New Work: Wie ist es um die Work-Life-Balance in Deutschland bestellt?
Mit den Schlagworten „New Work“ und „Work-Life-Balance“ wird eine neue Arbeitskultur bezeichnet, in der die Arbeit nicht unbedingt an erster Stelle steht und Beruf und Privatleben zunehmend in Einklang gebracht werden. Ob hierfür vermehrte Homeoffice-Arbeit, Remote-Work und flexible Arbeitszeiten hilfreich sind, bleibt abzuwarten. Diese Arbeitsmodelle führen eventuell eher dazu, dass Privat- und Berufsleben so eng miteinander verwoben werden, dass eine mehr oder weniger scharfe Trennung der beiden Lebensbereiche gar nicht mehr möglich ist – also eher zu einem Work-Life-Blending anstatt zu einer optimalen Work-Life-Balance führt.
Eine Milliarden Überstunden im Jahr 2022
Eigentlich stehen die Zeichen in Deutschland nicht gut für eine Arbeitskultur, in der eine ausgewogene Work-Life-Balance eine größere Chance bekommen sollte. Der Fachkräftemangel führt dazu, dass aus Politik und Wirtschaft vermehrt Stimmen kommen, die als Ausgleich für den akuten Personalmangel in einigen Branchen längere Arbeitszeiten für Deutschlands Beschäftigte fordern. Schon jetzt aber müssen die Arbeitnehmer aufgrund des Personalmangels viele Überstunden leisten. Eine parlamentarische Anfrage der Linkspartei im Bundestag ergab, dass im Jahr 2022 rund 583 Millionen Überstunden abgeleistet werden mussten. Hinzu kamen sogar über 700 Millionen unbezahlte Stunden. Immerhin: Dem Statistischem Bundesamt zufolge sei die Zahl der Überstunden im Vergleich zu den vorherigen fünf Jahren sogar leicht rückläufig.
Deutschland mit internationalem Spitzenplatz bei der Work-Life-Balance
Vor diesem Hintergrund erstaunt das Ergebnis einer internationalen Studie des Personaldienstleiters Remote. In dessen aktuellen europäischen Life-Work-Index zum Thema Work-Life-Balance belegt Deutschland immerhin Platz vier. Vor Deutschland waren nur noch Luxemburg (Platz eins), Spanien (Platz zwei) und Norwegen (Platz drei) platziert. Die Faktoren, die zur Beurteilung der Arbeitsplatzqualität bzw. Arbeitnehmerfreundlichkeit in den Nationen berücksichtigt wurden, gehörten unter anderem Mindestlohn, Mutterschaftsurlaub, gesetzlicher Jahresurlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, das Gesundheitssystem sowie das allgemeine „Glücksniveau“.
Kürzere Arbeitszeiten erwünscht
Doch gerade beim „Glücksniveau“ ist anscheinend noch viel Luft nach oben. Der Wunsch bei Deutschlands Arbeitnehmern nach weniger Arbeit und mehr Freizeit ist nämlich trotz des guten Wertes im Life-Work-Index noch längst nicht befriedigt. Die Berufe-Studie 2022 des Versicherers HDI ergab, dass sich von den rund 4.000 befragten Vollzeitbeschäftigten fast jeder zweite (48 Prozent) einen Teilzeitjob wünscht. 76 Prozent der Befragten sprachen sich für die Einführung der 4-Tage-Woche aus, in der Industrieproduktion waren sogar 86 Prozent dafür.
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