Digital Factory ermöglichen es, Produkte und Leistungserstellung in digitalen Systemen abzubilden und dadurch die Entwicklung und Markteinführung der Produkte wesentlich zu beschleunigen.

In diesem Umfeld der Digitalisierung ganzer Produktionen stellt sich natürlich auch die Frage nach einer Digitalisierung der Prozesse innerhalb der Finanzorganisation. Vor diesem Hintergrund stellten Stefan Pierer von Esch, Head of Planning & Controlling der Digital Factory, und Katharina Hagl, Controlling Professional, den ersten Schritt der digitalen Transformation der Planung der Digital Factory vor.

Ihre Vision zielt darauf ab, die strategische und die operative Planung zu digitalisieren. Für die operative Planung sollen zunehmend Predictive-Analytics-Methoden genutzt werden. Die strategische Planung soll mittels Simulation verschiedener Szenarien auf Basis von treiberbasierten Modellen effizienter und effektiver werden.

Digitalisierung der strategischen Planung als Pilotprojekt der digitalen Transformation

Innerhalb der Division wurde die Planung als zu lang und zu komplex empfunden. Bisherige Ansätze zur Verbesserung konnten häufig lediglich kleine Veränderungen verzeichnen. Ausgehend von dieser Problemstellung sollte in einem ersten Schritt die strategische Planung neu aufgesetzt werden.

Neben der Digitalisierung der Planung in einer integrierten Softwarelösung über die verschiedenen Business Units und Segmente der Division hinweg standen drei wesentliche Ziele im Fokus:

  1. Effizienz: Die Erstellung von Businessplänen der verschiedenen Business Units und Segmente sollte stärker automatisiert und standardisiert erfolgen.
  2. Qualität: Die Einführung von geschäftsmodellspezifischen Treibermodellen sollte Transparenz über die Ursache-Wirkungszusammenhänge ermöglichen.
  3. Flexibilität: Durch den gezielten Einsatz von Szenario-Modellierung sollten Diskussionen und Entscheidungen unterstützt werden.

Umsetzung

Die Basis zur Erreichung der Ziele bilden geschäftsmodellspezifische Treibermodelle. Diese wurden gemeinsam mit dem Partner Valsight in einem Simulationstool abgebildet. Im Rahmen der Planung wird das „SimTool“ mit vorhandenen Ist-Daten sowie zentral festgelegten Basisannahmen befüllt. Basisannahmen bestehen sowohl auf Ebene der Division als auch Business Units und bilden damit Rahmenbedingungen für die Planung der Business Units bzw. Segmente. Ist-Daten und Basisannahmen ergeben eine Basis-Simulation und werden um Maßnahmen erweitert, die zur Erreichung der strategischen Ziele aufgelegt werden sollen.

Durch das Ein- bzw. Ausschalten von Maßnahmen und die direkte Abbildung der Effekte im zugrundeliegenden Treibermodell können Szenarien über die gesamte Division hinweg ad-hoc simuliert werden. Die anschließende Diskussion der Planung beschränkt sich auf genau diese definierten Maßnahmen und Auswirkungen und ist damit losgelöst vom „Basisgeschäft“.

Zusätzlich zur Abbildung der Treibermodelle und Möglichkeit zur Simulation verschiedener Szenarien bietet das Simulationstool diverse Visualisierungs- und Analysemöglichkeiten an. Die automatisierte Erstellung im Tool führt dazu, dass das aufwendige manuelle Aufbereiten von Präsentationen und Dashboards vollständig entfällt und so mehr Zeit für Analysen und Beratung geschaffen wird.

Fazit und Lessons learned

Insgesamt wurde laut Herrn Pierer von Esch und Frau Hagl mit dem Pilotprojekt der Grundstein der digitalen Transformation der Planung gelegt. Eine neue Qualität der Planung konnte insbesondere dadurch erreicht werden, dass Transparenz über Ursache-Wirkungszusammenhänge geschaffen wurde, verbunden mit einer deutlich gesteigerten Automatisierung der Planung. Dadurch konnten Ressourcen effektiver verteilt und der Planungszyklus verkürzt werden.

Aus diesem Pilotprojekt wurden zudem wertvolle Erkenntnisse für weitere Transformationsvorhaben gewonnen. Als zentrale Erfolgsfaktoren sind die klare Definition des Einsatzzweckes zu Beginn und die Abwägung zwischen Nutzen und Komplexität des Treibermodells anzusehen. Für das Treibermodell gilt dabei die Maxime „So viel Komplexität wie nötig, so wenig wie möglich“. Zudem sollten der Faktor Mensch und der notwendige Kulturwandel bei der Einführung solcher Lösungen nicht unterschätzt werden. Die insgesamt sehr positive Erfahrung mit dem Pilotprojekt und die gewonnenen Erkenntnisse sollen zukünftig für die Ausweitung des Tools sowie das Einführen neuer Tools im Bereich der operativen Planung und des Forecasts genutzt werden.

Hier geht's zur Bilderserie "Katharina Hagl und Stefan Pierer von Esch, Siemens AG, Planungsfachkonferenz 2017"

Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, Planung