Didaktische Methoden für Unterweisungen
Didaktische Methoden tragen dem Umstand Rechnung, dass Menschen am besten lernen, wenn Unterrichtsmaterial den Gehirn- und Lernprozessen angepasst präsentiert wird.
Das Gehirn als Computer?
Vielfach wird das Gehirn mit einem Computer gleichgesetzt, das Langzeitgedächtnis entspricht in diesem Bild immer der Festplatte. Heute wissen wir, dass die Tatsache, dass z. B. der Lehrer in der Schule allen Schülern das Gleiche erzählt, mitnichten dazu führt, dass alle Schülerinnen und Schüler am Ende der Unterrichtsstunde das Gleiche gelernt bzw. behalten haben – so einfach ist es dann doch nicht!
Aktive Auseinandersetzung als Schlüssel zum Lernerfolg
Stattdessen gibt es viel mehr Einflussfaktoren, die den Lernerfolg bestimmen, wie z. B. das Vorwissen, Interesse und die Motivation, sich mit dem angebotenen Lernstoff zu beschäftigen. Ein Haupteffekt von didaktisch hochwertigen Methoden ist also, möglichst jedem Lernenden einen Zugangspunkt zum Material anzubieten.
Anders als das „Speichern auf der Festplatte“ sichert nämlich die aktive Auseinandersetzung mit dem Material viel eher ab, dass Inhalte verstanden und dauerhaft im Gedächtnis verankert werden. Dazu passt auch das sehr alte, aber in diesem Kontext immer wieder angeführte Zitat von Konfuzius, der schon vor über 2500 Jahren gesagt hat: „Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“
Methode 1: Kopfstand
Wir alle sind seit der Schulzeit bemüht, Fragen richtig zu beantworten, die richtige Lösung zu finden und falsche Antworten und Lösungswege zu vermeiden – schließlich haben sie zu schlechten Noten geführt! In der Kopfstandmethode wird dieses Prinzip umgekehrt und es wird bewusst danach gefragt, was man z. B. in einem Arbeitsablauf alles falsch machen kann. Dieser Kniff kann in mehreren Variationen angewendet werden:
Variante A: Als Unterweisender verkündet man, dass man in der nun folgenden Zusammenfassung des letzten Abschnitts/der eben gehörten Einheit mehrere Fehler einbauen wird. Es obliegt den Lernenden, gut zuzuhören und die Fehler alle zu identifizieren. Dabei können die eingebauten „Fehler“ natürlich von ganz leicht (grobe Fehler, die auch ein Laie mit gesundem Menschenverstand identifizieren könnte) bis hin zu sehr schwer (z. B. Fehler in Kennzahlen oder Detail-Aspekte von Ausnahmeregelungen) variiert werden – je nachdem, auf welchem Level man das Wissen der Lernergruppe einschätzt. Am besten ist ein guter Mix, damit einige Fehler leicht gefunden werden können, andere wiederum des Nachdenkens und der Diskussion z. B. im Team bedürfen.
Variante B: Die Kopfstandmethode kann auch als Teamarbeit eingesetzt werden, wo zwei Lernende sich gegenseitig einen 3-minütigen Vortrag halten und Fehler einbauen. Die Herausforderung kann sein, entweder so viele Fehler wie möglich zu machen oder die Fehler so geschickt wie möglich zu verstecken. Dabei muss sich zunächst der Erzählende mit dem Inhalt auseinandersetzen und sich überlegen, wo er welche Fehler einbauen kann. Auch beim Zuhören und „Fehler aufspüren“ wird der Stoff nochmals gehört, reflektiert und geistig bearbeitet.
Methode 2: Titelblatt
Als Grundlage hierfür fungiert ein vorbereitetes Flipchart-Plakat, das mit verschiedenen „Kästchen“ vorbereitet wird.
Die Wandzeitung kann mehreren Zwecken dienen: Zum Einen kann sie zu Beginn einer Unterweisungseinheit dazu eingesetzt werden, das Vorwissen der Lernenden zu aktivieren und abzuprüfen. So kann beispielsweise das Thema „Einsatz meiner PSA“ auf der Wandzeitung dargestellt werden: Die Bestandteile der PSA können benannt werden, ihre Funktion erläutert und ggf. mit einer Grafik ergänzt werden. Damit es Spaß macht, kann ein reißerischer Titel vorher eingefügt oder von den Lernern selbst gefunden werden („PSA – Ihre Wintermode für die Saison 2019/20“).
Die gleiche Funktion kann die Wandzeitung auch am Ende einer Unterrichtseinheit erfüllen – nur dass sie hier der Zusammenfassung der gelernten Inhalte dient und auch dem Unterweisenden aufzeigt, was von den Inhalten besonders gut behalten wurde.
Tipp: Besonders gelungene Exemplare können mit dem Einverständnis der „Verfasser“ auch öffentlich zugänglich (Eingangsbereich, Flur, Pausenraum) aufgehängt werden.
Methode 3: Gruppenpuzzle
Bei dieser Methode wird, wie der Titel sagt, das Thema in einzelne Puzzleteile zerlegt und hinterher wieder zu einem gesamten Bild zusammengefügt. Nehmen wir beispielsweise an, dass das Thema in die Abschnitte A, B und C zerlegt wurde. Das Gruppenpuzzle läuft dann in zwei Phasen ab:
Phase 1: Die Gruppe wird in 3 Untergruppen aufgeteilt, von denen sich eine mit Thema A, eine mit Thema B und eine mit Thema C befasst. Ziel ist, dass alle Gruppenteilnehmer vertieft verstanden habe, was Inhalt A/B/C genau heißt – man soll also Experte für einen Teil der Inhalte werden.
In Phase 2 zerlegen sich die Gruppen und kombinieren sich neu, so dass in jeder Gruppe ein „Experte“ für A, einer für B und einer für C von seinem frisch erworbenen Expertenwissen berichten kann. Dabei findet zwei Mal eine Auseinandersetzung mit den Inhalten statt und wenn man ein Thema so gut verstanden hat, dass man es anderen erklären kann, behält man es selbst meist sehr gut.
Achtung: Da bei dieser Art der Wissensweitergabe keine „Kontrolle“ durch den Unterweisenden stattfindet, kann falsches Wissen ggf. unbeobachtet weitergegeben werden. Diese Methode eignet sich also gut für Stoff mit leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsniveau oder einer anderweitig integrierten Kontrollfunktion, z. B. der Aufgabe, dass jede Gruppe am Ende eine Wandzeitig, siehe Methode 2, gestalten soll. Diese kann dann der ganzen Gruppe vorgestellt werden und der Unterweisende kann etwaige Fehler aufspüren und in der großen Gruppe vorsichtig richtigstellen.
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