Planungshilfe ADDIE: Zielgerichtet Unterweisungen planen

Besonders wer didaktisches oder methodisches Know How in der Ausbildung nicht so intensiv gelernt hat, ist in der Planung von wirksamen Unterweisungen oft überfordert. Da es dennoch im Verantwortungsbereich von SiFas liegt, qualitativ hochwertige Unterweisungen durchzuführen, ist die Planungshilfe ADDIE ein nützliches Instrument.

Das ADDIE-Modell entstammt der Bildungsplanung und beinhaltet ein Phasenmodell, wie es der Deming-Cycle (plan, do, check, act) für das Projektmanagement darstellt.

Unterweisung planen mit ADDIE

Die fünf Buchstaben stehen jeweils für einzelne Phasen, die nacheinander durchlaufen werden und die sicherstellen, dass man zumindest keine wichtigen Punkte unberücksichtigt lässt:

A : Analysephase

D : Designphase

D : Developmentphase

I : Implementationsphase

E : Evaluationsphase

Analysephase

In dieser Phase stellt sich der Planer ein paar wichtige Kernfragen, die den momentanen Ist-Zustand sowie den gewünschten Soll-Zustand beschreiben: Wer sind die Lerner, was Wissen sie bereits, was wissen sie noch nicht? Und was sollen sie später können oder wissen? Wie groß ist die Lücke? Es lohnt sich, sich besonders über die Fragen der Lernziele gründlich Gedanken zu machen: Handelt es sich um theoretisches oder praktisches Wissen? Wie kann ich möglichst präzise beschreiben, woran ich später erkennen könnte, dass das Wissen verinnerlicht wurde?

Neben diesen inhaltlichen Fragen sind Aspekte der Organisation und Administration zu klären: Wie lange können Beschäftigte an der Unterweisung teilnehmen – ist die Verträglichkeit mit den „normalen“ Arbeitsaufgaben abgeklärt (dies gilt insbesondere für Führungskräfte)? Gibt es einen Raum, in dem die Unterweisung ungestört ablaufen kann oder einen abgegrenzten Arbeitsplatz, an dem beispielsweise praktische Demonstrationen stattfinden können?

Designphase

In dieser Phase wird festgelegt, wie die Unterweisung „designt“, also gestaltet sein muss, damit die Teilnehmenden der Unterweisung vom festgestellten Ist-Zustand zum erwünschten Soll-Zustand kommen können. Dabei kann aus der ganzen Bandbreite didaktischer Methoden ausgewählt werden:

  • Ist zu Beginn eine kurze theoretische Einführung möglich oder nötig?
  • Soll am Anfang ein Brainstorming stattfinden oder bearbeitet man Fallbeispiele?
  • Ist es für die Betonung der Wichtigkeit bestimmter Inhalte förderlich, wenn z. B. der Werkleiter vorbeikommt und dem Thema ein gewisses Gewicht verleiht?

Auch soziale Aspekte wie z. B. die Integration von Partner- oder Gruppenarbeiten werden hier festgelegt – der Prüfstein ist jeweils, ob eine Aktivität den anfangs festgelegten Zielen dient.

Das Ergebnis dieser Phase ist ein Ablaufplan für die Unterweisung. Grundsätzlich gilt: Alles, was länger als eine Stunde dauert, sollte grob in einem Ablaufplan festgeschrieben werden, der in 10-Minuten-Schritten festhält, was wann geschieht und welches Material dafür nötig ist.

Developmentphase

In dieser Phase wird das benötigte Material „hergestellt“, das in der Designphase im Ablaufplan beschrieben wurde. Es ist sinnvoll, bereits vorhandenes Material zunächst zu sichten und auf Tauglichkeit hin zu bewerten, bevor man sich selbst an die oft sehr aufwändige Materialproduktion macht. Ggf. reicht es, Material zu verändern und es so aufzubereiten.

