Forschungsprojekt Resilire: Resilienz messen und verändern

Resilienz oder auch psychische Widerstandskraft ermöglicht es, mit hohen Arbeitsanforderungen erfolgreich umzugehen und daran sogar zu wachsen. Dr. Nina Pauls von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Dr. Roman Soucek von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Gespräch mit der Haufe-Arbeitsschutz-Redaktion.

Resilienz betrifft dabei nicht nur den einzelnen Mitarbeiter, sondern auch Teams und ganze Organisationen. Im Forschungsprojekt Resilire werden Instrumente zur Messung und Veränderung von Resilienz entwickelt.

Wie äußert sich Resilienz im Arbeitsleben?

Nina Pauls: Resilienz wird dadurch definiert, dass man Krisen oder stressige Situationen erfolgreich bewältigt und gestärkt aus solchen Phasen herausgeht. Dies bedeutet, dass es nicht nur wichtig ist, ob man eine resiliente Person ist, sondern was man tatsächlich unternimmt, um eine Krise zu bewältigen. Dieses resiliente Verhalten betrachten wir als entscheidenden Faktor, um eine Krise letztlich zu bewältigen.

Wie kann ich meine Resilienz testen?

Roman Soucek: Im Projekt Resilire wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem man sein resilientes Verhalten testen kann. Sie finden diesen Fragebogen im Internet unter www.resilire.de. Dort können Interessierte den Fragebogen ausfüllen und ihre Ergebnisse mit 2.000 Befragten vergleichen.

Wie kann man Resilienz lernen und verändern?

Nina Pauls: Resilienz bezeichnet zum einen personale Ressourcen und zum anderen das soeben erwähnte resiliente Verhalten. Beide Aspekte eignen sich als Ansatzpunkte zur Verbesserung der eigenen Resilienz. Man kann seine Ressourcen stärken oder sich Verhaltensstrategien zurechtlegen, auf die man in einer Krise zurückgreifen kann. Im Projekt Resilire haben wir u.a. Online-Trainings entwickelt, um personale Ressourcen der Resilienz zu stärken. Diese Trainings fördern den achtsamen Umgang mit sich selbst, den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und eine positive Denkweise.

Im Arbeitsleben ist man in der Regel Mitglied eines Teams oder einer Organisation. Können diese auch resilient sein?

Roman Soucek: Resilienz in Teams und Organisationen bezieht sich vor allem auf die Interaktion der Beschäftigten. Ein resilientes Team erkennt und kommuniziert eine Abweichung zwischen Anforderungen und Ressourcen, und passt die eigenen Ressourcen und Prozesse zügig an die geänderte Situation an. Wenn beispielsweise Teammitglieder ausfallen oder es Lieferengpässe gibt, passen sich resiliente Teams schnell und flexibel an die neuen Gegebenheiten an. Eine Organisation ist dann resilient, wenn sie dieses Erkennen von Diskrepanzen und die Anpassung der Ressourcen fördert und unterstützt.

Wie kann die Resilienz eines Teams oder einer Organisation eingeschätzt werden?

Roman Soucek: Auch dazu entwickeln wir gerade ein Instrument. Dieses enthält Fragen, die Beschäftigte in Hinblick auf ihr Team bzw. ihre Organisation beantworten. Bei der Teamresilienz steht vor allem die soeben beschriebene Zusammenarbeit im Team im Vordergrund. Bei der organisationalen Resilienz wird erfragt, inwieweit die Organisation diese Prozesse im Team unterstützt.

Wo kann man mehr über diese Instrumente erfahren?

Nina Pauls: Am 13. Oktober 2016 werden die Instrumente im Rahmen eines Workshops bei der Messe „Arbeitsschutz aktuell“ vorgestellt. Wir arbeiten außerdem gerade mit Hochdruck an einer Online-Plattform, die alle Instrumente zur Nutzung bereitstellen wird. Nähere Informationen finden Sie unter www.resilire.de.

Hintergrundinformationen

Resilienz oder auch psychische Widerstandskraft ermöglicht es, mit hohen Arbeitsanforderungen erfolgreich umzugehen und daran sogar zu wachsen. Für Unternehmen liegt der Wert von Resilienzförderung im Aufbau positiver Einstellungen, Verhaltensweisen und Denkansätze, die psychischen Belastungen und Gefährdungen beim Eintreten hoher Anforderungen vorbeugen und damit die Beschäftigten auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt „Resilire – Altersübergreifendes Resilienz-Management“ entwickeln die Partner Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, GALA e. V., Haufe Lexware GmbH, Volksbank Freiburg eG Instrumente zur Resilienzförderung (z. B. Online- und Präsenzcoachings, Train-the-trainer- und Multiplikatorenschulung) und erproben sie im betrieblichen Einsatz.

Die hier entwickelten Instrumente zur Resilienzförderung im Unternehmen werden im Rahmen eines halbtägigen Workshops auf der Arbeitsschutz Aktuell im Oktober 2016 in Hamburg vorgestellt. 


Siehe auch

Arbeitsschutz Aktuell 2016: Resilienz als Erfolgsfaktor

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