Wichtig ist, keine Unterlagen, die eigentlich einem anderen Zweck dienen, als Schulungsmaterial zu verwenden – dies gilt insbesondere für Handbücher oder Bedienungsanleitungen. Oft ist dieses Material in einer bestimmten, für Unterweisungen ungeeigneten Sprache verfasst und stiftet mehr Verwirrung. Es gilt also, daraus die benötigten Elemente zu verwenden und dem Schulungszweck nicht dienliche Teile zu entfernen.

Das Ergebnis dieser Phase sind im Allgemeinen Übersichten, Schaubilder, Arbeitsblätter, PowerPoint-Folien, vertiefende Texte sowie Anschauungsobjekte, wie z. B. Teile der PSA, die für den Einsatz in der Unterweisung passend aufbereitet werden.

Implementationsphase

In dieser Phase findet die Unterweisung tatsächlich statt und im Optimalfall läuft alles nach Plan: Die Unterlagen stehen kopiert bereit, der Raum ist technisch vollständig vorbereitet, der Beamer funktioniert, die Teilnehmenden wurden rechtzeitig eingeladen und wissen, worum es in der heutigen Unterweisung gehen soll.

Dem Trainer kommt die Aufgabe eines Begleiters zu, der für seine Lerner Material zur Verfügung stellt, sein Wissen teilt, Fragen beantwortet und darauf achtet, niemanden im Unterweisungsgeschehen „abzuhängen“ oder zu frustrieren. Fällt dem Unterweisenden auf, dass jemand nicht mehr mitkommt oder dass sich ein Teil der Gruppe langweilt, sollte er eingreifen und entsprechend unterbrechen – im Optimalfall hat er z. B. für eine fortgeschrittene Untergruppe von Lernenden schwerere Aufgaben oder Fallbeispiele dabei, die bearbeitet werden können, bis man die „abgehängten“ Lerner mit den fehlenden Informationen versorgt hat.

Evaluationsphase

In dieser Phase blickt man als Unterweisender gemeinsam mit der Gruppe zurück auf den Anfang und die Ziele, die gemeinsam gesetzt wurden. Damit soll geprüft werden, ob die Lernziele erreicht wurden – spätestens jetzt lohnt es sich, wenn man in der Analysephase den Aufwand vor präzisem Formulieren der Lernziele nicht gescheut hat. Handelt es sich um theoretische Lernziele, bieten sich entsprechende Testverfahren an: Fachbegriffe können erklärt, Zusammenhänge erläutert, Arbeitsschritte der Reihe nach aufgezählt werden. Die Wichtigkeit einer Maßnahme kann beschrieben werden, ebenso wie Ausnahmen oder Spezialfälle. Praktische Handgriffe (Anlegen der PSA) können einfach vorgeführt werden.

Stellt man als Unterweisender fest, dass bestimmte Inhalte nicht (vollständig) aufgenommen wurden, sollte die Maßnahme ggf. wiederholt werden – bei Bedarf auch nur in Teilen oder für einen Teil der Gruppe.

Achtung: Kein Schulgefühl!

Keiner mag es, wenn (vor einer Gruppe) festgestellt wird, dass man etwas nicht verstanden hat. Es ist wichtig, mit dem Selbstverständnis eines Lernbegleiters den Schluss zu ziehen, dass man seine Unterweisungstätigkeit dann nicht gut genug auf die Gruppe abgestimmt hat und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Das heißt: Man bietet eine Fragemöglichkeit an, eine Praxisstunde oder das Nachliefern von zusätzlichem Material. So wird auf Dauer einer konstruktiven Lernumgebung beigetragen, bei der Beschäftigte gern teilnehmen und sich bemühen, aktiv im Geschehen dabei zu sein.

Didaktische Methoden für Unterweisungen

Lebenslanges Lernen: Lernanlässe im Arbeitsschutz

Tipps zur Gestaltung von Unterweisungen für Nicht-Muttersprachler

Schlagworte zum Thema:  Unterweisung, Arbeitsschutz